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Arbeit & Soziales

Solidarische Quarantäne

Liebe Freund_innen und Besucher_innen des freiLand,

auf­grund der voran­schre­i­t­en­den Aus­bre­itung des Coro­n­avirus möcht­en wir Euch informieren, wie wir mit dieser Sit­u­a­tion umge­hen wollen und was wir denken, auch gesellschaft­spoli­tisch wichtig wer­den wird.

Das frei­Land ste­ht u.a. für Begeg­nung, Aus­tausch, Her­zlichkeit, Lebens­freude und Offen­heit. Wenn wir dazu beitra­gen möcht­en, dass die begin­nende Epi­demie so ver­läuft, dass sie gesellschaftlich und infra­struk­turell zu bewälti­gen ist, soll­ten wir uns ver­ant­wor­tungs­be­wusst und ratio­nal ver­hal­ten, uns lieber nicht mehr so viel knud­deln und keine Ver­anstal­tun­gen durch­führen, bei denen sich (viele) Men­schen tre­f­fen und poten­tiell gegen­seit­ig ansteck­en kön­nen. Denn das Gefährliche am Coro­n­avirus ist u.a. seine lange Inku­ba­tion­szeit (bis zu 14 Tagen), in der men­sch noch keine Symp­tome hat, aber andere Men­schen infizieren kann.

Deswe­gen wer­den wir ab sofort bis vor­erst 21.04.2020 alle öffentlichen Ver­anstal­tun­gen, Theater‑, Sport- und Kun­stkurse, Work­shopange­bote, Sem­i­nare, etc. im frei­Land absagen bzw. pausieren.

Des weit­eren nehmen wir in den kom­menden Tagen an diversen Organ­i­sa­tions- und Inforun­den teil und wer­den uns inten­siv darum bemühen in unserem Umfeld zu unter­stützen, trans­par­ente Infor­ma­tio­nen bere­itzustellen und ver­ant­wor­tungs­be­wusste Entschei­dun­gen zu treffen.

Die meis­ten Vere­ine und Ini­tia­tiv­en wer­den ihren nor­malen Büroall­t­ag im Rah­men der Möglichkeit­en weit­er laufen lassen, so dass ihr uns bei Anliegen weit­er­hin erreicht.

Und nun noch ein paar all­ge­meine Gedanken über unseren eige­nen Tellerand hinaus:

Die meis­ten von uns – in der Regel jün­geren Alters und ohne Vor­erkrankun­gen – wer­den bei ein­er Covid19-Erkrankung ein paar mehr oder weniger beschissene Tage haben. Aber alle, die 65-plus sind und alle, die es schon ein­mal am Herzen, an der Lunge oder auch mit dem Immun­sys­tem hat­ten, soll­ten sich dur­chaus Sor­gen machen. Und auch wenn es die meis­ten von uns nicht wirk­lich übel erwis­chen wird, wir wer­den die Krankheit an andere weit­er­tra­gen. Und wir haben alle Großel­tern, ältere Nachbar*innen oder ver­rentete Ex-Kol­le­gas. Es muss jet­zt u.a. darum gehen, uns sol­i­darisch um Risikop­er­so­n­en zu küm­mern, ihnen beispiel­sweise, wenn das gewün­scht ist, unnötige Aufen­thalte in Super­märk­ten oder Ähn­lichem zu ersparen.

Unsere Sol­i­dar­ität muss jet­zt zudem allen gel­ten, die in dieser Sit­u­a­tion im Gesund­heitswe­sen arbeit­en und das auch weit­er­hin tun wer­den, ungeachtet per­sön­lich­er Risiken.

Darüber hin­aus­ge­hend soll­ten wir uns vor allem dafür inter­essieren, was gesellschaftlich und poli­tisch erwart­bar ist. Wenn zum Beispiel Inten­siv­bet­ten nur noch nach Ern­st­fal­lkri­te­rien aus einem Krieg oder nach Geld­beu­tel und Beziehun­gen zugeteilt wer­den. Es wird dann bes­timmt nicht nur um plumpen Ras­sis­mus gehen („Bet­ten nur für Deutsche…”), es wird dann auch um Klassen­fra­gen und um Fra­gen gesellschaftlichen Einge­bun­den­seins gehen – es ist zu ahnen, welche Patient_innen am Ende die Arschkarte ziehen.

Was sich eben­so abze­ich­net ist die Ver­schlechterung der Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen von ohne­hin benachteiligten Grup­pen. Ger­ade prekär Beschäftigte, in „Mini­jobs” Schuf­tende, aber auch die, die sich als „Freie” oft genug von einem Job zum näch­sten hangeln, wer­den in Kürze vor großen Prob­le­men ste­hen. Viele wer­den voraus­sichtlich bald ganz ohne Einkom­men daste­hen, z.B. in der Gas­tronomie, im Messe­bau oder der Ver­anstal­tung­stech­nik. Auch die anderen, Befris­tete, Mini­job­ber und Zweitjobber_innen oder hinzu­ver­di­enende Rentner_innen, wer­den in Not ger­at­en. Bleiben sie zuhause, ver­lieren sie ihr Einkom­men und vielle­icht den Job, gehen sie weit­er Pakete oder Piz­za aus­fahren, wer­den sie möglicher­weise krank und infizieren danach andere. Dass sie – wie die Wirtschaft und abse­hbar­erweise auch Teile des Mit­tel­stands – unter einen „Ret­tungss­chirm” der Poli­tik geholt wer­den ist zweifelhaft.

Von Woh­nungslosen, Ille­gal­isierten, Men­schen in Lagern und anderen Grup­pen gar nicht zu reden. Deren Prob­leme, die schon im Nor­malmodus nie­man­den inter­essieren, wer­den bei den bevorste­hen­den Entschei­dungs­find­un­gen keine Berück­sich­ti­gung find­en. Wenn es um poli­tis­che Forderun­gen geht, müssen wir diesen Grup­pen unsere Möglichkeit­en, Öffentlichkeit herzustellen, zur Ver­fü­gung stellen.

Natür­lich kann am Ende auch alles halb so schlimm gekom­men sein. Doch wir soll­ten uns auch auf ein schlecht­es Szenario ein­stellen und hof­fen, dass es nicht so verläuft.

Bleibt informiert auf unseren Kanälen — wir hal­ten Euch auf dem Laufend­en über weit­ere Entwick­lun­gen und Entscheidungen.

Kommt gut durch die kom­mende Zeit!
Achtet aufeinan­der und seid sorgsam.

Eure frei­Land Community


Große Teile dieser Mit­teilung sind direkt oder indi­rekt aus diesem Text zitiert: https://justpaste.it/ruhevordemsturm

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