(Klaus D. Grote) NEURUPPIN Für die Sozialdemokraten kommt es diesmal wirklich dicke: Nicht
nur, dass die meisten ihrer früheren Wähler am Sonntag zu Hause blieben und
nicht abstimmten, nein, 16- und 17-Jährige degradierten die SPD bei der
“Juniorwahl” zu einer Minipartei mit nur 8,4 Prozent der Stimmen im Kreis.
Die Berlin-Brandenburgische Landjugend (BBL) hatte von Montag bis Sonntag in
sieben Landkreisen und in Cottbus Jugendliche aufgerufen, in Klubs und
anderen Einrichtungen, per Post, SMS oder im Internet abzustimmen. Das
Ergebnis des Stimmungstests zeigt ein erschreckendes Ergebnis: Die
rechtsgerichtete NPD erreichte landesweit 11,9 Prozent. Im Landkreis
Ostprignitz-Ruppin sieht es noch schlimmer aus: 19,3 Prozent stimmten für
die NPD, die DVU erhielt 7,2 Prozent und die ebenfalls rechte DSU bekam wie
die Schill-Partei 1,2 Prozent der insgesamt 83 Stimmen. Das Ergebnis der CDU
gibt mit 31,3 Prozent den Landestrend wieder. Die SPD liegt hingegen
gleichauf mit der FDP. Die PDS erhielt 6, Bündnis 90/Grüne 3,7 Prozent. 4,8
Prozent der Jugendlichen wählten Einzelbewerber.
“Die Zahlen sind natürlich nicht repräsentativ”, sagte BBL-Referent Dirk
Budach gestern. Aber das Ergebnis dürfte nach seiner Meinung nicht allzu
weit von dem der jungen Erstwähler abweichen. Und da stimme das NPD-Ergebnis
in jedem Fall nachdenklich. Rechtskonservative und rechtsextremistische
Gruppierungen hätten zunehmend starken Einfluss auf Jugendliche. Die BBL
macht hierfür den Abbau von Sozialarbeit verantwortlich. Wenn Jugendlichen
der Ansprechpartner fehle, könne dies verheerende Folgen haben. Die BBL ruft
alle Parteien dazu auf, endlich nach den Ursachen für die geringe
Wahlbeteiligung zu forschen und bedauert zugleich, dass zu diesem Thema
bereits wieder übliche Worthülsen verbreitet worden seien.
Gewählt wurde im Kreis in Temnitz, Kyritz, Neustadt, Rheinsberg und
Wusterhausen. In Temnitz gaben von 15 Jugendlichen sieben ihre Stimme der
NPD, viermal wurde für Einzelkandidaten votiert, jeweils nur eine Stimme
erhielten CDU, DKP, PDS und SPD. Während in Kyritz die DVU die meisten
Stimmen (22,7 Prozent) erhielt, lag in Neustadt die FDP (28,6) vor der NPD
(21,4 Prozent). In Wusterhausen und Rheinsberg lag die CDU vorn, in der
Prinzenstadt sogar mit einem Traumergebnis: 71,4 Prozent der 21
Wahlteilnehmer machten ihr Kreuzchen bei den Christdemokraten (15 Stimmen).
Die NPD wurde hier zweimal gewählt, jeweils nur eine Stimme gab es für DVU,
Grüne, ÖDP und SPD.
Die BBL will die Juniorwahl, die zugleich Forderung nach einer Senkung des
Wahlalters ist, zur Landtagswahl wiederholen — möglichst flächendeckend.
Budach hofft auf die Unterstützung der Schulen für eine höhere Beteiligung.