Zwar kennt die Polizei die Personalien der beiden Männer, die dem
Überfallkommando auf den Sachsendorfer Jugendklub «Fragezeichen» am
vergangenen Wochenende den Weg bereiteten.
Doch für eine Festnahme reichen die Hinweise nach Aussage von Pressesprecher
Roland Kamenz nicht aus. «Ihre Beteiligung entspricht nicht dem Vorwurf des
schweren Landfriedensbruchs, weil sie zwar mit Gewalt die Tür öffneten, sich
aber nicht an der Auseinandersetzung selbst beteiligten.» Wie die
Mitarbeiter des Jugendklubs mitteilen, stürmten am Sonnabend ungefähr 20
Neonazis das Gebäude und verletzten mehrere Besucher mit Tritten und
Schlägen so schwer, dass diese im Krankenhaus behandelt werden mussten (die
RUNDSCHAU berichtete).
Inzwischen hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen und sein Team
aufgestockt: Kümmerten sich am Wochenende noch vier Mitarbeiter um den Fall,
sind es inzwischen sieben.
Mit Erschrecken reagiert der Cottbuser Aufbruch, ein Aktionsbündnis für ein
gewaltfreies tolerantes Miteinander, auf den Vorfall. In einer Erklärung des
Bündnisses heißt es: «Die Polizei muss jetzt zügig diese Straftat aufklären.
Es handelt sich hierbei nicht um Streiche, nicht um Hausfriedensbruch oder
nur Körperverletzung. Diese Tat ist organisierte Kriminalität mit
rechtsextremem Hintergrund und somit ein Angriff auf unsere demokratischen
Grundrechte.»
Die Jugendlichen, die sich eigene Räume für ein kulturelles Leben in der
Stadt geschaffen hätten, seien gezielt und planmäßig überfallen worden,
erklärten die Sprecher des Bündnisses, die SPD-Landtags abgeordnete Martina
Münch und Andreas Rothe.
Der Überfall zeige den erschreckenden Organisationsgrad Rechtsextremer,
deren Vorgehen an ein Rollkommando erinnere und in seiner Brutalität
schockierend sei.
Der Überfall zeige aber auch, dass die rechtsextreme Szene in Cottbus und
der Region weiterhin aktiv sei und dass noch mehr Anstrengungen nötig seien,
diesen braunen Sumpf trockenzulegen.