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Stolpersteine” in Gedenken an Nazi-Opfer

Fürsten­walde (MOZ) In 60 Orten der Repub­lik gibt es sie schon, nun werden
sie in Fürsten­walde ver­legt: “Stolper­steine”. Mit den zehn mal zehn
Zen­time­ter großen Beton­steinen, auf denen eine Mess­ing­plat­te mit Daten
befes­tigt ist, soll an Opfer des Nation­al­sozial­is­mus erin­nert werden.
Jugendliche, Mit­glieder der Plat­tform gegen Rechts sowie das Städtische
Muse­um begin­nen dem­nächst mit der Recherche. 

1992 hat­te der Kün­stler Gunter Dem­nig die Aktion Stolper­steine ins Leben
gerufen. Sie erin­nert an jüdis­che Opfer, Homo­sex­uelle, poli­tisch Verfolgte,
Sin­ti und Roma und Euthanasieopfer, die zur Naz­izeit ermordet oder
deportiert wur­den. Die Steine wer­den im Gehweg vor dem let­zten bekannten
Wohnort ein­ge­lassen. Auf der Mess­ing­plat­te ste­hen der Name, das
Geburts­da­tum, das Datum der Depor­ta­tion und kurz das weit­ere Schicksal -
sofern bekan­nt. Die Idee, diese Aktion auch nach Fürsten­walde zu holen, habe
es schon länger gegeben, sagte Muse­um­sleit­er Gui­do Stro­hfeldt. Allerdings
seien die Dat­en sehr spärlich. 

Aus dem Adress­buch der 30er-Jahre lasse sich zum Beispiel nicht ermitteln,
ob jemand Jude war oder nicht. “Wir ken­nen nur aus einem Verze­ich­nis ein
paar männliche Namen des Vor­standes der jüdis­chen Gemeinde”, sagt Guido
Stro­hfeldt. Eine Recherche im Standesamt­sreg­is­ter sei aus
daten­schutzrechtlichen Grün­den sehr kompliziert. 

Auf­schluss über das Schick­sal der jüdis­chen Fürsten­walder — immer­hin wohnten
150 Juden vor der Vertrei­bung und Ver­nich­tung in der Stadt — erhofft sich
der Muse­um­sleit­er aus Unter­la­gen, die im Lan­deshauptarchiv in Potsdam
lagern. “Dort gibt es die Akten des Ober­fi­nanzpräsi­den­ten”, so Strohfeldt.
In diesen sind die Ver­mö­gens­fra­gen von Juden verze­ich­net, bevor sie
deportiert wur­den. Auch Trans­portlis­ten seien vorhan­den. Es gebe wohl auch
Akten von Fürsten­waldern, habe eine erste Anfrage erbracht. Über eine Roma-
und Sin­ti-Fam­i­lie seien eben­falls Doku­mente vorhan­den. Am 15. April werde
eine kleine Gruppe — Schüler und Gui­do Stro­feldt — zum Recher­chieren nach
Pots­dam fahren. 

Par­al­lel dazu wird erforscht, ob Behin­derte aus den Samarit­er­anstal­ten der
so genan­nten Euthanasie zum Opfer fie­len. “Das Prob­lem ist, dass wir da gar
keine Akten haben”, so Stro­hfeldt. Friedrich Stachat habe sich mit dem Thema
schon beschäftigt und her­aus­ge­fun­den, dass an einem Tag in den 30er Jahren
auf­fäl­lig viele, näm­lich 35 Abgänge, zu verze­ich­nen waren. 

“Wir freuen uns aber auch über Hin­weise jedes Fürsten­walders”, hofft Guido
Stro­hfeldt auf weit­ere Quellen. Der erste Stolper­stein soll am 1. Dezember
ver­legt werden.

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