Südbrandenburg — Lange Zeit war nichts mehr von der NPD und seinem braunen Gefolge in Südbrandenburg zusehen , ein paar Naziaufkleber hier ein paar kleine Schmierereien da was aber eigentlich nichts ernstes für diese Region bedeutet.
Dieser ruhige Zustand ließ selbst dem Verfassungsschutz glauben die NPD werde nicht so massiv zu den Wahlen in Erscheinung treten und nur vereinzelt wie beispielsweise in Cottbus kandieren.
Die letzten Tage zeigten aber deutlich das die NPD aus ihrem kurzen Dornröschenschlaf erwacht ist und auf breiter Front angreift. So trafen sich am 12. und 13. August ca. 10–20 NPD (u.a. Andreas Storr) und „Freie Kräfte Cottbus“ Nazis vor dem technischen Rathaus in Cottbus um Passanten zu einer Unterschrift zu bewegen die es der NPD ermöglichen soll am 28. September zu den Kommunalwahlen zugelassen zu werden. Da es scheinbar aber nicht so einfach ist für jeden Bezirk in Cottbus 20 Faschos zur einer Unterschrift im Rathaus zu bewegen, holte sich die NPD Verstärkung aus der Oberlausitz die gleich mit einem alten VW Transporter die Nazis vor der Haustür abholten und vor dem Rathaus abgesetzt haben. Begleitet wurde diese ganze Aktion von einigen Antifaschisten die aber bei der Vielzahl von Nazis und der zu kurzen Mobiliserungszeit nicht verhindern konnten das die NPD alle erforderlichen Unterschriften für die Zulassung zu den Kommunalwahlen zusammen bekommt.
Damit aber nicht genug, bestärkt durch den Erfolg in Cottbus trafen sich am 19.08 mehrere Nazis in Döbern und Forst um ebenfalls Unterschriften vor dem Rathaus zu sammeln. Dies konnten sie allerdings nicht ganz Ungestört tun. Da einige AntifaschisteInnen und Antifaschisten vor Ort aktiv störten und Bürger über den rechten Rattenfang aufklärten und ebenfalls Info-Material verteilt haben. So standen die Faschos einige Zeit ziemlich allein und verlassen in Döbern vor dem Rathaus und telefonierten wie wild um Verstärkung zu ordern die leider nicht kam.
In Forst eine ähnliche Show, ein paar Nazis die verzweifelt versuchten Unterschriften zu sammeln, vernachlässigt von den Bürgern und umringt von ca. 20 Antifas. Diesmal hielten es die Nazis aber nicht solange aus und flüchteten nach einer weile zu ihren Kameraden nach Döbern um nun mit geballter Kraft ihre Unfähigkeit zu präsentieren und sich wieder dem Gelächter und ein paar Wurfgeschossen der örtlichen Aktivisten auszusetzen um dann endlich die Heimreise anzutreten.
Aber nicht nur die NPD war die letzten Tage aktiv. Auch die „Freien Kräfte Cottbus“ ließ es sich nicht nehmen auf sich und dem Bruchpiloten Rudolf Heß aufmerksam zumachen. So besprühten sie einige Wände im Cottbuser Stadtteil Schmellwitz und klebten in der ganzen Stadt dutzende Aufkleber, diese wurden aber am folgenden Tag erfolgreich entfernt bzw. mit Antifa Stickern überklebt worden.
All diese Aktionen der Nazis zeigen aber eins deutlich das die Faschos es wohl wieder wissen wollen und in den kommenden Wochen mit deutlich mehr Stress zu rechnen ist.
Cottbus — Schmellwitz unter rechter Proprganda
Vermutlich in der Nacht vom 17 zum 18.08, anlässlich der Heß-Gedenktage, haben Nazis der „Freien Kräften Cottbus“ im Stadtteil Schmellwitz (Cottbus) Aktionen durchgeführt. Von der Bahnhaltestelle Beuchstaße bis Endhaltestelle Schmellwitz, Anger der Linie 1 waren mehrere Aufkleber an Straßenlaternen, Verkehrsschildern, Haltestellen und Hauseingängen geklebt worden. Mit 4 gesprühten Schablonenbildern mit dem Abbild von R. Heß, haben sie zudem nach ihren Denken die Endhaltestelle Schmellwitz Anger “verschönert”. Die Umgebung der Straße Zuschka in Neuschmellwitz wurde mit 6 Schablonenbildern verunstaltet. Mittlerweile sind die meisten, der auf mehr als 50 geschätzten Aufkleber, entweder von einigen wenigen wachsamen BürgerInnen entfernt bzw. von Antifaschisten innerhalb kürzerer Zeit überklebt worden. Von bundesweit angekündigten Spontan Demonstrationen oder anderen Aktionen war nichts zu spüren.
Die triste Wohngegend Neuschmellwitz bleibt somit weiterhin ein Brennpunkt und Nährboden für nationales Gesindel und das wird sich auch vorerst nicht ändern, denn auch die gut gemeinte Arbeit vom “Stadtteilladen Schmellwitz” kann an der Entwicklung des Viertels wenig ausrichten. Für die meisten der jungen Menschen ist Schmellwitz unattraktiv. Auf rechtsorientierte Propaganda, die fast überall im Viertel vorzufinden ist, kommt so gut wie keine Reaktion seitens der Bevölkerung. Dass Mensch bei sowas unfreiwillig an den Artikel “Wo die Angst regiert” (Zeit, 01.06.2006 Nr.23) erinnert, ist der Beweis dafür, dass seitdem die Entwicklung in Neuschmellwitz nicht steht sondern zurückgeht.
NPD in Forster Innenstadt
Am Dienstag, dem 19. August verteilten vier NPDler in der Forster Innenstadt Handzettel und suchten Personen, die sich noch in die NPD-UnterstützerInnenliste eintragen, damit die Partei bei den Kommunalwahlen im Spree-Neiße-Kreis überhaupt antreten kann. Am Vormittag postierten sich die Rechtsextremen vor dem gut frequentierten Haupteingang des Forster Kaufland-Marktes und begannen, PassantInnen anzusprechen. Die beiden augenscheinlich Hauptverantwortlichen kamen hörbar aus Sachsen, durch ihr Äußeres waren sie nicht als Rechtsextreme zu erkennen. Ihre beiden Helfer zeigten durch T‑Shirts mit den Aufschriften „Sturm 18“(Träger: Markus Noack, Guben) und „White Anger“ jedoch deutlich wessen Geistes Kind sie sind.
Durch das zivile Auftreten der beiden Sachsen ließen sich PassantInnen oft täuschen und in ein Gespräch verwickeln, doch spätestens als klar wurde, wer hier um Unterstützung wirbt, beendeten fast alle das Gespräch und auch viele der Handzettel verschwanden ungelesen in den Mülleimern.
Im direkten Umfeld der ungeliebten Wahlkämpfer versammelten sich nach und nach kritische Forster Bürgerinnen und Bürger und auch die antifaschistische Forster Jugend ließ nicht lange auf sich warten. Die Neonazis waren jetzt deutlich in der Minderheit. Weil sie der Meinung waren, dass sie von den anwesenden AntifaschistInnen bei ihrem Wahlkampf gestört werden, riefen sie die Polizei, die sich jedoch damit begnügte das Geschehen aus der Distanz zu beobachten. Auch die geringe Verstärkung durch örtliche Thor-Steinar-Fans konnte das Kräfteverhältnis nun nicht mehr verändern.
Vielleicht aus Frust über die oft sehr abweisenden PassantInnen oder die Überzahl der GegnerInnen verließen die sächsischen NPDler die Stadt gegen Mittag. Die letzten 5 Nazis sind sogar, um weitere Auseinandersetzungen mit den Antifas aus dem Weg zugehen , weggerannt. Wahrscheinlich haben sie es aber dennoch geschafft alle für die Kandidatur nötigen Unterschriften zu sammeln, was bedeutet, dass bis zu den Kommunalwahlen mit erhöhter Präsenz NPD und Co. in den regionalen Fußgängerpassagen gerechnet werden muss.