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Toleranz-Theke in schwierigem Revier

Immer wieder der Max-Club!” Han­nelore Jokuff hört schon nicht mehr hin.
“Wenn etwas passiert, heißt es sofort: Es waren Rechte. Und alles, was
rechts aussieht, heißt Max-Klub.” Die gel­ernte Kindergärt­ner­in und
Fam­i­lienpflegerin lebt selb­st im Bautzen­er Plat­ten­bau­vier­tel Gesundbrunnen,
wo der Klub liegt. Sie ken­nt die “ver­dammt schwierige Sozial­struk­tur”, wie
sie sagt: viel Allein­erziehende, viele Arbeit­slose, viele Kinder aus
bina­tionalen Verbindun­gen, zunehmend Spätaussiedler. 

“Der rein­ste Nährbo­den für aller­lei krude Ideen, natür­lich auch rechtes
Zeug”, erzählt sie. Und mit­ten­drin liege halt der Max-Club. Natür­lich kämen
so auch die Recht­en dor­thin. “Sollen wir sie etwa draußen lassen?”, fragt
sie. Es bleibe ihr gar nichts übrig, als sich dem zu stellen. Die
54-jährige, die ihre drei Töchter weit­ge­hend allein groß zog und schon lange
Groß­mut­ter ist, klagt nicht darüber. Sie sieht im “Max” ihren Lebensinhalt,
sechs­mal die Woche, von 14 bis 22 Uhr. 

Den Namen hat der Tre­ff daher, dass er in der Max-Planck-Straße liegt;
Träger ist die Arbeit­er­wohlfahrt. Aber es sei “natür­lich kein rechter, nur
eben ein offen­er Jugend­klub”, wie es so keinen zweit­en in Bautzen gebe,
erzählt die Chefin. Da träfen sich auch Tech­nof­reaks, Break­dancer, Stinos,
sog­ar eine Bal­lettgruppe und die Spunde der Feuer­wehr. Für sie ist es eine
“Art akzep­tierte Jugen­dar­beit mit jun­gen Recht­en”. Richtige Nazis kämen aber
nicht rein, sagt sie res­o­lut. “Auch kein­er mit Springer­stiefeln oder
Hak­enkreuz. Da bin ich richtig streng und erteile blitzschnell Hausverbote.”
Doch die meis­ten “der Skin­heads und Mitläufer will ich schon auffangen”,
meint sie, will ihnen “neue Per­spek­tiv­en aufzeigen”. 

Und sie kann auch was vorzeigen, ihre LOS-Gruppe etwa. Der Name ste­ht für
“Lokales Kap­i­tal für soziale Zwecke”, wohin­ter sich ein EU-finanziertes
Sozialp­pro­jekt des Bun­des ver­birgt. Diese gestelzte Formel hat wohl noch nie
ein­er der 15 Kids gehört, die sich im “Max” zu ein­er bizarren Therapie
tre­f­fen. Unter ihnen sind Rap­per, Linke, sozial Benachteiligte,
Afrodeutsche, die in anderen offe­nen Klubs nicht über die Diele kämen, auch
rechte Aussteiger und welche, “die noch fest dazu gehören”, erzählt sie. So
hät­ten sie anfangs auch auf­passen müssen, “dass sie sich nicht gegenseitig
die Köppe ein­hauen”. Denn die kon­träre Truppe war dazu ver­don­nert, auf
Gedeih und Verderb stets mittwochs drei Stun­den miteinan­der auszukommen.
Anfangs sei es nur über granti­gen Smalltalk gelaufen, meist zu vorgegebenen
The­men, wie Gewalt und Tol­er­an z. Doch so kam man sich näher. Die verordnete
Enge ver­hin­derte erst ein Weglaufen, mit der Zeit auch das Weghören. Sie
macht­en gemein­sam Sport oder kocht­en zusammen. 

Heute ist es eine feste Gruppe, eine Art “Keimzelle dafür, dass trotz
unter­schiedlich­er Inter­essen und Welt­sicht­en ein Miteinan­der möglich ist”,
freut sich Han­nelore Jokuff. So habe man den Zirkel für weitere
Inter­essierte geöffnet.

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