POTSDAM Max Klaar gibt nicht auf. Der Vorstand der Traditionsgemeinschaft
Glockenspiel (TPG) empfiehlt seinen Mitgliedern zwar die Auflösung des
Vereins. Die für den originalgetreuen Wiederaufbau der Garnisonkirche
gesammelten Spenden sollen jedoch unter Obhut der eigens gegründeten
Stiftung Preußisches Kulturerbe gemehrt und weiter für das Bauvorhaben in
der umstrittenen Reinform bereitgehalten werden: “Sollte es im Laufe der
Zeit möglich sein, die Forderungen der TPG doch noch durchzusetzen, stellen
wir dazu das Kapital zur Verfügung”, heißt es im jüngsten Rundbrief an die
Spender.
Am Donnerstag soll der symbolische Grundstein für eine neue Garnisonkirche
gesetzt werden, die nach dem aktuellen und von der evangelischen Kirche
unterstützten Konzept als Versöhnungszentrum genutzt würde. Anhänger des
65-Millionen-Euro-Projektes erhoffen sich von diesem Tag einen großen Schub.
Noch sind weder das Baugrundstück noch die Finanzen klar.
Doch Arag-Sprecher Klaus Heiermann, dessen Firma auf dem Baugrund das
Rechenzentrum vermietet, sagte gestern auf Anfrage, dass am Donnerstag eine
Lösung bekannt gegeben werde. Und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte
gestern auf die Frage nach einem dazu erörterten Grundstücktausch mit der
Stadt, dass man “so gut wie vor der Einigung” stünde. Auch die
Spendensammlung der vor einem guten Jahr mit dem “Ruf aus Potsdam”
gegründeten eigenen Fördergesellschaft für den Wiederaufbau soll am 14.
April publikumswirksam eröffnet werden.
Daneben hofft man weiter auf das Einlenken eines Teils der mehr als 6000
TPG-Spender. Tatsächlich hat der TPG-Vorstand in seinem Rundschreiben allen
Adressaten die Möglichkeit eingeräumt, ihre Spenden per Anweisung “für
andere historische Bauten in Potsdam” frei zu machen. Doch wird dies
deutlich als zweitbeste Lösung dargestellt. Der Vorstand setzt demonstrativ
auf eine Politik des langen Atems: “Wir vertrauen auf die Zeit; der Bau wird
lange dauern, wir sind davon überzeugt, dass Ihre Spenden noch mit ‚großer
Dankbarkeit von uns erbeten werden.”
Die Fördergemeinschaft will den Kirchenbau bis zum 500. Jahrestag der
Reformation am 31. Oktober 2017 schaffen. Auch für den Fall eines erfolgten
Wiederaufbaus ohne die TPG finden sich in dem Rundschreiben Ideen: “Wir
könnten z.B. als fröhlichen Abschiedsgruß an die Evangelische Kirche der
Potsdamer Nikolaikirchengemeinde bei der angelaufenen Renovierung ihres
Gotteshauses helfen und die Überholung eines der vier Engel, die außen die
Kirchturmkuppel rahmen, schenken. So wäre” — dies in kursiv — “ein Engel für
St. Nikolai unser Vorschlag, was wir als letztes dazu geben, wenn Sie
möchten.”
Als anderweitig unterstützenswerte Projekte werden dann etwa das
Preußenmuseum in Wustrau, das Berliner Stadtschloss und der Königsberger Dom
genannt.