Verteidigungsminister Struck will das “Bombodrom“militärisch nutzen
BERLIN/WITTSTOCK — Das Verteidigungsministerium hat gestern die militärische
Nutzung des als “Bombodrom” bekannten Tieffluggeländes in der
Kyritz-Ruppiner Heide bei Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) verkündet. Der 12
000 Hektar große Truppenübungsplatz sei “für das kontinuierliche Üben der
Luftwaffe unverzichtbar”, begründete Minister Peter Struck (SPD) die
Entscheidung. Der Platz biete “ideale Übungsbedingungen für eine
realitätsnahe Ausbildung”. Schon nach den Sommerferien im August sollen nach
dem Willen des Ministeriums die ersten Einsätze geflogen werden.
Die Gegner des Luft-Boden-Schießplatzes wollen hingegen gerichtlich
verhindern, dass es so weit kommt. Rechtsanwalt Reiner Geulen, der
zahlreiche Anliegergemeinden in Nordbrandenburg und Südmecklenburg vertritt,
kündigte gestern Klagen gegen die Entscheidung an. Laut Geulen erlaubt sie
etwa 15 000 Tiefflüge pro Jahr.
Unterschiedlich reagierten die Regierungen in Potsdam und Schwerin.
Brandenburg respektiere den Entschluss und werde keine Klage einreichen,
erklärte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), einst entschiedener
Gegner des Übungsplatzes.
Distanzierter äußerte sich die Regierung von Mecklenburg-Vorpommern.Sie
prüfe, ob das Land klagen werde, sagte der stellvertretende Regierungschef,
Umweltminister Wolfgang Methling (PDS) .
Der PDS-Bundesvorsitzende Lothar Bisky forderte Platzeck auf, dem Schweriner
Beispiel zu folgen. “Die Entscheidung für den größten Truppenübungsplatz
West€pas, die Entscheidung für Tiefflüge und Bombenabwürfe in der Heide
degradiert eine ganze Region im Osten zum Spielball verteidigungspolitischer
Interessen”, erklärte Bisky.
Scharfe Kritik an der Entscheidung, den ehemaligen Bombenabwurfplatz der
Sowjetarmee wieder in Betrieb zu nehmen, äußerten auch die Grünen sowie
Umweltverbände. Sie sei “erstaunt über die Arroganz des Verfahrens”, klagte
die Grünen-Bundesvorsitzende Angelika Beer.
Wirtschaftlich könnte der Norden Brandenburgs von der militärischen Nutzung
des Geländes profitieren. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wird in
Wittstock eine Ausbildungs-Garnison mit 800 Soldaten und 150
Zivilbeschäftigten stationiert. Dies werde jedoch erst dann beschlossen,
wenn der Übungsplatz seinen Betrieb aufgenommen habe.