Der Standort des Lausitzer Klimacamp wird dieses Jahr nicht Jänschwalde sein. Dafür ziehen wir in die City von Cottbus, in Laufweite zur Vattenfall Mining Zentrale und in erlebbare Nähe für interessierte Cottbusser*innen. Hintergrund und wieso, weshalb, warum steht unten.
Es war eine spannungsgeladene Situation, als die Gemeindevertreter*innen der Großgemeinde Jänschwalde/Janšojce am 05.07.2012 zusammen trafen. Während der Sitzung tobte draußen ein schweres Gewitter und auch innerhalb der Runde war es nicht weniger stürmisch.
Aber eines nach dem anderen: Besitzer*innen von Wiesen, die ihr Land der Agrargenossenschaft Jänschwalde/Janšojce verpachtet hatten, und auch die Agrargenossenschaft selbst, wünschten sich für die Bereitstellung einer Wiese für das Klimacamp gerne den Rückhalt der Gemeinde. So befanden sich die Organisator*innen des Lausitzcamps 2012 in einer bisher einmaligen Situation in der Geschichte der Gemeindevertretersitzungen des Ortes, bei der nicht weniger als unser Campplatz auf dem Spiel stand. Ein wünschenswertes Prozedere bei einer solchen Abstimmung wäre gewesen, dass sich die jeweilige Gruppe ihr Vorhaben vorstellt, die Gemeindevertreter*innen Nachfragen stellen und es daraufhin zur Abstimmung kommt.
Unsere Chancen auf eine Wiese standen zu diesem Zeitpunkt auch nicht schlecht; mit der Erfolgsgeschichte des letzten Jahres und zahlreichen vor Ort gesammelten Unterstützer*innen-Unterschriften schien einer Zustimmung nicht allzu viel im Weg zu stehen.
Aber es kam anders: die Vorstellung des Klimacamp wurde in die Bürgerfragerunde nach der Abstimmung verlegt, so dass wir im vornherein keine Chance hatten, die Gemeindevertreter*innen von unserem Anliegen zu überzeugen. Zusätzlich gab es erstmalig in den letzten 20 Jahren in Jänschwalde/Janšojce auf Antrag von Herrn Richter (Gemeindevertreter von Drewitz/Drjejce) eine namentliche Abstimmung, was potenzielle Befürworter*innen des Camps deutlich unter Druck setzte. Das Ergebnis fiel mehr als traurig aus: sieben Großgemeinde-Vertreter*innen stimmten mit „Nein“, drei enthielten sich ihrer Stimme und zwei stimmten mit einem deutlichem „Ja“. Damit war die Ortsentscheidung für das Klimacamp 2012 gefällt worden.
In der Bürgerfragestunde wurden anschließend die Gemeindevertreter*innen mit der Zustimmung der Bevölkerung konfrontiert. Der Gemeindevertretung wurde erklärt, dass ca. 70% der Jänschwalder*innen dem Klimacamp positiv gegenüber stehen würden. Zur Debatte stand nunmehr, für wen hier und heute eine Entscheidung getroffen wurde.
Die prompte Antwort kam aus den Reihen der Bürger*innen selbst. Ein Angestellter von Vattenfall und Einwohner von Jänschwalde-Dorf/ Janšojce explodierte förmlich „Sie machen nur Schaden!“ rief er in die angespannte Situation. Begründet werden konnte diese Aussage nicht, da das Klimacamp des letzten Jahres, auch entgegen der zuvor verbreiteten Stimmung ohne „Schäden“ beendet wurde. Zu spüren ist allerdings unterschwellig die Sorge um einen Konsens im lokalen Verhalten gegenüber Vattenfall. Ein Gemeindevertreter von Grießen/ Gr?šna warf sinngemäß ein: „die Leute, die an der Hoftür nach ihrer Unterschrift zur Unterstützung des Klimacamps gefragt wurden, wissen ja gar nicht, was für die Gemeinde alles auf dem Spiel steht“.
Die Nachfrage von Einwohner*innen, welchen konkreten Nutzen die Gemeinde aus der Verhinderung des Klimacamps beziehen würde, konnte von den Gemeindevertretern nicht beantwortet werden. Nur dass sie im „Hier und Jetzt“ leben und aus der jetzigen Situation das Beste für die Gemeinde herausholen müssen. Für eine „enkeltaugliche“ Politik und ein solidarisches, regionales Wirtschaften für die Zukunft dieser Region steht diese Entscheidung jedenfalls nicht!
Es ist in der „Braunkohleregion Lausitz/?užyca“ intensiv zu spüren, dass ein Konzern, der Milliarden mit der Abbaggerung ganzer Landschaften und Dörfer verdient, mit Hilfe von eigentlichen Entschädigungsleistungen, z.B. landwirtschaftliche Ertragseinbußen oder Häuser- und Straßenrisse durch die Grundwasserabsenkung des Tagebaus sowie mit kleineren freiwilligen finanziellen „Zusatzleistungen“ eine Region subtil versucht zu steuern.
Aber auch: wir setzen hier in Jänschwalde/Janšojce, das dem Kraftwerk lediglich seinen Namen gab, mit unserem Kampf für eine Energiewende, Energiesouveränität und Energiedemokratie an der richtigen Stelle an. Hier geht es nicht nur um ein Klimacamp, sondern um die Zukunft der Region und um die entscheidenden Akteur*innen. Eine Frage, deren Beantwortung schon längst überfällig ist.
Trotz allem: wir freuen uns auf euch auf dem Camp! Macht mit! Strombad Cottbus, Stromstraße 14
P.S. Wir haben während des Camps einige Programmbestandteile nach Jänschwalde/Janšojce verlegt.
Montag, 13.08. – Diskussionsrunde zum Klimacamp in Jänschwalde „Zur Dorfaue“ (K5)
Dienstag, 14.08. – Fußballfreundschaftsspiel SC Jänschwalde : Klimacamp
Donnerstag, 16.08. – Bus-Shuttle von Jänschwalde zum Theatergastspiel „Berliner Compagnie“ nach Cottbus, Strombad
Freitag, 17.08. – Fahrrad-Exkursion zu den Aussichtspunkten Tagebau Jänschwalde/Janšojce
Sonntag, 19.08. – Evangelischer Gottesdienst und gemeinsame Fürbitte in der Kirche zu Jänschwalde/Janšojce
Sonntag und Mittwoch – „Energietour“ – mehrstündige Busexkursion mit Spreescouts zu Eckpunkten der Energiestrategie Lausitz, u.a. Kraftwerk Jänschwalde, Solarpark Lieberoser Heide, Aussichtspunkt Lacoma/?akoma u.a..