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Und jährlich grüßt das “Feiertagsgesetz”

… das ver­bi­etet “öffentliche Tanzver­anstal­tun­gen und Ver­anstal­tun­gen in Räu­men mit Schank­be­trieb, […] am Kar­fre­itag von 0 Uhr bis Karsam­stag 4 Uhr” (FtG §6 Abs.1). Als Begrün­dung dafür wird oft die Ver­let­zung religiös­er Gefüh­le oder Störung religiös­er Riten genan­nt. Dabei ist sehr fraglich, inwieweit diese Begrün­dung in einem Bun­des­land mit 20% Prozent gläu­biger Gesellschaft greift. Selb­st in München (Bay­ern) wird am kom­menden Fre­itag eine offiziell genehmigte Ver­anstal­tung unter dem Titel “Hei­denspaß” stat­tfind­en. Dieser Par­ty voraus ging eine zehn­jährige gerichtliche Auseinandersetzung.
 
Tanzen ist eine Form der Selb­stent­fal­tung, Musik birgt Frei­heit. Und die Frei­heit — sowohl die, gemein­sam zu feiern, als auch jene, sich zu religiösen Feierta­gen zusam­men­zufind­en — endet dort, wo sie die des Gegenübers ein­schränkt. Dass Reli­gion weitaus öfter Men­schen­rechte ver­let­zt als Musik, zeigen his­torische Beispiele wie Kreuz­züge und Inqui­si­tion, aber auch aktuelle wie Homo­pho­bie, die Aufrechter­hal­tung des Patri­ar­chats oder auch (ganz pro­fan) Tanzver­bote. Hier sprechen wir erst ein­mal nur vom Chris­ten­tum, da Kar­fre­itag der Anlass für das anste­hende Tanzver­bot in Bran­den­burg ist.
Im Gegen­satz dazu ist das Spar­ta­cus ein Ort, an dem Men­schen unter­schiedlich­er Hin­ter­gründe zusam­menkom­men und gemein­sam ver­suchen, eine alter­na­tive Kul­tur aufzubauen ohne Reli­gion, ohne Diskri­m­inierung und ohne Zwang. Dafür mit einem kri­tis­chen Blick für Ungerechtigkeit, mit Respekt und jed­er Menge Freude am Tanzen!
Gegen diese Form der gelebten Utopie zeigt sich zu Anlässen wie Kar­fre­itag die Allianz von Kirche und Staat. Ger­ade in ein­er Stadt wie Pots­dam, wo nur 18% der Bevölkerung Christ*innen (rech­ner­isch 30600) sind, sollen über Hun­dert­tausend Men­schen deswe­gen schweigen. Zugle­ich wer­den 16.000 Men­schen, die per Unter­schrift ihren Wider­stand gegen den Neuauf­bau der Gar­nisonkirche erk­lären, kom­plett ignori­ert. Wie gut, dass wir in einem säku­laren Staat leben …
 
Doch in die Schnürsenkel unser­er Tanzschuhe kriegt niemen­sch ‘nen Knoten! Das Spar­ta­cus lädt zum athe­is­tis­chen Nicht-Tanz in gewohnt reflek­tiert­er Gesellschaft. Am Fre­itag fordert die “I will dance” aber Achtung Tanzver­bot, zur Auseinan­der­set­zung mit den Ver­hält­nis­sen. Für alle, die sich auch ohne Gott ganz wohl fühlen
 
Hier einige Berichte aus dem let­zten Jahr https://www.usatoday.com/story/news/world/2017/04/13/no-dancing-good-friday-german-party-goers-rebel/100427164/ https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2017/04/brandenburg-potsdam-karfreitag-streit-um-tanzverbot.html https://www.lr-online.de/nachrichten/brandenburg/es-gehoert-in-die-geschichtsbuecher_aid-2637297

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