Die Silvesternacht in Köln, die Städte Kandel, Chemnitz und Köthen sind zu Schlagworten geworden. Sie stehen für rassistische Mobilisierungen, die eines gemeinsam haben: Sexualisierte Gewalt wird benutzt, um gegen Geflüchtete, Migrant*innen und People of Colour (POC) zu hetzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um reale sexualisierte Übergriffe handelt. Wenn nur der „ferne Verdacht [besteht], dass eine Gewalttat (mit sexueller Komponente) von einem nicht-deutschen Mann begangen wurde, wird sie für Rechte und besorgte BürgerInnen zum Anlass und zur Legitimation rassistischer Hetze, während sexualisierte Gewalt durch weiße deutsche Täter gänzlich ausgespart und damit tabuisiert wird.“ (Berg, Goetz & Sanders, 2018). Zuletzt, vor nur wenigen Tagen, mobilisierten aus genau diesem Anlass sowohl die AfD und die rassistische Initiative Zukunft Heimat, als auch die NPD zu Kundgebungen im Brandenburgischen Königs Wusterhausen.
Unser Text ist in Anlehnung an den Artikel „Toxische Männlichkeit von Kandel bis Chemnitz“ entstanden, der sich mit der Instrumentalisierung sexualisierte Gewalt durch die extreme Rechte beschäftigt und Anfang September kurz nach den Eskalationen in Chemnitz von Anna Berg, Judith Goetz und Eike Sanders auf der Seite des apabiz veröffentlicht wurde. Wir sehen ihn als einen für eine antifaschistische Analyse und Debatte wichtigen Beitrag, da er sich aus feministischer Perspektive den rassistischen Mobilisierungen nähert.
Nun sind einige Monate seit den Eskalationen in Chemnitz und auch Köthen vergangen. Beim #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz setzten 65.000 Menschen ein Zeichen; über 200.000 demonstrierten in Berlin für Unteilbarkeit und Solidarität. Nicht nur die Groß- und Massenaktionen bekommen Zuspruch, auch auf lokaler Ebene, in kleinen Städten in Brandenburg engagieren sich Menschen gegen die rassistische Mobilisierung. Das gibt Kraft und Mut! Aber es ist noch lange kein Grund, sich wieder gemütlich zurückzulehnen.
Wir schauen auf die Lage in Brandenburg und beschreiben, welche Rolle hier „toxische Männlichkeit“¹ spielt. Außerdem wollen wir einige Vorschläge und Ideen für feministische und antifaschistische Interventionen vorstellen.
Chemnitz, Köthen, Cottbus, Königs Wusterhausen
Der Vergleich springt förmlich ins Gesicht: Nach Chemnitz und Köthen blickten viele in Brandenburg nach Cottbus. Würde es hier zur nächsten Eskalation rechter Gewalt kommen? Zu Recht rückte Cottbus in den Fokus, denn hier demonstriert inzwischen seit über einem Jahr die, auch über Brandenburg hinaus vernetzte, rassistische Initiative Zukunft Heimat Hand in Hand mit der Brandenburger AfD. Nachdem anfangs mehrere Hundert Menschen demonstrierten, steigerte sich die Beteiligung in diesem Jahr auf bis zu 3.000 Teilnehmende. Der Anlass: Eine Auseinandersetzung zwischen Rechten und Geflüchteten nach einem Junggesellenabschied Anfang Mai 2017, bei der auch Messer eingesetzt wurden. Dem vorausgegangen waren, laut der Initiative Cottbus schaut hin, rassistische Aufstachelungen durch rechte Hooligans. Ähnlichkeiten zur Mobilisierung in Chemnitz sind – neben personeller Beteiligung – in Cottbus folgende zu beobachten:
Ersten schüren rechte Hooligans wie die Fans des Energie Cottbus um die Hooligan-Gruppierungen Inferno Cottbus, Unbequeme Jugend und deren Umfeld die rassistische Stimmung und damit die Gewaltbereitschaft (zum Zusammenhang von Fußball und Männlichkeit siehe zum Beispiel: hier). Sie stellen nicht nur wesentliche Teile der Zukunft Heimat ‑Demonstrationen, sondern marschierten bereits Anfang 2017, also vor der Demonstrationskampagne, durch Cottbus und riefen „Nafris raus“. Auch an unmittelbaren Angriffen am Rand der Demonstrationen waren sie beteiligt.
Zweitens können RassistInnen in Cottbus, wie auch in Chemnitz, auf eine organisierte rechte Szene zurückgreifen. Den Demonstrationen von Zukunft Heimat gelingt ein Schulterschluss der extremen Rechten von AfD, NPD, Hooligans, ehemaligen Spreelichter-Aktivisten, Aktivisten der Identitären Bewegung, der Kampagne EinProzent, RechtsRock-Musikern und verschiedenen anderen Neonazis. Seit Monaten sagen Umfragen für die AfD in Cottbus die höchsten Wahlergebnisse im Land voraus. Verbindungen der rechten Szene in Cottbus und Südbrandenburg ins benachbarte Sachsen sind über Jahre gewachsen.
Stärker sei der dritte Punkt betont: Auch in Cottbus nehmen die Instrumentalisierung sexualisierter Gewalt und das Bild des männlichen Beschützers einen wichtigen Platz in der Mobilisierung ein. Frauen*, Kinder (und hier insbesondere Mädchen*) und ältere Menschen werden als besonders schutzbedürftige Zielgruppen von Gewalt in der Stadt ausgemacht. Bezüge zu sexualisierten Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015/16, und dem Mord an einer 15-jährigen Jugendlichen in Kandel werden immer wieder hergestellt. Zeitgleich wird auf die Gefahr einer vermeintlichen Islamisierung verwiesen, die bald alle Frauen* unter Schleier hüllt. Junge Mädchen* werden gar auf die Bühne gezerrt, um als Objekt des Beschützers präsentiert zu werden. Frauen* werden dabei stets als passive Opfer inszeniert. Dort, wo Frauen* aktive Rollen übernehmen, tun sie das in der ihnen zugewiesenen Sphäre: Als Mütter, die ihre Töchter beschützen.
Toxische Männlichkeit heißt in Cottbus und auch anderenorts weiße, deutsche, cis-Frauen zu schützen. Sei es die Großmutter vor „kriminellen Ausländerbanden“ ganz im Stile der NPD, oder die junge Frau vor sexualisierter Gewalt, wie sie in Cottbus auf diversen Plakaten und Reden zur Schau gestellt wird. Die Frau ist und bleibt dabei ein Objekt unter Verfügung des Mannes. Sie müsse davor geschützt werden, dass „fremde junge Männer unsere Mädchen als jederzeit verfügbare Beute betrachten“ (EJGF, S.8). Die Täter sind angeblich ausschließlich nicht-weiße Männer. Dass sexualisierte Gewalt hauptsächlich im (familiären) Nahfeld geschieht und die (meist männlichen) Täter häufig Väter, Ehemänner, Bekannte oder Nachbarn sind, wird in dieser Skandalisierung ausgespart genauso wie der Fakt, dass die Fälle häuslicher Gewalt auch in Brandenburg steigen. Die vielen Fälle von familiärer und häuslicher Gewalt und Gewalt innerhalb von (Liebes-)Beziehungen werden dabei jedoch nicht nur innerhalb der extrem rechten Mobilisierung verschwiegen. Auch in Presseberichten zu solchen Fällen von (tödlicher) Gewalt ist nicht selten schlicht von „Familiendramen“ oder „erweitertem Suizid“ zu lesen, wenn ein Mann Frau* und Kinder ermordet, um eine Trennung zu verhindern. Dabei ist diese extremste Form der toxischen Männlichkeit, in der ein Mann über das Leben einer Frau und möglicher Kinder verfügt, nicht geografisch beschränkt: Im Jahr 2017 kamen in Deutschland 147 Frauen bei Fällen häuslicher Gewalt ums Leben. Eine Aussparung dieser Fälle männlicher Gewalt gegen Frauen*, die eben nicht von scheinbar „zugereisten Fremden”, sondern zum großen Teil von hier geborenen Männern ausgeübt wird, weist umso mehr auf die Instrumentalisierung der Thematik zur rassistischen Mobilisierung weiter Kreise hin. Genauso lässt sich das Aussparen von betroffenen Schwarzen Frauen*, Women* of Color und queeren Menschen deuten, die, über die sexistische Diskriminierung hinaus, auch durch rassistische oder homo- und trans*-feindliche Zuschreibungen betroffen sind.
Dabei ist Cottbus nicht der einzige Ort in Brandenburg, in dem ein neues Chemnitz droht. Erst vergangene Woche fanden mehrere Kundgebungen in Königs Wusterhausen statt. Anlass dafür war ein Vorfall Ende November, bei dem eine 15-Jährige zwei Männern einer sexuellen Nötigung beschuldigte. Schnell war klar, dass die Herkunft der Männer die rassistische Stimmung weiter anheizen würde. Dabei gossen Boulevardzeitungen wie Bild und B.Z. fleißig Öl ins Feuer. So zitierte die B.Z. anonym einen Polizisten, der Stadt und Polizeileitung vorwarf, den Vorfall unter Verschluss gehalten zu haben, aus Angst vor rassistischen Ausschreitungen. Die lokale Polizeidirektion wies den Vorwurf zurück. Am 3. Dezember 2018 verkündete schließlich die Staatsanwaltschaft, dass sich die Beschuldigungen gegen die beiden Männer nicht erhärtet hätten. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte der Öffentlichkeit, dass man nicht ausschließen könne, dass die junge Frau den Vorwurf erfunden habe. Doch obwohl die Staatsanwaltschaft kurz zuvor die Vorwürfe gegen die beiden Männer entkräftete, wurde der Vorfall als Aufhänger genutzt, um über die Asylpolitik zu schimpfen und potentielle Opfer (Frauen und Mädchen) zu „verteidigen“. In sozialen Medien werteten RassistInnen die Entkräftung der Vorwürfe als „Fakenews“, die beiden geplanten Kundgebungen wurden trotz der neuen Informationen durchgeführt. Bei der Kundgebung von Zukunft Heimat vor der Stadtverordnetenversammlung, bei der der extrem rechte AfD-Spitzenfunktionär Andreas Kalbitz als Redner auftrat, nahmen allerdings lediglich 70 Menschen teil. Am Bahnhof von Königs Wusterhausen versammelten sich hingegen einige Stunden später mehrere Hundert Menschen. Zu der Kundgebung hatte eine Nein zum Heim-Facebook-Seite aufgerufen, hinter der die NPD steht.
Ob die rassistische Mobilisierung in Königs Wusterhausen fortgesetzt werden soll, ist ungewiss. Derzeit liegen keine Anmeldungen vor. Es lässt sich nur eine vage Vermutung aussprechen, dass die Entkräftung der Vorwürfe gegen die Beschuldigten durch die Staatsanwaltschaft eine weitere Mobilisierung und Eskalation gedämpft habe. Auf der anderen Seite ist auch die Aussage der Staatsanwaltschaft, dass es sich womöglich um eine erfundene Tat handelte, mit großer Vorsicht zu genießen. Zwar gilt seit 2017 im Fall von Vergewaltigung das Prinzip „Nein heißt Nein“. Für die Strafbarkeit eines Übergriffes kommt es danach nicht mehr darauf an, ob mit Gewalt gedroht oder diese angewendet wurde. Und, ob sich die betroffene Person gegen den Übergriff körperlich gewehrt hat. Entscheidend ist – theoretisch –, dass das Opfer die sexuelle Handlung nicht gewollt hat. Dabei hat sich an der Beweislage in den meisten Fällen aber nichts geändert. Betroffene müssen detailliert ihre Peinigung schildern und am Ende steht Aussage gegen Aussage. Ein unsensibler Umgang von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht mit Betroffenen, beispielsweise durch die Bagatellisierung der Tat, führt dazu, dass Betroffene sich nicht ernst genommen fühlen. Kein Wunder also, dass der Strafbestand der Vergewaltigung weltweit eine der niedrigsten Verurteilungsraten aufweist. Zudem sehen sich Frauen* permanent (medial und gesellschaftlich) mit dem Vorwurf konfrontiert, sich Vorwürfe sexualisierter Gewalt auszudenken, um Männer zu Unrecht zu belasten. Die Bereitschaft von Betroffenen überhaupt einen sexualisierten Übergriff oder eine Vergewaltigung anzuzeigen, ist Umfragen zufolge gering, insbesondere, wenn sich der Vorfall im nahen Umfeld ereignet hat (1, 2). Zu groß ist das Schamgefühl, das viele Betroffene empfinden. Jede zweite und dritte Tat bleibt im Dunkelfeld. All diese Gründe führen dazu, dass viele Betroffene eine (juristische) Auseinandersetzung mit dem Täter meiden. Nicht zu unterschätzen ist dabei die doppelte psychische Belastung und weitere Traumatisierung: zunächst durch die aggressiv motivierte Gewalttat selbst, in der Sexualität als Mittel eingesetzt wird, um Betroffene zu erniedrigen und Macht auszuüben und im weiteren Verlauf durch die Aberkennung und Infragestellung der Wahrnehmung der betroffenen Person durch Gesellschaft und Justiz (3, 4).
Feministisch-antifaschistische Intervention
Wie können feministische und antifaschistische Strategien aussehen, die sich gegen die rassistische Instrumentalisierung sexualisierter Gewalt richten, ohne dabei die Glaubwürdigkeit von Betroffenen infrage zu stellen und somit Rassismus gegen Sexismus auszuspielen? Wir haben ein paar Anregungen gesammelt:
1. Vor Ort zu sein und Solidarität zu zeigen, kann nachhaltig wirken. Es gilt, lokale Strukturen zu stärken und Solidarität mit den Betroffenen rassistischer Gewalt zu zeigen. Dabei ist ein martialisches Auftreten im schwarzen Block nicht immer hilfreich, wie es Interventionen in der Vergangenheit gezeigt haben. Das politische Angebot sollte sich an die Bedürfnisse der lokalen Gegebenheiten und potentiellen Bündnispartner*innen anpassen.
2. Zudem sollten wir den Blick für die Betroffenen sexualisierter Gewalt nicht verlieren. Dass es bei den Mobilisierungen in Chemnitz, Köthen, Cottbus und Königs Wusterhausen nicht um das Ernstnehmen von Betroffenen geht, sondern hier die Glaubwürdigkeit von Frauen* gegen Rassismus ausgespielt wird, ist eine Dynamik, die wir schon von der Silvesternacht Köln 2015 kennen. Wir müssen immer wieder aufzeigen, dass der vermeintliche Feminismus des weißen Mannes, kein Feminismus ist, nie war und nie sein wird, sondern Ausdruck einer toxischen Männlichkeit und eines rückwärtsgewandten patriarchalen Weltbildes ist. Dies erkannten schon die Autor*innen des Artikels „Toxische Männlichkeit von Kandel bis Chemnitz“: „Die einzige stichhaltige Argumentation gegen die monokausal-rassistische Erklärung sexualisierter Gewalt und das daraus resultierende Mobilisierungspotential ist der immer wieder zu führende Beweis, dass das Problem nicht die Ethnizität oder die Migrationsgeschichte von Tätern und Betroffenen ist, sondern eine bestimmte Form von Männlichkeit. Ein Identitätsangebot, für das sich Typen aus Tunesien, Afghanistan und Sachsen gemeinsam entscheiden, über alle politischen Grenzen hinweg. Und solange der gesamte Rest der Gesellschaft sexualisierte Gewalt als Resultat dieser Männlichkeit nicht ernst nimmt, werden die faktischen und ausgedachten Betroffenen von ausschließlich als migrantisch gedachter Männergewalt immense mobilisierende Wirkung haben.“ (Berg, Goetz & Sanders) Aus diesem Grund müssen wir eine breite Öffentlichkeit schaffen zur Thematisierung (sexualisierter) Gewalt gegen FLTI*, die sich nicht an der Herkunft und Religion des Täters orientiert. Zeigt euch solidarisch mit allen Betroffenen sexualisierter Gewalt, hört ihnen zu und unterstützt sie. Achtet aufeinander und schaut nicht weg.
3. Wir müssen über „toxische Männlichkeit“ sprechen! Genauso fehlt es im deutschen Sprachraum bisher an einer klaren Benennung der fast alltäglichen sexistischen Morde an Frauen*. Im Englischen existiert seit Langem der Begriff „femicide“, der Morde an Frauen* aufgrund ihres Geschlechts beschreibt. Erst seit kurzer Zeit wird auch in Deutschland das Wort „Femizid“ benutzt, um so die Aufmerksamkeit auf die strukturelle Ebene dieser Morde zu lenken, die eben nicht einfach nur „Tragödien“ sind.
4. Recherche und Informationen sind auch weiterhin wichtig: Der Hinweis, dass in der AfD Nazis aktiv sind, lässt zwar scheinbar kaum jemanden mehr aufschrecken. Doch in den kleinen Städten, in denen wir uns bewegen, spielt dieses Wissen auch weiterhin eine Rolle. Die politische Einordnung und die lokale Wirklichkeit aufzuzeigen, hilft denen, die sich seit Jahren gegen Nazis engagieren und denjenigen, die es sich bisher noch zu bequem gemacht haben, den Ernst der Lage vor Augen zu führen. Recherche kann dabei auch dazu beitragen, die Doppelmoral der Nazis zu offenbaren: Nicht selten versuchen gerade diese sich auf Demonstrationen als besorgte Männer, die sexualisierte Übergriffe verurteilen, zu stilisieren und gleichzeitig politische Gegner*innen in sozialen Netzwerken mit der Androhung sexualisierter Gewalt einzuschüchtern.
5. Wir brauchen breitere Bündnisse – aber nicht um jeden Preis. Feminismus darf nicht gegen Antifaschismus ausgespielt werden. Der Kampf gegen Neonazis und RassistInnen darf nicht auf Kosten feministischer Kämpfe gehen. Zu Recht kritisieren Anna Berg, Judith Goetz und Eike Sanders, dass nicht nur die Geschehnisse in Chemnitz von Männern gemacht werden, sondern auch von Männern analysiert und diskutiert werden. Antifaschistische Politik droht „wieder zur reinen Männersache zu werden“. Seid solidarisch mit anderen Kämpfen! Nur durch mehr Sichtbarkeit von FLTI* in antifaschistischen Debatten und das Zusammenführen feministischer mit anderen politischen Kämpfen, können wir wirksam werden. Dazu gehört auch (wieder) eine verstärkte Kritik an Männlichkeitskonzepten, dem Geschlechterverhältnis und dem Umgang mit sexualisierter Gewalt (nicht nur) in linken Räumen.
6. Zuletzt der in unseren Augen wichtigste Tipp: Achtet auf euch und achtet aufeinander. Die permanente Präsenz von repressiven, reaktionären und menschenfeindlichen PolitikerInnen, AktivistInnen, Demonstrierenden, Statements, Debatten und Aktionen spüren wir im Alltag. Häufig sind wir uns gar nicht klar, dass wir gerade nicht mit individuellen Problemen zu kämpfen haben, sondern sie Abbild der gesellschaftlichen Veränderungen sind. Sprecht über eure Erfahrungen, eure Ängste und darüber, wie diese euch als Individuum und eure politische Arbeit beeinflussen.
Be careful with each other, so we can be dangerous together!
¹ Toxische Männlichkeit meint ein in unserer Gesellschaft vorherrschendes Konstrukt von Männlichkeit. Männlich sozialisierte Personen sollen demnach hart, furchtlos und stark sein. Empathie, Zärtlichkeit oder Achtsamkeit dagegen finden in dieser Vorstellung keinen Platz. Sie wirkt sich auf das eigene emotionale Erleben und die sozialen Beziehungen aus (mehr Informationen dazu u.a. hier: https://missy-magazine.de/blog/2018/08/16/hae-was-heisst-toxic-masculinity/).
Autor: Rachel
Gestern, am 14. November wurde das geplante neue Polizeigesetz für Brandenburg erstmalig im Potsdamer Landtag beraten. Nach dem Willen der Koalition könnte das Gesetz schon im ersten Quartal 2019 beschlossen werden.
Auch die Gegner*innen des neuen Polizeigesetzes haben ihre Arbeit am Mittwoch fortgesetzt. Die Organisator*innen der Großdemonstration am vergangenen Samstag in Potsdam, an der sich 2.300 Personen beteiligt haben, hatten zu weiteren Aktionen in dieser Woche aufgerufen.
Während der Diskussion im Landtag ließen Aktivist*innen ein Transparent mit der Aufschrift „Neues Polizeigesetz stoppen!“ von der Empore. Die Landtagspräsidentin reagierte mit einem Ordnungsruf.
In Cottbus hatte das Bündnis gegen das neue Polizeigesetz in Brandenburg zu einer Kundgebung um 17 Uhr aufgerufen. Die Veranstalter*innen geben die Teilnehmerzahl mit 50 an. Auf der Kundgebung sprachen unter anderem Gegner des Berliner Polizeigesetzes, Fußballfans, eine Vertreterin des Frauencafé Cottbus und ein Mitglied der Internationalen Jugend.
Saskia Thiele, Sprecherin des Bündnisses in Cottbus, bewertete die Aktion positiv: „Hier ist ein wirklicher Querschnitt unserer Stadt zusammengekommen. Wir haben heute als Schüler*innen, Studierende, Fußballfans, linke Aktivist*innen, Industriearbeiter*innen, Lehrer und Renter*innen gemeinsam lautstark gegen dieses undemokratische Gesetz protestiert. So ein breiter Protest ist gut, denn genauso groß ist die Zahl der potentiellen Betroffenen solch eines Gesetzes. Gerade jetzt müssen wir im Bezug auf den weiteren Gesetzgebungsprozess unseren Widerstand entschlossen fortsetzen.“
Inforiot’s Geburtstags-Rückblick
Diesen Samstag, den 17.11., findet endlich Inforiot’s Geburtstags-Zeckentreff statt. Um 20:00 geht es im Spartacus los. Euch erwarten eine Lesung, Konzerte, im Anschluss Party und natürlich alles, was sonst noch zu einer guten Geburtstagsfeier dazugehört.
Als Einstimmung werden diese Woche Redaktionsmitglieder erzählen, wie sie eigentlich zu Inforiot gekommen sind und was das Projekt für sie bedeutet.
Den Anfang macht Summer.
„Ich komme aus einer Kleinstadt im Speckgürtel von Berlin. Geboren bin ich in einem ganz anderen Land. Wie es zu der Zeit nicht ganz unüblich war, ist der Nachbarsjunge irgendwann ein Nazi geworden. Er fing an meine Familie, die einen eindeutig ausländisch klingenden Namen hat, zu terrorisieren, indem er nächtliche Saufgelage bei sich veranstaltete. So eine Plattenbau-Wand ist dünn. Und so kam es, dass ich regelmäßig unter „Sieg Heil“ und „Ausländer Raus“-Rufen sowie dem Trällern von Landser-Songs mitten in der Nacht geweckt wurde. Die Polizei kam hin und wieder an, nachdem meine Eltern dort ganz entnervt anriefen. Aber sobald die Polente weg war, ging der Psycho-Terror von vorne los. Irgendwann reichte es mir und ich beschloss, selbst dagegen vor zu gehen. Während ich vorgab Hausaufgaben zu machen, suchte ich nach Kontakt zu Gleichgesinnten im Internet, denn meine Mitschüler_innen haben sich einen Dreck für Politik interessiert. Ich stieß dabei auf die Seite „antifa.de“. Die schrieb ich dann an. In ihrer Antwort verwiesen sie mich an die Opferperspektive, die lokale Antifa-Gruppe und eben an Inforiot. Das war der Tag, an dem Inforiot meine Verbindung zu einem gewaltigen Micro-Kosmos wurde, in dem ich mich nicht mehr alleine gefühlt habe. Noch bevor ich die Leute aus der lokale Antifa-Gruppe kennenlernen konnte, machten diese Abitur und verpissten sich nach Berlin. Aber Inforiot blieb und wurde zu meinem täglichen Begleiter. Fünf Jahre nach diesem Erlebnis wurde ich dann gefragt, ob ich Teil der Redaktion werden möchte. Mittlerweile bin ich nun fast sieben Jahre dabei und hoffe all denen, die sich in den Kleinstädten und Dörfern auch so ohnmächtig und allein fühlen, wie ich es einst war, Mut und Hoffnung zu geben.“
Heute erzählt Jess seine Geschichte.
„Als Jugendlicher, in einer kleinen Stadt in Brandenburg, ohne Smartphones, gutes Internet oder einen Raum, in dem man sich hätte treffen können, war es manchmal gar nicht so einfach aufzuwachsen und sich politisch außerhalb von Parteien einzubringen. Die Bedrohung durch Neonazis war regelmäßig gegeben und es war auch keine Seltenheit, dass 20 Neonazis vor der Schule warteten, um links aussehende Jugendliche abzufangen und einzuschüchtern. Oft stand man damit allein da oder hatte das Gefühl, nichts machen zu können, da es an eigenen Erfahrungen mangelte und der Austausch mit älteren Generationen von linken Menschen nicht möglich war.
Da fühlt man sich als linker Jugendlicher schnell sehr allein. Mit dem Fachabitur, welches ich in der nächst größeren Stadt machte, lernte ich zum ersten Mal ein Hausprojekt kennen und weitere Menschen, die den Wunsch nach Räumen ohne Neonazis mit mir teilten. Dort hörte ich auch das erste Mal von Inforiot.
Mit dem Umzug in eine größere Stadt in Brandenburg, ergab sich auch die Möglichkeit, sich mit vielen verschiedenen Themen zu beschäftigen. Zentral dabei war immer die Prävention der extremen Rechten, woraus natürlich auch politische Arbeit resultierte, für die IR nicht wegzudenken war. Einerseits war es sehr bestärkend zu sehen, dass so viel in Brandenburg passiert und nicht nur in Berlin. Wie viele linke Häuser es gibt, wie viele Gruppen, Veranstaltungen oder Bildungswochenenden. Das zu sehen gab auf jeden Fall Kraft.
Nach Jahren der politischen Arbeit in Brandenburg blieb IR immer ein fester und wichtiger Bestandteil für mich und somit war es eine große Freude, dann auch gefragt zu werden und selbst dieses, für mich so wichtige, Projekt unterstützen zu können.“
Kalle:
„Nachdem mir Inforiot von einem guten Freund nahe gelegt wurde, fing ich innerhalb kurzer Zeit an, dort genauso oft nach Neuigkeiten zu suchen wie auf linksunten.indymedia. Für mich, als jugendlichen Antifa, war Inforiot nicht nur ein Anschluss an die “Szene”, die es in der eigenen Stadt nicht gab. Inforiot war auch eine Art riesiger virtueller Bibliothek. Ich habe damals auch oder vor allem tagelang ungeduldig auf den nächsten Rechercheartikel gewartet. Egal ob aus Nord‑, Süd, Ost- oder Westbrandenburg, ich habe alles verschlungen.
Ich finde, dass Inforiot eine extrem wichtige Struktur, auch in social media dominierten Zeiten, ist. Obwohl jüngere Menschen mittlerweile oft gar nicht mehr auf Webseiten gehen, weil Facebook alles bis in den Feed liefert, sind und bleiben Projekte wie Inforiot strukturell wichtig.“
Zum Abschluss erzählt Rachel ihre Geschichte zu Inforiot:
„Als ich nach Brandenburg gezogen bin (Ja, bei IR gibt es Leute aus dem kapitalistischen Westen!), war Inforiot meine erste Adresse, um zu schauen, was in meiner neuen (Provinz-)Heimatstadt so geht. Die Übersicht über Gruppen und Projekte war ein guter Einstieg.
Um so cooler, dass ich jetzt Teil des Redaktionskollektives sein kann! Gerade wenn mensch noch nicht so eingebunden ist, sei es, weil mensch neu in der Region oder frisch politisiert ist, ist eine landesweite Plattform enorm hilfreich, um sich zu orientieren.“
Feiert morgen, 17.11.2018, mit uns zusammen im Spartacus den Inforiot-Geburtstag. Wir freuen uns!
Brandenburgs Regierung um Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) will das Polizeigesetz verschärfen. Dagegen regt sich Widerstand. Am 14.11. findet dazu eine Kundgebung in Cottbus statt – genau an dem Tag, an dem die erste Lesung im Potsdamer Landtag stattfinden wird.
Deshalb ruft an diesem Mittwoch das Bündnis #noPolGBbg – ein breiter Zusammenschluss von politischen Initiativen, Geflüchteten, Studierenden und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren – zu einer Kundgebung am Platz am Stadtbrunnen (Heronplatz) in Cottbus auf.
Dazu erklärt Saskia Thiele vom Sprecher*innenrat des Bündnis folgendes: „Das Polizeigesetz soll verschärft werden, um besser gegen Terrorgefahren gerüstet zu sein – aber nicht nur. Von den Gesetzen und ihren Auswirkungen sind letztendlich alle betroffen. Die Verschärfung kann auf den ersten, oberflächlichen Blick für ein größeres Sicherheitsgefühl sorgen. Beim zweiten, genauen Blick wird deutlich, dass die Gesetze einen Einschnitt in die persönliche Freiheit bringen. Der aktuelle Entwurf beschreibt etwa vorbeugende Ingewahrsamnahme, Telekommunikationsüberwachung, Aufenthaltsvorgaben und Kontaktverbote. Mit diesen Maßnahmen werden Repressionen gegenüber allen Menschen vereinfacht. Dagegen setzen wir uns entschieden zur Wehr.“
Bereits am vergangenen Samstag nahmen rund 2000 Menschen an der Großdemonstration gegen das neue Polizeigesetz in Potsdam Teil. Nun muss der Protest in alle Regionen Brandenburgs getragen werden, um den flächendeckenden Widerstand zu zeigen. „Vor allem in Cottbus, wo seit Jahresbeginn die Polizeikontrollen massiv ausgebaut worden sind, ist spürbar, was verstärkte Repression macht.“ ergänzt Saskia Thiele. „Es geht nicht, darum das Miteinander zu stärken, sondern einzig darum, Macht zu demonstrieren und die Bevölkerung kontrollierbar zu machen. Wir protestieren solange bis das Gesetz vom Tisch ist, auch am Mittwoch in Cottbus.“, sagt Saskia Thiele abschließend.
Weitere Infos: www.nopolgbbg.de Kontakt:kontakt@nopolgbbg.de
Es „brandenburgt“
„Brandenburg muss brennen, damit wir grillen können“ ist wohl einer der witzigsten Buchtitel, der derzeit in gut sortierten Buchländen zu finden ist. Der Roman ist geschrieben von Florian Ludwig, der als Linker im Brandenburger Städtchen Rathenow aufgewachsen ist. Wortgewandt schreibt er über die Zeit Ende der Achtziger und den Beginn der Neunziger Jahre. Eine Zeit, die eigentlich alles andere als witzig war. Inforiot wollte mehr darüber wissen und sprach mit Florian über sein neues Buch.
Inforiot: „Nachts sind alle Glatzen blau“ ist einer dieser Sätze in deinem Buch: er trägt Humor in sich, aber auch die bittere Realität der Neunziger Jahre. Du schreibst über die Zeit nach dem Ende der DDR, als Jugendlicher mit vielen Möglichkeiten und einem Haufen Scheiße an der Backe. Wie war es denn damals mit den Nazis in deiner Stadt?
Florian: Vielleicht würde ich eher fragen, wie es für uns damals war. Einige der damaligen Protagonisten brachten ja subkulturelle Formen aus DDR-Zeiten mit rüber in die sogenannte Wendezeit, ob nun als Punks, Grufties oder Autonome.
Im Zeitraum zwischen der Grenzöffnung 1989 und der offiziellen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 explodierte die Naziskinbombe, jeder Dödel konnte sich auf den Wochenmärkten zwischen Stralsund und Suhl eine grüne Bomberjacke und Springerstiefel kaufen. So auch in Rathenow. Kevin, Maurice, Ronny und Mario (klischeebeladene Beispielnamen) hatten den Gleichschritt ja schon aus DDR-Zeiten drauf.
Das Problem war, dass sich in Rathenow eine rechte, extrem enthemmte Gewaltszene entwickelte. Für uns als linksalternative Subkultur stellte sich die Frage, bis zu welchem Niveau gehen wir da mit. Die Ostbullen, als regulierender Faktor, spielten keine Rolle mehr. Aus Selbstschutz wurden zum Beispiel Häuser besetzt, da einige Leute selbst in ihren Wohnungen nicht mehr sicher waren. Das Positive an diesen Besetzungen war, dass die Leute sich untereinander besser kennenlernten, gemeinsam neue Aktionsformen ausprobieren konnten. Aus diesen Strukturen entwickelten sich Projekte, die in einigen Städten in Brandenburg noch heute existieren.
Schade, dass damals soviel Energie und Kreativität für antifaschistische Arbeit aufgebracht werden musste. Aber es war eben notwendig, ja ohne zu dramatisieren, existenziell notwendig.
Inforiot: Im Buch geht es um Berndte, um Oimel und andere junge Punks, auf der Suche nach Freiräumen, die sie im Fußball, im Alkohol, auf Partys oder besetzten Häusern finden. Sie wollen provozieren und wollen sich ausprobieren. Welche Bedeutung hatte und hat in deinen Augen linke Subkultur in einer Kleinstadt?
Florian: Zum einen hat sie die selbe Funktion wie in Großstädten auch. Sie steht für Protest gegen die Sauereien in dieser Gesellschaft und kann Orientierung und Basis sein für junge Leute, die Fragen haben, auf der Suche nach Orientierung, Freundschaft und auch Spaß sind.
Das Problem in Kleinstädten beziehungsweise im ländlichen Raum ist, dass alle alle kennen, sowohl Freund als auch Feind. Da quatscht der Bürgermeister die Politaktivistin in der Kaufhalle mit Vornamen an, der Dorfbulle erkennt deine letzte gesprühte Parole am Geruch und die Nachbarn tratschen schon über deine Entgleisungen beim letzten Punkkonzert, obwohl du noch nicht mal zu Hause angekommen bist.
Inforiot: Wie ist es heute in Rathenow? Das Bürgerbündnis Havelland, mit seinen rassistischen Versammlungen, hast du dir ja schon angeschaut. Der Gegenprotest ist eher verhalten. Gibt es denn noch Punks in der Stadt?
Florian: Na gut, der Protest gegen diese Dödeltruppe ist ja nicht von Punks abhängig. Soweit ich das verfolge, gab und gibt es diesen Protest, manchmal leise, manchmal laut, oft auch intelligent.
Punk in Rathenow, ja den gibt es! Selbst aus meiner Generation sind da noch Leute in Bands aktiv. Andere organisieren Veranstaltungen zu Punk in der DDR oder lassen sich auch mal von mir was vorlesen.
Inforiot: „Gehen oder bleiben?“ – die Frage, stellen sich wohl die meisten mit 18 Jahren. Du lebst schon seit vielen Jahren in Berlin. Hast du jemals drüber nachgedacht wieder nach Brandenburg zu ziehen?
Florian: Holt die Lüneburger Heide nach Brandenburg und ick komm zurück!
Vor ein paar Jahren hatte ich mal so was wie Landsehnsucht. Aber nach mehr als 20 Jahren bin ich hier verwurzelt, habe erlebt, wie die Stadt sich verändert. So mancher Urberliner spendierte mir inzwischen eine Bockwurst und es gibt immer noch Ecken in der Stadt, da „brandenburgt“ es ganz schön…
Inforiot: Und zu guter Letzt: Inforiot wird nun auch volljährig. Sollen wir gehen oder bleiben?
Florian: Bleiben, auf jeden Fall!
Brandenburg ohne Inforiot, das wäre wie Polizeiruf 110 ohne Wachtmeister Horst Krause, wie ein gut sortierter Infoladen ohne die SUPERillu, wie Potsdam ohne Frauenkirche und Zwinger – oder so…
Vor 18 Jahren wurde Inforiot als ein linkes Portal für Politik und Subkultur in Brandenburg ins Leben gerufen. Viele, die mit uns aufgewachsen sind, waren Punks oder sind es heute noch. Am 17. November feiern wir daher ein wenig Retro mit einem Punkkonzert. Und Florian wird aus „Brandenburg muss brennen, damit wir grillen können“ lesen.
17. November | ab 20 Uhr | Freiland Potsdam
Angelehnt an die Broschüre „Tipps und Tricks für Antifas“ hat die fabb (F_Antifa Brandenburg) ein eigenes Heft mit „Tipps und Tricks für F_Antifas“ erstellt.
Was kannst du machen, wenn du in deiner Kleinstadt-Antifa die einzige Frau* bist? Ist es ausschließend, wenn ihr ein Frauen*-Plenum einfordert? Und was zur Hölle soll eine Emo-Runde sein und was hat diese mit politischer Arbeit zu tun? Auf all diese Fragen will die Broschüre Antworten geben. Dafür wurden unterschiedlichste Instrumente zusammengetragen, die FLTI*s (FrauenLesbenTransInter) in ihrer politischen Praxis unterstützen können, und diese um Erfahrungen aus Brandenburger Strukturen ergänzt.
Die Herausforderungen, denen FLTI*s in ländlichen Regionen begegnen, sind oft anders als die in der (Groß-)Stadt. Sexismus wird als unwichtiges Problem betrachtet, die Auswahl an feministischen Verbündeten ist gering und Abgrenzungen schwierig. Trotzdem oder gerade deswegen ist es wichtig, eine feministische Praxis einzufordern und die Arbeit von FLTI*s in ländlichen Gegenden sichtbar zu machen.
Die Broschüre will Mut machen und empowern. Dabei sind alles Tipps und Tricks nur als Anregungen gedacht, ein Scheitern bei neuen Methoden und Ideen gehört (leider) oft dazu.
Für eine feministische Praxis!
Die Broschüre findet ihr zum Download unter: http://fabb.blogsport.eu/2018/10/10/broschuere-tipps-tricks-fuer-f_antifas/
Kommt zur Seebrücken-Demo am 20. Oktober um 14 Uhr vor dem Staatstheater am Schillerplatz!
Während Cottbus sich weiterhin durch den bestehenden Zuweisungsstopp von Geflüchteten von der Welt abschottet, sind dieses Jahr bereits über 1500 Menschen bei der gefährlichen Überfahrt im Mittelmeer gestorben. Gleichzeitig werden die Menschen, die auf Hilfsschiffen versuchen zu retten, angeklagt und ihnen wird die Weiterfahrt oder das Ankommen in sicheren Häfen untersagt. Doch Migration ist und war schon immer Teil unserer Gesellschaft!
Die SEEBRÜCKE ist eine internationale Bewegung, getragen von verschiedenen Bündnissen und Akteur*innen der Zivilgesellschaft. Auch in Cottbus solidarisieren wir uns mit allen Menschen auf der Flucht. Wir fordern, dass Retter*innen auf Hilfsschiffen nicht weiter mit dem Gefängnis rechnen müssen, dass sichere Fluchtrouten für Geflüchtete geschaffen werden und dass es in Europa, in Deutschland und auch in Cottbus sichere Orte zum Ankommen und zum Bleiben gibt. Unser Protest richtet sich dabei auch gegen die abschottende Asylpolitik der EU und der Bundesregierung, die den Tod von so viele Menschen in Kauf nimmt. Wir wollen Cottbus als eine offene und solidarische Stadt für Alle!
Seebrücke, schafft sichere Häfen! Auch in Cottbus!
Bitte bringt orange Kleidung mit. In anderen Städten sind z.B. auch Warn- und Rettungswesten ein gemeinsames Erkennungszeichen. Vom Zeigen von National- und Parteiflaggen bitten wir abzusehen. Bis dann!
Das rbb Fernsehen veranstaltet morgen eine Talk-Runde bei der unter anderem Marianne Spring-Räumschüssel von der AfD Cottbus und Christoph Berndt vom völkischen Verein Zukunft Heimat auf dem Podium stehen.
Wir von Cottbus Nazifrei! und der Förderverein Cottbuser Aufbruch e.V. haben Erklärungen abgegeben warum wir das gewählte Format und diese Gäste für einen Dialog zum Thema Migration und Integration in Cottbus für vollkommen verfehlt halten. [1]
Inzwischen haben weitere geladene Gäste wie Rainer Drogla (SPD) und Hans-Joachim Weißflog (Grüne) ihre Teilnahme abgesagt. [2] Gleichzeitig haben die AfD und das neofaschistische Kampagnennetzwerk „EinProzent“, sowie die Identitären damit begonnen zur vollständigen Kaperung dieser Veranstaltung zu mobilisieren. [3]
EinProzent schreibt über seinen deutschlandweiten E‑Mail-Verteiler: „Wir alle können Christoph Berndt im Studio unterstützen. Fassen Sie sich ein Herz und fahren Sie nach Cottbus!“ Die anderen Diskussionspartner werden als „Vertreter der Altparteien“ und als „Gegenspieler“ bezeichnet. Hier wird deutlich welch Geistes Kind das Netzwerke hinter dem vermeintlichen Heimatverein ist. Mit Hilfe von bundesweiten herangekarrten Unterstützer*innen soll hier in Cottbus „Das Volk“ simuliert werden. Es geht ihnen ausdrücklich nicht um einen Dialog.
Wir sind auf lokaler Ebene und so kurzfristig nicht in der Lage auf eine ähnliche Weise zu mobilisieren und wollen das in diesem Fall auch nicht! Durch die Absagen aus der Cottbuser Stadtgesellschaft und die Kaperung von rechts hat diese Sendung ihre Funktion als Seismograph der Stimmung in Cottbus vollständig verloren.
Der rbb beschädigt aus unserer Sicht mit der Durchführung dieser Veranstaltung den Begriff „Dialog“ und auch sich selbst massiv. Wie zweifeln daran, dass die Sicherheit der Gäste in den Räumen der Alten Chemiefabrik sichergestellt werden kann. Die rechte Mobilisierung stellt außerdem eine nicht zu unterschätzende Gefahr für das linke Hausprojekt „Zelle79“ in der unmittelbaren Nachbarschaft dar.
Wir können und wollen unter diesen Umständen einen Aufruf zur Beteiligung am rbb-Talk nicht verantworten.
[1] https://www.facebook.com/cottbus.stellt.sich.quer/posts/2035584666485327?__xts__%5B0%5D=68.ARBcFHwFhiZ0tjCjH2CwtKRXjZzw0r-MTTPauv3amyAv8s8PzwY3uSUO5-AIFsi0wu7clQKH5I7LDYQqQSHZGJu5XcssKx7KS0da1LatRi0JbbJAsR5lVWrNHRNYWDa6neqQvmupSbKAJ-mwflyHXH-97_K2kY3jnLC_Ac4a5jWdmf_zQpyl3w&__tn__=K‑R
[2] https://www.lr-online.de/…/rbb-kassiert-weitere-absagen-fue…
[3] https://einprozent.de/…/donnerstag-zukunft-heimat-im‑r…/2372
Seit 2017 führt der Verein „Zukunft Heimat“ monatlich Demonstrationen in #Cottbus durch. Als Aufhänger dafür werden Straftaten genutzt, die in das Freund-Feind-Schema Ausländer-gegen-Deutsche passen. Nach den bisher größten Demonstrationen im Februar organisierte das rbb Fernsehen am 1. März 2018 eine Fernsehdebatte, die von sich behauptete ein Dialog zu sein. Das dafür gewählte Format war eine Art Arena aus stehenden Zuschauern in deren Mitte sich sechs Teilnehmer*innen und die beiden Moderatoren gegenüberstanden.
Bei den Fragen und Antworten ging es nicht darum sich aufeinander zu beziehen oder einen Perspektivwechsel einzunehmen, sondern ähnlich wie bei einem Wahlduell die Sendezeit zu nutzen, um seine Position vorzutragen und als Sieger*in oder Verlierer*in aus der Debatte hervorzugehen. Obwohl es um #Migration in #Cottbus ging, hatte niemand einen Migrationshintergrund oder arbeitete auch nur im Integrationsbereich. Die Stimmung im Saal war aggressiv und vor allem die rechte Klientel im Publikum unterbrach Redner*innen immer wieder lautstark.
Die Kritik im Nachhinein wurde von den Verantwortlichen nicht berücksichtigt. An diesem Donnerstag soll genau diese Veranstaltung unter ähnlichen Rahmenbedingungen in der Alte Chemiefabrik wiederholt werden. Ausgestrahlt wird die Sendung mit etwas Verzögerung um 21:00 Uhr. Auf dem Podium stehen neben Holger Kelch (CDU), Martin Groholt (SPD) und Prof. Dr. Dierk Borstel erneut die beiden AfD-Mitglieder Marianne Spring-Räumschüssel und Christoph Berndt. Den Vertreter der Regierungspolitik wird damit allein die Position derjenigen entgegensetzt, die die seit Monaten mit einer rassistischen Kampagne versuchen die Stimmung in der Stadt aufzuheizen. Dazwischen steht ein vermeintlicher Rechtsextremismus-Experte aus Dortmund dem die Situation hier in Cottbus kaum vertraut sein dürfte.
In der Ankündigung der Veranstaltung hat der rbb die rechte Erzählung von der permanenten Auseinandersetzung von „Ausländern gegen Deutsche“, die Cottbus zu einem „Brennglas deutscher Migrationspolitik“ machen würden, sogar gleich ganz übernommen. [1]
Die Eingrenzung gesellschaftlicher Konflikte und Kriminalität auf die Frage nach der nationalen Zugehörigkeit bietet die ideale Grundlage für rassistische Stimmungsmache. Die Perspektive der tausenden Menschen, die nach Cottbus fliehen mussten oder die einen anderen Migrationshintergrund haben soll offenbar komplett ignoriert werden, obwohl viele von ihnen inzwischen gut Deutsch sprechen, gesellschaftlichen Funktionen übernehmen und sich tagtäglich mit rassistischen Anfeindungen auseinandersetzen müssen.
Vor allem die erneute Einladung von Christoph Berndt als Vertreter des Zukunft Heimat e.V. durch den rbb ist besonders kritikwürdig. Bei der Gesprächsrunde im März handelte es sich bei dem Verein um einen noch vergleichsweise jungen Akteur in #Cottbus, der eventuell von den Verantwortlichen noch nicht richtig eingeschätzt werden konnte. Inzwischen sind die Verstrickungen von Christoph Berndt und seinem Verein in die neofaschistische Szene aber weithin bekannt. Selbst der lange schweigende Verfassungsschutz Brandenburg hat bestätigt, dass Mitglieder der verbotenen Neonazi-Vereinigung „Spreelichter“ für den Verein arbeiten und die Medienarbeit übernehmen. Die Vorsitzende des Vereinsbüros in der Mühlenstraße 44 Melanie Kreissl war sogar persönlich an der Aktion der Identitären Bewegung bei der Besetzung des Stadthallendaches beteiligt. [2] Auf der letzten Kundgebung hat Christoph Berndt die Ermittlung gegen die rechte Terrorgruppe in #Chemnitz als Lüge bezeichnet. [3]
Das ausgerechnet mit diesen Leuten über Migration und Integration von Ausländern gesprochen werden soll ist schlicht absurd. Die #Identitären werben mit dem Slogan „Integration ist eine Lüge“, denn innerhalb ihres völkischen Weltbildes werden Menschen klar entlang rassistischer und nationalistischer Zuschreibungen unterschieden. Migration und Vermischung sind vermeintlich widernatürliche Vorgänge. Menschen mit dunkler Haut oder muslimischen Glaubens wird pauschal die Fähigkeit zur Integration abgesprochen. Natürlich gibt es im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft auch Probleme und Konflikte. Aber Rassisten und Nationalisten haben dafür keine menschlichen Lösungen.
Ohne dieser Talk-Runde zu viel Bedeutung beizumessen stellt sie als Podium eines öffentlich-rechtlichen Senders doch ein Art Seismograph für die aktuelle gesellschaftliche Stimmung dar. Die #AfD und der Zukunft Heimat e.V. sind sich dem bewusst und versuchen deswegen auch gezielt ihre Anhänger*innen am Donnerstag in den Saal zu mobilisieren und die Stimmung vor Ort zu dominieren. Beispielsweise der Neonazi Friedbert Müller hat sein Kommen schon angekündigt. Dieser bezeichnet auch schon mal Mithelfer in Auschwitz als „Diener des Volkes“. [4] Diese Menschen wollen kein Recht und Ordnung, sondern die totale Eskalation um ihre Vernichtungsphantasien ungestraft ausleben zu können.
Das Zusammenleben und Integration in einer #Einwanderungsgesellschaft bedeutet, dass die Integrationsbereitschaft sowohl bei den Zugewanderten als auch bei den Einheimischen gefördert werden muss. Das Finden einer gemeinsamen Sprache, der Dialog auf Augenhöhe und das Machen von gemeinsamen positiven Erfahrungen halten wir für den richtigen Weg. Der rbb geht mit dieser Veranstaltung leider in die entgegengesetzte Richtung. Wir von Cottbus Nazifrei! werden uns deswegen daran nicht beteiligen – rufen aber trotzdem alle dazu auf den Zuschauerraum zu besetzen und die persönliche Kritik direkt an die Beteiligten und den rbb zu richten.
WANN: 11. Oktober 2018, 18:15 Uhr
WO: Alte Chemiefabrik Cottbus (Parzellenstraße 21)
Als echtes Dialogformat zwischen Einheimischen und Migranten empfehlen wir ansonsten das Sprechcafé Cottbus und die Initiative Start with a Friend.
[1] https://www.rbb-online.de/…/progr…/11_10_2018/925142378.html
[2] https://www.pnn.de/…/verfassungsschutz-aeusse…/22916578.html
[3] https://www.lr-online.de/…/zukunft-heimat-demonstriert-am‑3…
[4] https://www.facebook.com/…/rpp.175289609…/1745693848807745/…
Termine im Oktober 2018 im KuZe
Freitag, 12.10., 20 Uhr: Impropedia
Beschreibung: Die Herausforderung ist komplex: 3 absolute Spezialfragen, gestellt von einem Experten aus Potsdam sollen von ImprospielernInnen beantwortet werden. Was zum Scheitern verurteilt scheint, wird durch die Gunst des Publikums möglich. In vergnüglicher Szenenfolge ringen die Improvisateure um Punkte, mit denelungen und Ausführungen einer/s Expert/in. Eintritt frei!/ // *n sie sich die Lösungen erkaufen können. Egal wie, am Ende gewinnt das Publikum — einen bunten Theaterabend, spannen improvisierter Szenen und Geschichten inspiriert von den Erzählungen und Ausführungen einer/s Expert/in. Eintritt frei!
Dienstag, 16.10., 18:30 Uhr: Improvisations-Workshop
Beschreibung: Das Ortsjugendwerk Potsdam lädt zu einem Kennlern-Abend ins KuZe, Hermann-Elflein-Str. 10 in Potsdam, ein. Das Ortjugendwerk ist ein Zusammenschluss junger Menschen, die sich regelmäßig über politische und gesellschaftliche Themen austauschen und vielfältig betätigen. ? An diesem Abend laden wir zu einem zwei-stündigen Improvisations-Workshop ein. Wir werden uns zunächst mit Spielen und Übungen einigen Techniken der Improvisation auf der Bühne nähern und diese im zweiten Teil in verschiedenen Formaten ausprobieren. Dazu braucht ihr keine Vorkenntnisse — einfach unter ojw.potsdam@gmail.com anmelden, damit wir den Überblick behalten. ? Danach könnt Ihr uns und das Ortsjugendwerk an der Bar des KuZe näher kennenlernen. Eintritt frei!
Dienstag, 23.10., 20 Uhr: Refugee-Theater
Beschreibung: „Refugees Theater Groups“ wurde vor 3 Jahren ins Leben gerufen. Wir wollen den Umgang der Europäischen Union und besonders der deutschen Regierung mit Geflüchteten und Migrant_innen darstellen, anprangern und bekämpfen. Wir schreiben Szenen, die vom realen Leben der Geflüchteten in einem hinterhältigen System inspiriert sind. So zum Beispiel: Der Asylantrag | Die Abschiebung | Der unverständliche Brief | Frontex: Die Mauer | Grenzen: Die Welt zerteilen | Ausländer-behörde | Traumatisiert vom System | Moderne Versklavung | Die Geflüchteten haben keine Rechte | Die Gesundheitskarte | Warten, Warten, Warten… Wir wollen der Öffentlichkeit und der Welt diese Geschichten erzählen. Wir möchten einem breiten Publikum die schlimme Situation aufzeigen, in der Geflüchtete und Migrant_innen in Europa und besonders in Deutschland leben. Die Szenen werden auf Französisch aufgeführt, mit deutschen Untertiteln. Vor und nach dem Theaterstück könnt ihr gern auf ein Getränk oder Gespräch beim Pangea-Tresen vorn in der Kneipe vorbeikommen! Eintritt frei!
Freitag, 26.10., 19 Uhr: Intersex Awareness Day — Amnesty Potsdam lädt ein!
Beschreibung: Intersexualität? Was ist das eigentlich? Was ist das für ein Gesetz zum dritten Geschlecht, das Ende des Jahres in Kraft treten soll? Und was hat das Ganze überhaupt mit Amnesty und den Menschenrechten zu tun? All diese Fragen und noch viele mehr wollen wir anlässlich des ‘Intersex Awareness Day’ mit euch bei einem gemeinsamen Filmabend klären und diskutieren! Ab 19 Uhr zeigen wir den neuseeländischen Dokumentarfilm “Intersexion” (2012). Im Anschluss wird es eine kurze Einführung in das Thema durch eine/n Inter*Aktivist*in und eine offene Diskussionsrunde geben. Eintritt frei!
Samstag, 27.10., 20 Uhr: Schneller Vorlauf — Fast forward — ein internationales Jugend-Kunst-Projekt
Beschreibung:/ Alles bewegt sich immer schneller. Immer weniger Zeit zum nachdenken. Zum fühlen. Der technologische Fortschritt ist schneller, als viele folgen können, aber was ist mit den Jugendlichen? Wie erleben sie diesen Wirbelwind? Schaffen sie es, einen Moment zu finden, um ihre Emotionen anzuschauen — oder gibt es dafür auch keine Zeit? Wie sehen sie sich als Menschen, wenn sie einen “Zeitraffer” ‑Knopf drücken und die Zukunft erreichen könnten? Dies ist ein Gedankenaustausch, der dritte Teil der Begegnung von Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren aus Spanien, Frankreich und Deutschland. Mit der Sprache des Theaters, mit den Mitteln des Zirkus, mit Musik, Video und Tanz werden wir dem Publikum zeigen, was wir in diesem “schnellen Vorlauf” gefunden haben. Eine Veranstaltung des Offenen Kunstvereins (OKeV). Eintritt frei!
Dienstag, 30.10., 20 Uhr: Filmabend „3 Räume der Melancholie“ (2004)
Beschreibung: Der Fachschaftsrat Slavistik lädt ein zu Filmschau und Podiumsdiskussion: “3 Räume der Melancholie” (2004) von Pirjo Honkasalo Die Republik Tschetschenien ist eine autonome Teilrepublik der Russischen Föderation im nördlichen Kaukasus. In den 1990er und frühen 2000er Jahren wurde sie Schauplatz zweier verheerender Kriege, in denen die Moskauer Zentralmacht tschetschenische Bestrebungen nach Unabhängigkeit mit Gewalt niederschlug. Die außerordentliche Brutalität des Konfliktes und die hohe Zahl ziviler Opfer führte im In- und Ausland zu massiver Kritik am Vorgehen Moskaus. Als es Anfang der 2000er Jahre entsprechend der Doktrin des “Krieges gegen den Terror” neue Feinde zu bekämpfen galt, gelang es der russischen Regierung, ihr Vorgehen in Tschetschenien als ihren Beitrag in dieser Sache umzudeklarieren. Die Stimmen des Protestes wurden leiser. Die Tschetschenien-Kriege haben nachhaltige Auswirkung auf die tschetschenische- und russischsprachige Literatur. Die Folgen für Beteiligte sowie Betroffene sind bis heute in Politik, Gesellschaft und Kultur spürbar. In Tschetschenien wächst eine Generation heran, für die von Geburt an der Krieg Alltag bedeutet. Die finnische Regisseurin Pirjo Honkasalo dokumentierte in den frühren 2000er Jahren das Heranwachsen eben dieser Generation mit der Kamera. Ihr Film “3 Räume der Melancholie” folgt Jungen, die in einer Kadettenschule nahe Sankt Petersburg zur neuen militärischen Elite des Landes erzogen werden, und einer Tschetschenin, die sich um die verwaisten Kinder der tschetschenischen Hauptstadt Grosny bemüht. Da in Deutschland nie für den Verleih vorgesehen, wird der Film in Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt. Begleitet wird der Abend von einem Gespräch mit Dr. Nina Frieß, ehemalige Mitarbeiterin am Institut für Slavisitk, die die Veranstaltung um eine kultur- und literaturwissenschaftliche Perspektive ergänzen wird. Denn Tschetschenien ist bei Weitem nicht erst seit den 1990er Jahren ein wiederkehrendes Motiv der russischen Kultur. Eintritt frei!
Alle Veranstaltungen finden statt im:
Studentisches Kulturzentrum Potsdam [KuZe]
Hermann-Elflein-Str, 10 14467 Potsdam