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rbb-Talk im rassistischen Fahrwasser

Seit 2017 führt der Vere­in „Zukun­ft Heimat“ monatlich Demon­stra­tio­nen in #Cot­tbus durch. Als Aufhänger dafür wer­den Straftat­en genutzt, die in das Fre­und-Feind-Schema Aus­län­der-gegen-Deutsche passen. Nach den bish­er größten Demon­stra­tio­nen im Feb­ru­ar organ­isierte das rbb Fernse­hen am 1. März 2018 eine Fernse­hde­bat­te, die von sich behauptete ein Dia­log zu sein. Das dafür gewählte For­mat war eine Art Are­na aus ste­hen­den Zuschauern in deren Mitte sich sechs Teilnehmer*innen und die bei­den Mod­er­a­toren gegenüberstanden.
Bei den Fra­gen und Antworten ging es nicht darum sich aufeinan­der zu beziehen oder einen Per­spek­tivwech­sel einzunehmen, son­dern ähn­lich wie bei einem Wahldu­ell die Sendezeit zu nutzen, um seine Posi­tion vorzu­tra­gen und als Sieger*in oder Verlierer*in aus der Debat­te her­vorzuge­hen. Obwohl es um #Migra­tion in #Cot­tbus ging, hat­te nie­mand einen Migra­tionsh­in­ter­grund oder arbeit­ete auch nur im Inte­gra­tions­bere­ich. Die Stim­mung im Saal war aggres­siv und vor allem die rechte Klien­tel im Pub­likum unter­brach Redner*innen immer wieder lautstark.
Die Kri­tik im Nach­hinein wurde von den Ver­ant­wortlichen nicht berück­sichtigt. An diesem Don­ner­stag soll genau diese Ver­anstal­tung unter ähn­lichen Rah­menbe­din­gun­gen in der Alte Chemiefab­rik wieder­holt wer­den. Aus­ges­trahlt wird die Sendung mit etwas Verzögerung um 21:00 Uhr. Auf dem Podi­um ste­hen neben Hol­ger Kelch (CDU), Mar­tin Gro­holt (SPD) und Prof. Dr. Dierk Bors­tel erneut die bei­den AfD-Mit­glieder Mar­i­anne Spring-Räum­schüs­sel und Christoph Berndt. Den Vertreter der Regierungspoli­tik wird damit allein die Posi­tion der­jeni­gen ent­ge­genset­zt, die die seit Monat­en mit ein­er ras­sis­tis­chen Kam­pagne ver­suchen die Stim­mung in der Stadt aufzuheizen. Dazwis­chen ste­ht ein ver­meintlich­er Recht­sex­trem­is­mus-Experte aus Dort­mund dem die Sit­u­a­tion hier in Cot­tbus kaum ver­traut sein dürfte.
In der Ankündi­gung der Ver­anstal­tung hat der rbb die rechte Erzäh­lung von der per­ma­nen­ten Auseinan­der­set­zung von „Aus­län­dern gegen Deutsche“, die Cot­tbus zu einem „Bren­n­glas deutsch­er Migra­tionspoli­tik“ machen wür­den, sog­ar gle­ich ganz über­nom­men. [1]
Die Ein­gren­zung gesellschaftlich­er Kon­flik­te und Krim­i­nal­ität auf die Frage nach der nationalen Zuge­hörigkeit bietet die ide­ale Grund­lage für ras­sis­tis­che Stim­mungs­mache. Die Per­spek­tive der tausenden Men­schen, die nach Cot­tbus fliehen mussten oder die einen anderen Migra­tionsh­in­ter­grund haben soll offen­bar kom­plett ignori­ert wer­den, obwohl viele von ihnen inzwis­chen gut Deutsch sprechen, gesellschaftlichen Funk­tio­nen übernehmen und sich tagtäglich mit ras­sis­tis­chen Anfein­dun­gen auseinan­der­set­zen müssen.
Vor allem die erneute Ein­ladung von Christoph Berndt als Vertreter des Zukun­ft Heimat e.V. durch den rbb ist beson­ders kri­tik­würdig. Bei der Gespräch­srunde im März han­delte es sich bei dem Vere­in um einen noch ver­gle­ich­sweise jun­gen Akteur in #Cot­tbus, der eventuell von den Ver­ant­wortlichen noch nicht richtig eingeschätzt wer­den kon­nte. Inzwis­chen sind die Ver­strick­un­gen von Christoph Berndt und seinem Vere­in in die neo­faschis­tis­che Szene aber wei­thin bekan­nt. Selb­st der lange schweigende Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg hat bestätigt, dass Mit­glieder der ver­bote­nen Neon­azi-Vere­ini­gung „Spreelichter“ für den Vere­in arbeit­en und die Medi­en­ar­beit übernehmen. Die Vor­sitzende des Vere­ins­büros in der Müh­len­straße 44 Melanie Kreissl war sog­ar per­sön­lich an der Aktion der Iden­titären Bewe­gung bei der Beset­zung des Stadthal­len­daches beteiligt. [2] Auf der let­zten Kundge­bung hat Christoph Berndt die Ermit­tlung gegen die rechte Ter­ror­gruppe in #Chem­nitz als Lüge beze­ich­net. [3]
Das aus­gerech­net mit diesen Leuten über Migra­tion und Inte­gra­tion von Aus­län­dern gesprochen wer­den soll ist schlicht absurd. Die #Iden­titären wer­ben mit dem Slo­gan „Inte­gra­tion ist eine Lüge“, denn inner­halb ihres völkischen Welt­bildes wer­den Men­schen klar ent­lang ras­sis­tis­ch­er und nation­al­is­tis­ch­er Zuschrei­bun­gen unter­schieden. Migra­tion und Ver­mis­chung sind ver­meintlich wider­natür­liche Vorgänge. Men­schen mit dun­kler Haut oder mus­lim­is­chen Glaubens wird pauschal die Fähigkeit zur Inte­gra­tion abge­sprochen. Natür­lich gibt es im Zusam­men­leben von Men­schen unter­schiedlich­er Herkun­ft auch Prob­leme und Kon­flik­te. Aber Ras­sis­ten und Nation­al­is­ten haben dafür keine men­schlichen Lösungen.
Ohne dieser Talk-Runde zu viel Bedeu­tung beizumessen stellt sie als Podi­um eines öffentlich-rechtlichen Senders doch ein Art Seis­mo­graph für die aktuelle gesellschaftliche Stim­mung dar. Die #AfD und der Zukun­ft Heimat e.V. sind sich dem bewusst und ver­suchen deswe­gen auch gezielt ihre Anhänger*innen am Don­ner­stag in den Saal zu mobil­isieren und die Stim­mung vor Ort zu dominieren. Beispiel­sweise der Neon­azi Fried­bert Müller hat sein Kom­men schon angekündigt. Dieser beze­ich­net auch schon mal Mithelfer in Auschwitz als „Diener des Volkes“. [4] Diese Men­schen wollen kein Recht und Ord­nung, son­dern die totale Eskala­tion um ihre Ver­nich­tungsphan­tasien unges­traft ausleben zu können.
Das Zusam­men­leben und Inte­gra­tion in ein­er #Ein­wan­derungs­ge­sellschaft bedeutet, dass die Inte­gra­tions­bere­itschaft sowohl bei den Zuge­wan­derten als auch bei den Ein­heimis­chen gefördert wer­den muss. Das Find­en ein­er gemein­samen Sprache, der Dia­log auf Augen­höhe und das Machen von gemein­samen pos­i­tiv­en Erfahrun­gen hal­ten wir für den richti­gen Weg. Der rbb geht mit dieser Ver­anstal­tung lei­der in die ent­ge­genge­set­zte Rich­tung. Wir von Cot­tbus Naz­ifrei! wer­den uns deswe­gen daran nicht beteili­gen – rufen aber trotz­dem alle dazu auf den Zuschauer­raum zu beset­zen und die per­sön­liche Kri­tik direkt an die Beteiligten und den rbb zu richten.
WANN: 11. Okto­ber 2018, 18:15 Uhr
WO: Alte Chemiefab­rik Cot­tbus (Parzel­len­straße 21)
Als echt­es Dialog­for­mat zwis­chen Ein­heimis­chen und Migranten empfehlen wir anson­sten das Sprech­café Cot­tbus und die Ini­tia­tive Start with a Friend.
[1] https://www.rbb-online.de/…/progr…/11_10_2018/925142378.html
[2] https://www.pnn.de/…/verfassungsschutz-aeusse…/22916578.html
[3] https://www.lr-online.de/…/zukunft-heimat-demonstriert-am‑3…
[4] https://www.facebook.com/…/rpp.175289609…/1745693848807745/…

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