POTSDAM/BERLIN — Die V‑Mann-Affäre weitet sich erheblich aus. Die Berliner Polizei hatte in der Nacht zum 21. Juli nicht nur einen Spitzel des märkischen Verfassungsschutzes festgenommen und zu dessen Enttarnung beigetragen, nach MAZ-Informationen hatte ein zehnköpfiges Spezialkommando des Berliner Landeskriminalamts (LKA) zudem die Wohnung eines unbescholtenen Familienvaters in einer Gemeinde bei Potsdam gestürmt. Der Mann ist als freier Mitarbeiter für den brandenburgischen Verfassungsschutz tätig. “Das bestätigt, wie dilettantisch und unprofessionell die Berliner Behörden gearbeitet haben”, erklärte Dierk Homeyer, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, gestern auf MAZ-Anfrage. Die Beamten seien “wie die Raubritter ins Berliner Umland eingefallen und haben sich mit ihrer Beute dann wieder zurückgezogen”, grollte Homeyer. Beschlagnahmt wurde dem Vernehmen nach allerdings nur ein offenbar belangloser Brief.
Homeyer fordert nach dieser “für Berlin hochblamablen Angelegenheit” bedingungslose Aufklärung. “Die Justizsenatorin und der Innensenator müssen zu dieser Angelegenheit Stellung beziehen”, sagte Homeyer, der auch stellvertretender Vorsitzender der Parlamentarischen Kontrollkommision (PKK) im Potsdamer Landtag ist. Die PKK, die den Verfassungsschutz beaufsichtigt, wird sich in Kürze mit der Affäre beschäftigen.
Dass das Berliner LKA die Wohnung eines unbescholtenen Bürgers stürmte, beruhte offenkundig auf einer Verwechslung. Die Innenpolitiker der Brandenburger Koalitionsfraktionen sind sich einig, dass die schlagzeilenträchtige Fehlaktion nur möglich war, weil die Berliner Behörden ihr Vorgehen, das gegen die neonazistische Musikvertriebsszene gerichtet war, nicht mit den zuständigen Stellen in Potsdam abgestimmt hatten.
Die Hausdurchsuchung durch das Berliner LKA hat den unschuldig Betroffenen nach Expertenmeinung in Gefahr gebracht. Sein Name ist nun aktenkundig und auch den Anwälten der rechtsextremen Szene zugänglich. Zur Sicherheit des Mannes sowie seiner Familie hat die brandenburgische Polizei Schutzmaßnahmen eingeleitet.
Wie das Berliner LKA die Wohnung eines Brandenburger stürmte