Einer der im Sommer 2005 aktivsten Neonazis der Stadt ist gestern am Landgericht Potsdam zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und vier Monaten verurteilt worden. Der 24-jährige Oliver K. war wegen einer Schlägerei in einer Straßenbahn in Babelsberg und wegen eines lautstarken „Sieg Heil“-Rufes in der Innenstadt angeklagt (PNN berichteten). Der Anklagepunkt, an einer Jagd auf linke Jugendliche in Babelsberg beteiligt gewesen zu sein, war dagegen am zweiten Verhandlungstag eingestellt worden – unter Verweis auf die nicht zu erwartende Erhöhung des Strafmaßes. Richter Jörg Tiemann attestierte Oliver K. zum Zeitpunkt der Taten einen „schlichten, dumpfen und brutalen Hass auf alles“, was von seinem damaligen Weltbild abwich.
Wie sich diese Aggression äußerte, ließ sich gestern im Gerichtssaal sehen. Dort wurden die Aufnahmen der Überwachungskameras gezeigt, die am 19. Juni 2005 den Überfall auf die Potsdamer Studenten Markus S. und René S. filmten. Die zwei jungen Leute waren in der Tramlinie 94 angegriffen worden, weil Markus S. ein Shirt mit dem Spruch „Mein Freund ist Ausländer“ trug. Auf den Bilder der Kamera ist dabei deutlich zu erkennen, wie ihm der inzwischen inhaftierte Oliver Oe. das Shirt zerreißt. Später erhebt sich der in der Nähe sitzende Oliver K. und schlägt Markus S. ebenfalls, während dessen Freund René S. von anderen Rechten bedrängt wird. Nach dem es René S. gelingt, die Notbremse zu ziehen, verlässt der etwa 15-köpfige Trupp Rechtsextremer die Bahn. Der Angriff dauert knapp zwei Minuten. Die Opfer bleiben mit Prellungen zurück, dazu fehlt René S. ein Zahn.
K. saß schon vor der jetzigen Verhandlung hinter Gittern. Im März 2006 war er am Landgericht zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden: Zusammen mit anderen Neonazis hatte er am 3. Juli 2005 zwei junge Leute, die seine Gruppe als „Linke“ identifizierte, in der Innenstadt zusammengeschlagen und mit Bierflaschen verletzt. 1998 war er erstmals weges des Verwendens von Zeichen verfassungsfeindlicher Organisationen auffällig geworden. Der Aussage von K., er gehöre nicht mehr der rechten Szene an, wollte Richter Tiemann wegen all solcher Fakten noch nicht gänzlich glauben: „Das wird die Zukunft zeigen.“