Vermummung und Verdummung
Angermünde: Ermittlungsverfahren wegen unangemeldeter Demonstration
Pinnow (ipr) Gegen zehn Rechtsextremisten, die am Abend des 4. Oktobers an einer Demonstration in Angermünde teilgenommen hatten, wurden Ermittlungsverfahren wegen mehrerer Verstöße gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet. Das bestätigte der Pressesprecher der Polizei des Schutzbereiches Uckermark, Ingo Heese, auf Nachfrage von gegenrede.info.
Den zehn Männern wird vorgeworfen, dass sie ihre Demonstration nicht angemeldet und, dass sie sich während ihres Marsches durch das Zentrum von Angermünde vermummt hätten.
Öffentlich bekannt geworden war die Demonstration, die bis zum Rathaus gleich neben der Polizeiwache führte, weil sich die zehn Kameraden auf ihrer Website mit ihrem als „Spontandemo“ bezeichneten Aufmarsch über mehrere Tage hinweg in Wort und Bild brüsteten.
Irgendwann schien den naiven jungen Männern aufgegangen zu sein, dass es nicht sinnvoll ist, die eigenen Konterfeis ins Netz zu stellen. Die Fotos von der Aktion verschwanden. Allerdings zu spät, wie sich jetzt herausstellt.
Anlass der Demonstration war der Überfall von vermeintlich Linken auf die bei Nazis beliebte Kneipe “Zum Henker” in Berlin–Niederschöneweide am Tag zuvor. Dabei erlitt der 28-Jähriger Rechtsextremist Enrico S. lebensgefährliche Kopfverletzungen. Deshalb marschierten die Männer von der Aktionsgruppe der „Freien Nationalisten Uckermark“ (FNUM) – so ihre Selbstbezeichnung – bei ihrer ersten öffentlichen zur Schau Stellung hinter dem Transparent „Linken Terror Stoppen“.
Mittlerweile ist die Aktionsgruppe noch auf zwei weiteren Demonstrationen aufgetreten. In Berlin übten sie am 10. Oktober „Solidarität mit Enrico“ gegen den „Linken Terror“, obwohl die Polizei mittlerweile bekannt gegeben hatte, dass die Tat keinen politischen Hintergrund hatte. Und am 17. Oktober verflüchtigte sich ihr „Recht auf Zukunft“ in Leipzig und brachte ihnen weitere Ermittlungsverfahren ein.
Man darf gespannt sein, ob sich die FNUMler nach der Absage von Halbe auf den Weg nach Wunsiedel machen, um dem kürzlich verstorbenen NPD-Vize Jürgen Rieger zu gedenken. Sicher werden sie dabei wieder mit dem unpassenden Transparent „Linken Terror Stoppen“ aufmarschieren, das eine Hinterlassenschaft der „Hatecore Warriors Uckermark“ ist und ursprünglich bei der Eröffnung des Uckermärkischen Kreistages im Herbst 2008 gezeigt werden sollte.