(LR) Bei Brandenburger Polizisten ist das allgemeine Verständnis für Ausländer
durch ihre Ausbildung erhöht worden. Zu diesem Schluss kamen die
Teilnehmer einer Fachtagung gestern in Potsdam.
Heute gebe es deutlich weniger Verstöße von Beamten als Anfang der
1990er-Jahre, sagte die Ausländerbeauftragte Almuth Berger. Brandenburg
und Berlin haben bisher als einzige Länder die so genannte interkulturelle
Kompetenz fest in die Ausbildung der Beamten aufgenommen. Nach ihrer
Ausbildung würden die Polizeibeamten Ausländern – ob Opfern oder
Tatverdächtigen – völlig anders begegnen.
Polizei-Schulung wird ausgebaut
Neu: Beamte sollen “interkulturelle Kompetenz” erwerben
(MAZ) POTSDAM Brandenburg hat als erstes Bundesland Polizisten als so genannte
interkulturelle Ausbilder für die Polizeifachhochschule des Landes
qualifiziert. Diese sollen dem Polizeinachwuchs künftig ein besseres
Verständnis für Ausländer vermitteln.
Zum Abschluss des Pilotprojekts “Interkulturelle Kompetenz”, an dem seit
2000 an der Fachhochschule der Polizei (FHPol) in Basdorf (Barnim) 675
angehende Polizeibeamte teilnahmen, wurden jetzt die ersten vier eigenen
Trainer der Brandenburger Polizei für die weitere Ausbildung qualifiziert.
Das gab Fachhochschul-Präsident Rainer Grieger gestern in Potsdam bekannt.
Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger lobte dies als “wichtigen
Schritt”.
Die Polizeibeamten sollen unabhängig von eigenen kulturellen Normen und
Werten lernen, Rollenkonflikte, wie sie sich für Migranten darstellen
könnten, zu lösen. “Sie nähern sich ausländischen Tatverdächtigen mit
einer ganz anderen Herangehensweise”, so Grieger. Zusätzlich soll die
interkulturelle Kompetenz die Leistungsfähigkeit der märkischen Polizei
verbessern. Da 97 Prozent aller Polizeieinsätze auf Bürgerhinweise
zurückgingen, so Grieger, könne durch einen Zugewinn interkultureller
Kommunikationskompetenz noch mehr Sicherheit für alle Bürger gewährleistet
werden. Möglicherweise kann auf diese Weise auch die Aufklärungsquote in
bestimmten Deliktfeldern gesteigert werden, in denen Ausländer eine
überproportionale Rolle spielen.
Über den engeren Bereich der Alltagsarbeit der Polizei hinaus würdigte
Ausländerbeauftragte Berger die Bedeutung interkultureller Kompetenz als
Chance, kulturelle Vielfalt als gesellschaftspolitische Bereicherung zu
begreifen wie etwa in den Niederlanden. “Wir müssen sehen, dass dieses
Denken in der Gesellschaft stärker verankert wird”, so Berger. Bisher
würden Einflüsse fremder Kulturen in Deutschland zu oft als
angsteinflößend wahrgenommen und deshalb abgelehnt. In Einzelfällen seien
auch Brandenburger Polizisten in den vergangenen Jahren mit
fremdenfeindlichen Äußerungen und Übergriffen in die Kritik geraten.