ZAHL DER VORFÄLLE IST IM VERGANGENEN SCHULJAHR DEUTLICH ZURÜCKGEGANGEN
POTSDAM Die Zahl rechtsextremer Vorfälle an Brandenburgs Schulen hat abgenommen. Während die Schulämter 2000/01 noch 257 Fälle meldeten, waren es im vergangenen Schuljahr nur 179. Außerdem kam es nach dem Erfurter Amoklauf zu sechs Bedrohungen. Zwei Mal fuchtelten Schüler mit Schreckschusswaffen herum, vier Mal gab es Drohungen wie “Erinnert euch, was in Erfurt passiert ist!”. Das geht aus einem Papier des Bildungsministeriums hervor, das der MAZ vorliegt.
Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) zeigte sich erfreut über die Entwicklung. “Das ist der Erfolg unserer Prävention.” Er hoffe, dass der Trend anhalte. Dafür spreche, dass die Zahl der Vorfälle im ersten Halbjahr mit 135 bedeutend höher gelegen hätte, als im zweiten Halbjahr (44).
Auch der Potsdamer Jugendforscher Dietmar Sturzbecher beobachtet seit Jahren eine Abkehr vom Rechtsextremismus. So sei etwa die Leistungsbereitschaft von Schülern seit drei Jahren deutlich angestiegen. “Die nehmen ihr Leben wieder in die eigene Hand.”
Trotz des landesweiten Rückgangs gibt es regionale Unterschiede. Den größten Erfolg konnte der Schulamtsbezirk Prignitz/Ostprignitz-Ruppin/Oberhavel melden. Nur 14 Vorfälle mit fremdenfeindlichen, rechtsextremen oder antisemitischen Hintergründen wurden dort im Schuljahr 2001/02 bekannt. (2000/01: 42). Einzig der Bezirk Uckermark/Barnim bricht aus dem Trend aus: Dort mehrten sich die Vorfälle von 11 auf 28.
Bei 123 der 179 Verstöße wurden Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verwendet, bei 25 kam es zu Beleidigungen, bei 19 zu Drohungen und bei 12 zu Gewalt. Überdurchschnittlich betroffen sind die Gesamtschulen. Dort kam es zu 83 Taten. Laut Reiche hänge dies damit zusammen, dass ein Teil der Gesamtschulen eine “schwierige Schülerklientel” habe.
Um künftig die Zahl fremdenfeindlich und rechtsextremistisch motivierter Taten weiter zu senken, werde es demnächst eine “Partnerschaftsvereinbarung” zwischen der Polizei und der Schule geben, kündigte der Bildungsminister gegenüber der MAZ an. “Dann wird es für jede Schule einen Polizisten als Gesprächspartner geben.”