[metaslider id=619064]Bereits zum zweiten Mal in diesem Monat griffen mutmaßliche Neonazis alternative Projekte in Potsdam an.
In einer Pressemitteilung berichtete das linke Wohnprojekt „Zeppi 25“ über einen Angriff in der Nacht zum 2. August 2014: Unbekannte warfen in den Morgenstunden mit Steinen auf mehrere Scheiben der Häuser in der Zeppelinstraße 25 und 26. Mehrere Scheiben von Zimmern, in denen sich zu diesem Zeitpunkt auch Personen aufhielten, wurden zerstört. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Nach den Steinwürfen flüchteten die vermummten Angreifer_innen. In der selben Nacht wurden ebenfalls vor dem Haus „White Power“-Parolen aus einem Auto heraus gebrüllt.
Dieser Angriff scheint geplant und koordiniert durchgeführt worden zu sein. Die Steine wurden vor dem Angriff offenbar gereinigt, um Spuren zu vernichten und stammen vermutlich nicht aus der unmitelbaren Umgebung der Zeppelinstraße. Die vier angreifenden Personen waren sportlich und dunkel gekleidet.
In der Nacht zum 23. August 2014 versuchten nun vier Personen, eine Scheiben der alternativen Kneipe „Olga“ in der Charlottenstraße 28 zu zerstören.
Die Personen kamen mit bereits auffällig drohender Haltung in das Lokal und bestellten sich jeweils ein Getränk. Drei der Personen verließen die Olga, einer blieb und ging auf die Toilette. Als dieser zurückkehrte, griff er nach einem Stuhl und warf diesen von Innen gegen eine Scheiben der „Olga“. Im Anschluss vermummte er sich und rannte nach draußen und dann in Richtung Dortustraße. Dort warteten bereits die übrigen drei Personen auf ihn und begrüßten ihn johlend. Gemeinsam zeigten sie Drohgebärden in Richtung der Kneipe bevor sie sich entfernten.
Gäste der „Olga“ wurden bei dem Vorfall nicht verletzt. Auch die Scheiben hielten den geworfenen Stühlen stand.
Am Vormittag des 23. August 2014 wurde außerdem zum wiederholten Male eine Plastiktüte mit einem Pflasterstein an das Tor der Zeppelinstraße 25 gehangen. Unbekannte hinterließen bereits in den vergangenen Jahren Steine als Drohgebärde vor dem Wohnprojekt.
Diese Vorfälle erinnern an die Anschläge im Frühjahr 2013, als Angriffe auf das „Kontext“, das „Archiv“ und die „Olga“ eine Bedrohungslage erzeugten, die so vorher nicht zu verzeichnen war. Am 3. Februar 2013 verübten mutmaßliche Neonazis einen Brandanschlag auf das Archiv. In der selben Nacht zerstörte ein Mann ein Fenster des „Kontext“ in der Hermann-Elflein-Straße. Die Polizei spielte beide Vorfälle herunter und sah trotz verklebter Neonazisticker in der Umgebung kein politisches Motiv für die Taten.
Am frühen Morgen des 10. April 2013 zerstörten zwei Unbekannte eine große Schaufensterscheibe der Szenekneipe „Olga” in der Charlottenstraße. Im Innenraum hinterließen sie einen gefüllten Dieselkanister. Möglicherweise sollte ein Brand gelegt werden.
Regelmäßig wurden und werden Gäste des „Black Fleck“ in der Zeppelinstraße 26 von Personen, meist aus Autos heraus, beleidigt, bedroht oder angegriffen.
Die Chroniken neonazistischer Aktivitäten der letzten Jahre zeigen, dass die Potsdamer Innenstadt, neben der Waldstadt, ein eindeutiger Schwerpunkt von Angriffen, Bedrohungen und Propagandaaktionen ist.