Der 27. Januar ist seit 1996 in Deutschland und seit 2005 weltweit
offizieller „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“
aber auch der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers
Auschwitz-Birkenau im Jahre 1945 durch die Rote Armee.
64 Jahre sind seit dem vergangen. Seit dem Tag an dem in Auschwitz alle
die verbrannt wurden, die nicht in das ideologische Schema der
sogenannten „Herrenrasse“ passten.
Juden und Jüdinnen, Oppositionelle aller Facetten, Sinti, Roma,
Homosexuelle.
Auschwitz gilt mit mehr als 1,1 Millionen ermordeten Menschen und
weiteren hunderttausenden Geschädigten als größtes von hunderten
Vernichtungslagern und gilt weltweit als Symbol für die Grausamkeit der
Naziverbrechen und den Holocaust.
64 Jahre später hat mensch relativ gut damit abgeschlossen. Mensch
distanziert sich von der schlimmen Vergangenheit und betont mit
Lippenbekenntnissen, dass so etwas nie wieder passieren darf.
Vermeintliche Neonazis werden als verblendet abgetan und Faschismus als
Problem vergangener (sog. totalitärer) Gesellschaften in seiner
Gefährlichkeit abgeschwächt.
Tage, wie dieser gehören zu Pflichtveranstaltung der demokratischen
Zivilgesellschaft, sind aber auch gleichzeitig das Armutszeugnis der
vermeintlichen Aufarbeitung des Nationalsozialismus.
Leider beschränkt sich die Aufarbeitung in vielen Kreisen auf eine
Nicht-Identifikation mit Nazigrößen und deren Verbrechen. Es werden
Helden aus dem DEUTSCHEN WIDERSTAND gesucht, wie die Hochstilisierung
der „Attentäter“ des 20. Juli um Stauffenberg zeigen oder es wird den
Opfern vom Alliierten-Bombenangriffen gedacht. Hier kommt zu einer
Opfer-Täter-Verschiebung in der breiten Wahrnehmung. (Que bono?)
Vor wenigen Tagen, stellte ich mit einem ungutes Gefühl zwischen
Misstrauen und Zweifel fest,
dass abermals versucht wurde die Geschichte um Stauffenberg zu
verfilmen. Mit dem epochalen Titel „Operation Walküre“ wird ein weiteres
Mal versucht Teile der deutschen Offiziere zu entschuldigen und zu
glorrifizieren. Es gab keine gute Wehrmacht. Ihre Schuld an den Morden
von Millionen Menschen, werden zugunsten ihrer sogenannten Heldentaten
beglichen. Dass die Gruppe des 20. Juli der Ideologie des Dritten
Reiches nicht abgeneigt war und auch die Kriege gut hieß wird bei der
Identifikation mit Tom Cruise (aka Stauffenberg) komplett ignoriert. Die
Verschwörer planten die Vernichtung im Osten aktiv mit und taten sich
vor allem in der Bekämpfung von Partisanen, also den wirklichen
WiderstandskämpferInnen hervor.
Der „Sinneswandel“ war keineswegs ein Akt der Erkenntnis das die
industrielle Tötung in Auschwitz eine widerliche Sache sei, sondern galt
nur Hitler dem dilettantischen Kriegsherrn, wie er von vielen der
Generäle spätestens seit dem Winter 42/43 wahrgenommen wurde.
Stauffenberg und Co. folgten nicht ihrem Gewissen, wie der Film (und
andere) zu vermitteln versucht/versuchen, sondern hatten die „Ehre des
deutschen Volkes“, der „Herrenrasse“, der Generäle und der Wehrmacht im
Kopf . Das Bild der „sauberen“ Wehrmacht dient nicht zuletzt auch der
heutigen deutschen Bundeswehr als Anknüpfungs- und Legitimationspunkt um
auch wieder aktiv in aller Welt mitzumischen – denn es geht ja um die
vermeintlich gerechte Sache. Es geht um die Aufrechterhaltung des Zugang
zu Rohstoffquellen und Absatzmärkten in der ganzen Welt.
Auch andere Tragödien führen durch deren Überbetonung dazu, dass die
Wahrnehmung der „Kriegsschuld“ verschoben wird und nationale Mythen
geschaffen werden. Das Problem ist hier das Aufrechnen der Opfer
gegeneinander. Natürlich sind in Dresden Menschen durch Bomben
gestorben. Natürlich wurde die Gustlof versenkt. Aber das rechtfertigt
nicht den Vergleich zum industriellen Tötung der Nazis. Jeglicher
Vergleich relativiert die Naziverbrechen in unerträglicher Art und
Weise. Es entsteht aber der Eindruck, das „Helden- und Opfergeschichten“
eher betrachtet werden, als Fragen der individuellen und nationalen
Schuld.
Wir gedenken der Opfer des Faschismus!
Gegen jeden Revisionismus
Deutsche Heldenmythen abschaffen