(MAZ, 29.10.) Das von Bürgermeister Norbert Langerwisch (SPD) unterschriebene Vorwort zu
einem im Juni 2002 erschienenen Buch über “45 namhafte Brandenburger” hat
nun in der Stadtverordnetenversammlung für Wirbel gesorgt.
PDS-Fraktionschef Alfredo Förster fragte nach, wie Langerwisch dazu gekommen
sei, im Vorwort zu schreiben, wer sich die Mühe mache, alle 45 Biografien zu
lesen, werde als Brandenburger “mit einem gewissen Stolz” auf die Stadt
schauen. Unter den 45 Porträtierten seien unter anderem der SS-General Paul
Hausser, Jagdflieger Werner Mölders und Reichswehrminister Gustav Noske
aufgeführt. Von Hausser, der maßgeblich am Aufbau der Waffen-SS beteiligt
war, sei sogar das Geburtshaus abgebildet worden, “damit die Nazis auch
wissen, wo sie ihre Kränze abzulegen haben”, kritisierte Förster. Er
forderte Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) auf, bei weiteren
Auflagen des Buches auf das Vorwort zu verzichten und auch bei anderen
Publikationen sorgsam darauf zu achten, wem man seinen Namen leihe.
Langerwisch sagte gestern dem Stadtkurier, er habe 2002 lediglich ein
Lesemanuskript erhalten, dieses lediglich durchgeblättert, aber nicht alle
95 Seiten gelesen. Er habe das Manuskript auch nicht — wie sonst üblich -
anderen zum Lesen gegeben. “Das kann ich mir vorwerfen, ist im Nachhinein
aber nicht zu ändern. Aber ich hätte niemals einem General der Waffen-SS ein
Vorwort geschrieben beziehungsweise ein solches unterschrieben.” Langerwisch
sagte, er bedauere die Nachlässigkeit.
Der vom Militärgeschichts-Experten Frank Brekow geschriebene Beitrag über
Hausser war lediglich auf biografische Fakten beschränkt, der Autor hatte
sich jeder Kommentierung enthalten.
In dem Band sind Lebensläufe unter anderem von “Bildungsbischof” Stefan
Bodecker, von Bischof Dietrich von der Schulenburg, von Reichskanzler Otto
von Bismarck und von Oberbürgermeister Franz Ziegler dargestellt. Das Buch
hatte schon 2002 für Diskussionen gesorgt. aw
Buchskandal in Brandenburg a.d. Havel
(RBB) Der stellvertretende OB von Brandenburg a.d. Havel, Norbert Langerwisch, hat
ein Grußwort geschrieben. Für ein Buch der Arbeistgruppe Stadtspuren. In dem
Büchlein wird Prominenten der Stadt gedacht, u.a. einem der berühmtesten
Generäle der Waffen-SS.
Schon seit 2002 liegt das Büchlein in den Läden oder in der Stadtinformation
aus. Am Anfang gab es mal Diskussionen, ob ein Nazi zu namhaften
Persönlichkeiten gezählt werden kann, aber : der General der Waffen SS Paul
Hausser, prominenter Vordenker der Nationalsozialisten, ist nun mal in
Brandenburg Havel geboren. Das hier Explosives verborgen ist, hat bislang
niemand bemerkt.
Im Vorwort des Bürgermeisters findet sich folgender Satz…
… wer sich der Mühe des Studiums aller 45 in diesem Buch portraitierten
Prominenten unterzogen hat, wird als Brandenburger unweigerlich mit einem
gewissen Stolz auf seine Heimatstadt schauen…
Stolz, auf einen SS-General? Der Brandenburger PDS Politiker Alfredo Förster
spricht von Versagen und Instinktlosigkeit…
Alfredo Förster (PDS) Fraktionsvorsitzender Brandenburg/ Havel
“Ich werfe Herrn Langerwisch vor, dass er a die Bröschüre nicht einmal
gelesen hat und b nicht einmal die Überschrift dieser Broschüre gelesen hat,
denn spätestens dann wär ihm aufgefallen, dass Paul Hauser SS-General schon
als Überschrift mit abgebildet wäre.”
Vorwürfe, die der Herausgeber der Broschüre nicht verstehen will…
Wolfgang Kursior, Arbeitskreis Stadtgeschichte
“Also hier muss man wirklich genau hinsehen. Und wer hier darauf verzichtet,
zu differenzieren, wird fragwürdig und man darf schon die Frage stellen, ist
das Manipulation oder wie auch immer.”
Genau hinsehen: dann ließt man, das hier bewusst positive und negative
Personen vereint wurden. Soweit so gut. Doch da bleibt noch der Satz mit dem
Stolz! Unterschrieben vom Bürgermeister. Der zeigt sich heute berührt…
Norbert Langerwisch (SPD) Bürgermeister Brandenburg/ Havel
“Ich habe beim Durchblättern dieses Buches mit Sicherheit die Seite mit dem
General der Waffen-SS dort überblättert. Und danach habe ich dieses Vorwort
unterzeichnet und die Angelegenheit war dann für mich erledigt.”
Bis heute. Nun sieht Langerwisch sehr wohl, was der Herausgeber verneint:
das man nämlich zwischen dem Satz vom Stolz und dem SS General weiter hinten
im Buch eine unheilvolle Verbindung herstellen kann. Neuauflagen sollen
deshalb überarbeitet werden. Der Rathausopposition geht das nicht weit
genug…
Alfredo Förster (PDS) Fraktionsvorsitzender Brandenburg/ Havel
“Würde mir dieser Lapsus passieren, würde mit Sicherheit, wäre ich sicher
als Fraktionschef in dieser Stadt zurückgetreten.”
Für den Bürgermeister kommt das nicht in Frage, er will sich aber künftig
genauer ansehen, was er unterschreibt.