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Wittstock/Dosse: Gespenstischer Fackelmarsch gegen Asylsuchende / Polizei verhindert Blockaden / Proteste nur am Rande

Am frühen Abend marschierten unge­fähr 130 Per­so­n­en, der Großteil davon Neon­azis aus Bran­den­burg und Berlin, anlässlich eines so genan­nten „Fack­elspazier­gangs gegen die Flüchtlingspoli­tik“ durch die nord­bran­den­bur­gis­che Stadt Wittstock/Dosse. Der Auf­marsch wurde von einem mas­siv­en Polizeiaufge­bot, unge­fähr 500 Beamt_innen sollen vor Ort gewe­sen sein, begleit­et und let­z­tendlich auch durchge­set­zt. Ein Block­ade­v­er­such von jugendlichen Antifaschist_innen scheit­erte in der Ringstraße. Er soll von der Polizei recht rabi­at vere­it­elt wor­den sein. Zu Fes­t­nah­men sei es aber nicht gekom­men sein.
Proteste am Rande
2014.12.06 Wittstock Fackelmarsch gegen Asylsuchende (12)
Polizeilich geduldete Protestkundge­bun­gen in Hör- und Sichtweite der Asylgegner_innen gab es hinge­gen nur am angemelde­ten Info­tisch in der Pritzwalk­er Straße Ecke Ringstraße. Dort ver­sam­melten sich zulet­zt unge­fähr 50 Men­schen und protestierten mit Fah­nen und laut­stark­er Stimme gegen den daran vor­beiziehen­den Fackelmarsch.
In der Ringstraße Ecke Wiesen­straße gab es zu dem einen Andacht durch Mit­glieder kirch­lichen Gemeinde. Diese fand unter dem Mot­to: „Ras­sis­mus wider­sprechen! Denn vor Gott sind alle gle­ich.“ statt.
Am Bahn­hof, dem Start­punkt des Fack­el­marsches der Asylgegner_innen waren zu dem Trans­par­ente der Ini­tia­tiv­en „Witt­stock beken­nt Farbe“ sowie „Schön­er leben ohne Nazis“ angebracht.
Etwas abseits des Geschehens, aber dafür im Kern der his­torischen Alt­stadt, wurde sich eben­so gegen Nazis und Ras­sis­mus posi­tion­iert. Hier, auf dem Mark­t­platz der Stadt, fand die Eröff­nung des Wei­h­nachts­mark­tes statt, die vom Bünd­nis „Witt­stock beken­nt Farbe“ eben­falls genutzt wurde um Luft­bal­lons mit den Slo­gans „Kein Ort für Nazis“ und ähn­lich­es unter die Bevölkerung zu verteilen. Bürg­er­meis­ter Jörg Gehrmann nutze zu dem seine Eröff­nungsrede auf dem Markt, um seinen Unmut für die Ver­anstal­tung der Asylgegner_innen auszudrücken.
Die Marschier­er außer­halb der Innen­stadt hielt dies freilich nicht auf.
Braune Allianzen
2014.12.06 Wittstock Fackelmarsch gegen Asylsuchende (60)
Zu diesem Fack­el­marsch hat­ten übri­gens mehrere Ini­tia­tiv­en, Vere­ini­gun­gen und Organ­i­sa­tio­nen mobil­isiert. Alleine aus Wittstock/Dosse fie­len zwei Social­me­dia-Grup­pen auf, die vor allem um Teilnehmer_innen aus der Stadt bemüht waren. Zum einen war dies die Gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN Danke“ mit 397 Mit­gliedern, die zwar ein bürg­er­lich­es Antlitz vortäuscht, jedoch stark von neon­azis­tis­chem Gedankengut vere­in­nahmt wird, und zum anderen die Gruppe „IN WITTSTOCK AUFGEWACHSEN UND DARAUF BIN ICH STOLZ“ mit 54 Mit­gliedern, die von dem ein­schlägi­gen Neon­azi Oliv­er M. betrieben wird und im Titel­bild auch unter dem Namen „Nationale Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“ fir­miert. Wobei die Gruppe der in WITTSTOCK AUFGEWACH­SE­Nen, nicht mit ein­er  gle­ich­lau­t­en­den, aber kleingeschriebe­nen Gruppe mit über 2.000 Mit­gliedern, ver­wech­selt wer­den sollte.
Darüber hin­aus warb auch die NPD Pots­dam-Mit­tel­mark aus Bad Belzig sowie die Ini­tia­tive „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ für die Ver­anstal­tung. Ins­beson­dere let­zt­ge­nan­nte Gruppe macht seit eini­gen Wochen ver­mehrt von sich Reden. Am Volk­strauertag 2014 marschierte sie unangemeldet mit Fack­eln durch die Kle­in­stadt Gransee (Land­kreis Ober­hav­el). Des Weit­eren beteiligten sich Sym­pa­thisan­ten der Ini­tia­tive am ver­gan­genen Woch­enende an einem Auf­marsch von Asylgegner_innen im säch­sis­chen Schnee­berg (Erzge­birge). Auch in Witt­stock nah­men heute Vertreter_innen von „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ teil. Diese rel­a­tiv neue Gruppe scheint ein Net­zw­erk von Neon­azis aus Pots­dam-Mit­tel­mark, Bran­den­burg an der Hav­el, Ober­hav­el und Ost­prig­nitz-Rup­pin zu sein, dass mut­maßlich von dem Grabow­er Neon­azi Maik Eminger gespon­nen wurde. Eminger, der ursprünglich aus dem Erzge­birge stammt und dort in neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften sozial­isiert wurde, trat auch als mut­maßlich­er Sprech­er dieser Ini­tia­tive in Schnee­berg auf. Auch in Wittstock/Dosse war er heute zuge­gen und hielt während der Zwis­chenkundge­bung im Bere­ich Friedrich Schiller Straße einen Rede­beitrag. Eminger, dessen Brud­er André sich zurzeit beim NSU Prozess in München ver­ant­worten muss, ste­ht für den mil­i­tan­ten Flügel des neon­azis­tis­chen Milieus und ver­fügt über zahlre­iche Kon­tak­te zu Gle­ich­gesin­nten in NPD, JN, III. Weg, Gefan­genen­hil­fe und anderen Neonaziorganisationen.
Zu diesem Net­zw­erk hal­ten offen­bar auch mehrere Stadtverord­nete der nation­aldemokratis­chen Partei. So waren heute u.a. auch Dave Trick aus Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin), Robert Wolin­s­ki aus Vel­ten (Land­kreis Ober­hav­el) und Pas­cal Stolle aus Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) nach Wittstock/Dosse gereist.
Anson­sten waren weit­er­hin bekan­nte Gesichter der „Nationalen Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“, der „Aktion­s­gruppe Nord Ost“ und der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ vertreten. Die „Freien Kräfte Prig­nitz“ waren zu dem mit eigen­em Ban­ner angereist.
So genan­nten „Bürger_innen“ waren hinge­gen nur zu einem kleinen Teil vertreten. Unge­fähr 20 bis 30 Per­so­n­en kön­nen diesem Spek­trum zuge­ord­net wer­den. Der Rest war mehr oder weniger als Neon­azi oder Hooli­gan erkennbar. Für let­zt­ge­nan­nte Gruppe wurde übri­gens auch extra der Titel „Hooli­gans gegen Salafis­ten“ von „Kat­e­gorie C“ über den Pkw-Laut­sprecher­wa­gen abgespielt.
weit­ere Fotos: hier

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