Sieben Frauen sitzen 1994 beim Abendbrot zusammen und beschließen: In Brandenburg muss ein Flüchtlingsrat her! Am 31.8.1994 treffen sich daraufhin insgesamt 44 Menschen in einem Gemeinderaum in Potsdam und gründen den Flüchtlingsrat des Landes Brandenburg!
„Wir überleben nun schon seit Jahren in der Brandenburger Wüste, in der fast jedes Engagement für Flüchtlinge zu vertrocknen droht. Wir zeigen immer wieder unsere Stacheln. Das macht uns nicht immer beliebt und manche wollen nicht gern mit uns zu tun haben. Doch davon unbeirrt bleiben wir unserem Kakteendasein treu und bringen für den, der sie sehen will, ansehnliche Blüten zum Vorschein“ (Sabine Grauel, 2001)
In immer wieder unsicheren Strukturen arbeitet der Flüchtlingsrat mit seinem 1996 dazu gegründeten Förderverein – und leider ist seine Arbeit unverändert weiterhin nötig! Konnte der Flüchtlingsrat immer wieder einzelne Erfolge zur Verbesserung der Situation von Flüchtlingen erzielen, so bleiben einige der Probleme leider unverändert bestehen. Aus diesem Grunde gilt es, sich weiter stark und unverwüstlich für Flüchtlinge im Land Brandenburg einzusetzen!
Was also tut der Flüchtlingsrat? Er setzt sich ein für die Verbesserung der Beratungssituation von Flüchtlingen. Es fehlt eine unabhängige Verfahrensberatung in der Erstaufnahme und es herrscht ein Mangel an professionellen Beratungsstellen; die soziale Versorgung muss verbessert werden: keine Sachleistungen – keine Unterbringung in weit abgelegenen Heimen – keine Residenzpflicht — weg mit strukturellem Rassismus auf Ämtern und Behörden; er kritisiert die Abschiebepraxis in Brandenburg- immer noch wird in diktatorische Länder wie Togo u.ä. abgeschoben! Der Flüchtlingsrat fordert ein Recht auf Bleiberecht für lang hier lebende Flüchtlinge. Eine Härtefallkommission mit Vertretern aus NGOs, Wohlfahrtsverbänden und Kirche muss eingerichtet werden. Die Zusammenarbeit mit den grenznahen Ländern im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung wird ausgebaut zur Beobachtung von Rückschiebungen und Kettenabschiebungen. In der Flüchtlingsarbeit tätiger Menschen und Gruppen werden vernetzt, Weiterbildung- und Qualifizierung- und Informationen werden gebündelt und angeboten. Der Flüchtlingsrat begleitet und unterstützt die Zusammenarbeit mit Flüchtlingsselbsthilfeorganisationen. Er ist vertreten in regionalen und bundesweiten Gremien zu Flüchtlingsthematik und Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft PRO ASYL.
Und einmal im Jahr verleiht der Flüchtlingsrat an diejenigen eine besondere Auszeichnung, die sich im strukturellen und systeminternen Rassismus hervorgetan haben: den DENKZETTEL.
Immer wieder werden dem Flüchtlingsrat Steine in den Weg gelegt, sei es finanziell oder politisch. Doch solange die Verleihung von DENKZETTELN nötig ist, ist auch die Arbeit des Flüchtlingsrats Brandenburg unerlässlich!
Auf weitere 10 Jahre lautes und unbeugsames Engagement für
Flüchtlinge im Land Brandenburg!