Der heutige Prozesstag begann mit der Vernehmung des Zeugen Christoph Kellner.
Dieser war im Juni letzten Jahres noch Kellner im Cafe Heider, als solcher stand er
hinter dem Tresen und sah durch die geöffnete Terassentür, wie ein Mensch um die
Ecke des Cafes gerannt kam und zu Boden fiel, danach sah er noch eine Gruppe von 4–5
dunkel gekleideten Personen, die auf diese Person eingeschlagen hätten. Diese Gruppe
flüchtete dann recht schnell in Richtung Hegelallee, einer der anwesenden Gäste,
Robert Manzke, hätte dann die Verfolgung aufgenommen und auch einen der Täter
eingeholt und festgehalten. Kellner sei dann aus dem Cafe herausgekommen und hätte
von dort gesehen, wie sich um Manzke herum, auf den Gleisen vor dem Nauner Tor, eine
recht große Gruppe von Menschen versammelt hat. Diese Gruppe beschrieb er vor
Gericht als zu groß, als dass sie nur aus den TäterInnen hätte bestehen können, es
seien auch aus anderen Richtungen Menschen dazu gekommen.
Der zweite Zeuge war Stefan Kriek, dieser gab an gesehen zu haben wie eine Person um
die Ecke des Cafe Heider gerannt kam und eine Gruppe von 4–5 vermummten Personen
hinterher kam. Die erste Person sei dann gefallen und die schwarz gekleideten und
vermummten Personen hätten sie umringt, eine Person aus dieser Gruppe hätte auf das
Opfer mit einem schwarzen, dünnen Gegenstand eingeschlagen und zwar mehrfach und
stark. Die Gruppe sei dann in Richtung Hegelallee geflüchtet, Manzke sei dann
hinterhergerannt und hätte eine Person festgehalten, die jedoch nicht der oben
genante Mensch mit dem Schlagstock sei. Während dieser Flucht seien allerdings noch
min. 3 schwarz gekleidete Personen dazugekommen. Kriek gab weiter an, gesehen zu
haben wie Jansa, der seinem Kollegen Manzke zur Hilfe eilte, eine Ausholbewegung
machte, den konkreten Schlag hätte er nicht gesehen, gehe jdeoch von einer Ohrfeige
aus. Hiernach kam die Vorsitzende Richterin auf die Idee, dass es nicht ausreichend
sei, wenn sie die eingezogenen Bekleidungsstücke [Jacken, Sturmhaube, Sonnenbrillen
etc] den Zeugen nur zeige, sondern sich einer der Angeklagten zumindest eine
Sonnenbrille und eine Sturmhaube aufsetzen solle, damit sich das der Zeuge besser
vorstellen könne. Da die Anwältin dagegen protestierte und angab, dass ebenso gut
auch sie sich diese Vermummung anlegen könne, zur allgemeinen Verdeutlichung, wurde
dies dann genauso gehandhabt- und so saß dann schlußendlich eine voll vermummte
Anwältin im Gerichtssaal.
Hiernach wurde dann zunächst ein Attest eingeführt, dieses belegt, dass Julia sich
am 19.06 in das St. Josephs Krankenhaus begab und dort ein Hämatom und der Verdacht
auf ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert wurde. Hiernach verlas Julia noch einmal
die e‑mail welche sie noch am selben tag einer Bekannten schrieb und darin den
Hergang dieses Abends aus ihrer Sicht schildert.
Als letzter Zeuge für den heutigen Tag wurde dann Hagen T. vernommen. Dieser gab an,
an diesem Abend mit einem Bekannten in der Kneipe Hafthorn gewesen zu sein, von dort
wollten sie sich dann ins La Leander begeben. Unterwegs hätten sie dann Julia und
eine weitere Gruppe von Menschen, welche er schon vorher kannte, getroffen, diese
sei auf der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Nauner Tor gerannt. Da seien sie dann
mit dem Fahrrad hinterhergefahren, auf Höhe des Nauner Tors dann, sah der Zeuge wie
eine recht schmächtige Person festgehalten wurde, von eher kräftig gebauten Männern.
Die anderen dunkel gekleideten Personen hätte auf diese Männer eingeredet bzw.
eingeschrien, dass sie den Festgehaltenen loslassen sollen. Einer der Kellner, hätte
dann Julias Oberkörper nach unten gedrückt und ihr mit dem Knie oder der Faust
Schläge versetzt. Hagen T. hätte während dieser Zeit versucht herauszufinden um was
es bei dieser Angelegenheit eigentlich ging, hätte aber diesbezüglich auch von
umstehenden keine befridigende Antwort bekommen. Nach ein paar Minuten, sei dann die
Polize gekommen. Bei dieser gab der Zeuge an, was er gesehen hatte und sah hiernach
auch noch einmal Julia auf der anderen Straßenseite stehen, mit einer Beule “bisher
nichtgekannten Ausmaßes”.
Die Verhandlung wird am 18.10 um 14.15 fortgesetzt werden. Da an diesem Tag um neun
noch zwei weitere Prozesse am Amtsgericht und am Landgericht angesetzt sind, rechnen
wir mit einer recht starken Präsenz von Neonazis. Bei dem Prozess am Landgericht
wird ein Überfall von Neonazis [u.a. Oliver Oeltze] auf zwei Jugendliche verhandelt,
der sich am gleichen Tag abspielte wie die Tat die in unserem Prozess verhandelt
wird. Bei dem zweiten Prozess wird der Überfall auf eine Konzertbühne in
Königswusterhausen verhandelt, auf dieser schliefen zur Tatzeit noch Menschen.