INFORIOT Am Freitagabend haben rund 200 Antifas in Königs Wusterhausen “für eine antifaschistische Gegenkultur” demonstriert. Hintergrund ist ein Neonazi-Aufmarsch, der für Samstag angemeldet ist. Die NPD will mit dieser Aktion ein “nationales Jugendzentrum” fordern. Ein Antinazibündnis hat Proteste angekündigt.
Am Freitag startete die Antifademo, zu der die Autonome Antifa Königs Wusterhausen aufgerufen hatte, mit einiger Verspätung vom Bahnhof aus los. In einem weiten Bogen ging es durch große Teile der Stadt. Unter anderem durch ein Neubaugebiet wurde demonstiert — dort sei eine “Hochburg der rechten Szene”, hieß es in einem Redebeitrag. An der Kneipe “Märkischer Hof” wurde darauf aufmerksam gemacht, dass hier einer der zentralen Treffpunkte der rechten Szene sei. Auf die große Präsenz von Rechtsextremen und der Gewalt, die von ihnen ausgeht, wurde ebenfalls hingewiesen. Es gelte, mit einer antifaschistischen Jugendkultur dagegen zu halten, die sich nicht nur gegen Neonazis sondern auch gegen Alltagsrassismus, Sexismus, Antisemitismus und Kapitalismus richte. Immer wieder wurden während der Demonstration laut dazu passende Parolen gerufen.
Die Polizei nahm beim Demoauftakt einen Antifa aus unbekannten Gründen in Gewahrsam. Am Rande versuchten kleine Neonazigrüppchen immer wieder, an die Demonstration heranzukommen und zu provozieren. Ansonsten kam es zu keinen größeren Zwischenfällen.
Der Protest gegen die Neonazidemo am Samstag wird von einem breiten Bündnis, das von SPD bis zur Autonomen Antifa reicht, getragen. Von 10 bis 20 Uhr ist eine Gegenkundgebung am Fontaneplatz angemeldet, bei der auch Bands auftreten werden. Die Autonome Antifa kündigt indes auch “dezentrale Aktionen” an und will den Neonazi-Aufmarsch wenn möglich verhindern (Aufruf).
Schon seit einiger Zeit sind organisierte Neonazis in Königs Wusterhausen, das eine lange unrühmliche Geschichte in dieser Hinsicht hat, verstärkt präsent. Erst vor einigen Tagen versuchten einige Dutzend Neonazis eine Infoveranstaltung gegen Rechts zu stören. Auf einem Transparent drohten sie “eine dicke Lippe” an. In diesem Jahr gab es schon etliche weitere NPD-Kundgebungen und ‑Stammtische. Auch parteilose Neonazis treiben ihr Unwesen — auch diese rufen als “Freie Kräfte” zu der Demonstration am Sonnabend auf. Die Forderung nach einem “nationalen Jugendzentrum” ist ebenfalls nicht neu — schon 2006 gab es eine Aktion unter diesem Motto. Seit Jahren gibt es auch in Berlin jährlich Neonazidemos unter diesem Motto. Sie wurden anfangs von der mittlerweile verbotenen Kameradschaft “BASO” organisiert. Königs Wusterhausens Bürgermeister hat inzwischen versichert, dass die Stadt solch ein Neonazizentrum nicht zulassen will. Aus Sicht der lokalen Antifas indes mangelt es der Stadt vor allem an einem Anlaufpunkt für alternative Jugendliche — dass es genügend Angebote für junge Menschen gebe, wie die Lokalzeitung nahe legt, sei insofern falsch.