Die Zahl linksextrem und rechtsextrem motivierter Gewalttaten ist im Schutzbereich Potsdam im vergangenen Jahr gegen den Trend in Brandenburg um rund 30 Prozent gestiegen. Dies geht aus den vorläufigen Zahlen der Kriminalitätsstatistik für 2006 hervor, die das Potsdamer Polizeipräsidium gestern für den Schutzbereich auf PNN-Anfrage bekannt gab. Neben Potsdam gelten die Zahlen für die Region Teltow-Stahnsdorf-Kleinmachnow.
Danach ereigneten sich im Schutzbereich vom 1. Januar bis zum 30. November 2006 insgesamt 29 politisch motivierte Gewaltdelikte, acht mehr als 2005 im selben Zeitraum. Die Zahl linksextremer Gewalttaten hat sich dabei mehr als verdoppelt: Sie stieg von vier auf neun Fälle. Dennoch überwiegt die rechtsextreme Gewalt: Hier stieg die Zahl von 17 auf 20 gemeldete Straftaten. „Dies sind vorläufige Zahlen, die sich noch geringfügig ändern können“, sagte Rudi Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums. Die endgültigen Zahlen für 2006 sollen im Laufe des Februars bekannt gegeben werden.
Damit liegt der Potsdamer Schutzbereich zumindest bei den Zahlen rechtsextremer Gewalttaten gegen den Trend im Land Brandenburg. Gestern hatte das Brandenburger Innenministerium für die Mark von vorläufig 89 rechten Gewalttaten berichtet, acht Fälle weniger als 2004. Im Vergleich zu 2004 sei die Zahl der rechten Gewaltdelikte sogar um 15 Prozent gesunken. Dagegen erwarten Experten für das gesamte Bundesgebiet in diesem Jahr einen neuen Höchststand bei rechter Kriminalität (PNN berichteten).
Unterdessen ist die Suche nach mehreren offenbar linken Gewalttätern vom vergangenen Wochenende erfolglos geblieben. In der Nacht zum Sonntag waren nach Polizeiangaben ein 21-jähriger Caputher sowie dessen 26-jähriger Bekannter am Bahnhof gegen 2.30 Uhr von sechs vermummten Männern zusammengeschlagen worden. Bei dem Angriff wurde laut Polizei Pfefferspray verwendet, die Täter sollen den 21-Jährigen zudem als „Scheiß Nazi“ bezeichnet haben. „Bisher gibt es noch keine neuen Emittlungsergebnisse“, so Polizeisprecherin Angelika Christen gestern auf Anfrage.
Wegen der Zunahme der politisch motivierten Gewalt – besonders im Sommer 2005 hatte sich die Lage nach mehreren Überfällen zugespitzt – hatte die Polizei vor zwei Jahren eine Sonderkommision „Soko Potsdam“ gegründet.