(Indymedia; Michael Maurer) Am 14.02.2005 um 16:00 Uhr versammelten sich ca. 100 bis 120 Menschen vor dem Kreistagsgebäude des Landkreises Teltow-Fläming. Die Jüterboger Montagsdemonstranten hatten anlässlich des “Tag der Rechenschaft” ihre 28. Montagsdemonstration an diesen Ort verlegt, da an diesem Tag eine Sitzung des Kreistags stattfand und dort eine größere Ansammlung von SPD-Politikern anwesend war.
Michael Maurer verlas noch einmal den Aufruf zum “Tag der Rechenschaft” und zitierte anschließend in weiten Teilen seiner Rede ausgerechnet den CDU-Politiker Heiner Geissler um den “Sozialdemokraten” zu verdeutlichen wie sehr sie sich von ihrer ureigensten Klientel entfernt haben und den Kampagnen der Arbeitgeberverbände auf den Leim gegangen sind:
“Das Triumphgeheul des Bundesverbandes der Deutschen Industrie über die Billiglohnkonkurrenz aus dem Osten noch in den Ohren, müssen marginalisierte und von der Marginalisierung bedrohte Menschen sich vom politischen und ökonomischen Establishment als Neonazis und Kommunisten beschimpfen lassen, wenn sie radikale Parteien wählen, weil es keine Opposition mehr gibt und sie sich mit einer Großen Koalition konfrontiert sehen, die offensichtlich die Republik mit einem Metzgerladen verwechselt, in dem so tief ins soziale Fleisch geschnitten wird, dass das Blut nur so spritzt.”
Ein Gewerkschaftsmitglied und Mitglied von Attac-Zossen machte eine Initiative bekannt welche zum Ziel hat konkrete Fakten zu sammeln bei welchen ALG II-Empfänger von der zuständigen Armutsbehörde ungerecht behandelt oder benachteiligt wurden.
Anschließend ergriff ein Redner aus Trebbin das Wort und ging auf das derzeit öffentlich geführte Medientheater bezüglich NPD-Verbots ein.
Im weiteren Verlauf der Kundgebung wurde das, bei den Jüterbogern beliebte, Spottlied auf Gerhard Schröder nach der Melodie von Bruder Jakob gesungen, Parolen skandiert und lautstark von der Trillerpfeife Gebrauch gemacht.
Plötzlich erschien der Landrat Peer Giesecke gefolgt von seinem Kreistagsvorsitzenden Klaus Bochow, auf der Bildfläche. Beide wurden mit einem Trillerpfeifkonzert und Rufen wie “Arbeiterverräter” so begrüßt, wie es von Montagsdemonstranten nicht anders zu erwarten war. Auf seine scherzhafte Frage, ob er das Pfeifen persönlich nehmen solle, erntete er große Zustimmung und verstärktes Pfeifen bei den Demonstranten. Seine Frage an die ebenfalls anwesende PDS-Politikerin Maritta Böttcher, “Warum pfeifen deine Leute mich aus?” zeugte entweder von großer Dummheit oder von großer Ignoranz den Montagsdemonstranten gegenüber. Denn obgleich die PDS-Politikerin die Montagsdemonstranten von Anfang an hervorragend unterstützt, sind die Demonstranten weder ihr Eigentum noch tanzen sie nach ihrer Pfeife. Dass es sich bei den Montagsdemonstranten um freie Bürger, quer durch alle Parteizugehörigkeiten und Weltanschauungen handelt, hat der Landrat offenbar noch nicht begriffen.
Nun begann sich eine Diskussion zwischen dem Landrat und einigen Montagsdemonstranten zu entwickeln, bei welcher der Landrat geschickt seine Fachkompetenz als Verwaltungsmensch in den Vordergrund schieben konnte, um so bei den Demonstranten langsam aber sicher “die emotionale Luft rauszulassen”. Denn auf diesem Terrain war er sicher und die Montagsdemonstranten konnten nur verlieren. Die üblichen Sprüche von wegen “Nachbesserungen”, “Anlaufschwierigkeiten”, “sich der Sache annehmen” usw. kennen wir ja schon vom Kanzler und Konsorten zur Genüge.
So griff denn Michael Maurer mit den, an den Landrat gerichteten, Worten “Er solle nicht so einen Schwachsinn daherreden.” in das Geschehen ein, was ihm der Landrat verständlicherweise sehr übel nahm, aber das Protestgeschehen wieder auf die emotionale Ebene brachte. Michael Maurer sagte ihm noch, sinngemäß, das wir nicht gegen die Verwaltungsmaßnahmen der “Arbeitsgemeinschaft” Landkreis Teltow-Fläming und der Arbeitsämter Luckenwalde, Zossen etc., protestieren, sondern gegen die Partei der Arbeiterverräter SPD, die diesen beispiellosen sozialen Kahlschlag erst möglich gemacht hat, und deren Mitglied er ist. Darauf wollte der Landrat dann lieber doch nichts mehr entgegnen und zog mit seinem Adlatus von dannen.
Anschließend, so gegen 16:50 Uhr beendete Michael Maurer offiziell die 28. Montagsdemonstration. Unmittelbar darauf zogen ca. 30 bis 40 Demonstranten in den Sitzungssaal des Kreistages ein, um in der “Bürgerfragestunde” ihre Fragen an den Landkreis Teltow-Fläming zu richten.
Mit solidarischen Grüßen
Michael Maurer