POTSDAM Ein Baby, das mit einem Hakenkreuz spielt. Daneben der Spruch:
“Heute ist es ein Spiel…und morgen?” Der rote Brandenburger Adler, dessen
geschwungener Flügel zur kantigen, schwarzen Schwinge des Nazigreifs
mutiert. Dazu der Kommentar: “Kampf der brandenburgischen Vogelgrippe.” Kein
Zweifel, die Plakate provozieren. Und das sollen sie auch.
 
“Alltagsrassismus” heißt das Thema der Ausstellung, die gestern in den
Räumen des früheren Intersport-Geschäfts in der Friedrich-Ebert-Straße
eröffnet wurde. Ein Semester lang beschäftigten sich Design-Studenten der
Potsdamer Fachhochschule im Rahmen eines Plakatwettbewerbs unter Anleitung
von Professor Lex Drewinski mit dem Thema. Das Ergebnis sind mehr als 70
verschiedene Entwürfe, die alle noch bis zum 26. März in der Ausstellung
gezeigt werden. Oberbürgermeister Jann Jakobs war von den Arbeiten so
angetan, dass er spontan anbot, die Plakate nach dem Ende der Schau in den
Fluren des Stadthauses aufzuhängen. Stoff zum Nachdenken für die Wartenden
im Bürgerservice.
 
Aufgerufen zu dem Wettbewerb hatte die Servicestelle Aktionsplan Potsdam.
Der DGB Berlin-Brandenburg sponserte die Preisgelder, Jakobs lobte einen
Sonderpreis für die beste Plakatserie aus. Die drei Siegerplakate wurden in
einer Auflage von mehreren Hundert gedruckt und sollen demnächst im
Stadtbild zu sehen sein.
 
Zur Gewinnerin des Wettbewerbs kürte die fünfköpfige Jury Daniela Jordan.
Auf einem ihrer insgesamt vier Entwürfe zeigt sie eine Frau, die in die
Kamera lacht. Daneben steht: “49 Prozent Orchideenzüchterin, 33 Prozent
Mama, 18 Prozent Nazi”. Die anderen sind ähnlich gelagert. “Auch in
sympathischen Menschen stecken Vorurteile”, kommentierte Jordan ihre Arbeit
und damit zugleich den Ansatz der Ausstellung. “Alltagsrassismus fängt in
den Köpfen an”, so Esther Lehnert von der Servicestelle Aktionsplan.
 
Das größte Lob spendete der Präsident der Region Lambayeque in Peru, Yehude
Simon Munaro. Er will die Aktion in seinem Heimatland wiederholen. “Bei uns
leben Weiße, Indios und Gelbe”, sagte er, “und wir sind trotzdem ein
rassistisches Land.”