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Antifaschismus

88-Meterlauf im Wald

INFORIOT- Am heuti­gen 27. Juli fand in Finow­furt erneut ein Recht­srock-Konz­ert auf dem Grund­stück des „Die Rechte“-Landesvorstandes Klaus Mann statt. Wie wir bere­its berichteten, organ­isierten die „Markischen Skin­heads 88“ (MS 88) das Nazi-Event und die Behör­den ließen erst drei Tage vorher durch­blick­en, dass die Ver­anstal­tung nicht in Viereck in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, son­dern im bran­den­bur­gis­chen Finow­furt stat­tfind­en sollte. Die Neon­azis melde­ten das Konz­ert für bei­de Orte an, um so den Protest zu spal­ten und eine Mobil­isierung zu erschw­eren. Schein­bar war die Tat­sache, dass auch in Finow­furt und Umland die Wald­brand­stufe IV herrschte kein Argu­ment für die Behör­den dieses Konz­ert bere­its im Vor­feld zu verhindern.

Anti-Nazi-Bünd­nisse unter­stützen sich gegenseitig

Trotz der rel­a­tiv kurzen Mobil­isierungszeit arbeit­eten erst­mals die zwei Bürg­er­bünd­nisse aus den bei­den Bun­deslän­dern zusam­men und kon­nten so die Basis für zukün­fti­gen Aus­tausch und Zusam­me­nar­beit schaf­fen. Ein Sprech­er des Bünd­niss­es „Vor­pom­mern: weltof­fen, demokratisch, bunt“ sagte sin­ngemäß, dass es ihnen beim heuti­gen Protest auch um die Ver­tiefung des Aus­tausches gin­ge. So waren auch viele der ca. 100 Teilnehmer_innen extra aus dem Nach­bar­bun­des­land angereist um Sol­i­dar­ität zu zeigen und klarzustellen, dass es in den unter­schiedlichen Gemein­den oft zu ähn­lichen Prob­lem­la­gen kommt.

Ziel der Demon­stra­tion war es laut dem Bünd­nis „Finow­furt Naz­ifrei“, den Nazis die Anfahrt zu erschw­eren, was nur sehr bed­ingt und zeitlich begren­zt funk­tion­ierte. Solange der Protest direkt an der Auto­bahnz­u­fahrt Finow­furt ver­weilte, war eine Anfahrt der recht­sradikalen Konz­ertbe­such­er aus Rich­tung Eber­swalde unmöglich, aber nach gut ein­er hal­ben Stunde bedeutete die Polizei der Demoleitung zur Rück­kehr aufzu­fordern. Die Protest­de­mo kehrte dann zum Aus­gangspunkt an den Erzberg­er­platz zurück und begann mit dem angekündigten Pick­nick gegen Rechts. Nur etwa 10 — 15 Leute blieben dort und ver­sucht­en die ein­seit­ige Block­ade aufrecht zu erhal­ten, was aber wegen der Überzahl an Polizis­ten nicht gelin­gen kon­nte. Zusam­men mit den Vorkon­trollen der Polizei führte das zu einem ver­späteten Ver­anstal­tungs­be­ginn für die Nazis.

88-Meter-Lauf und andere Raffinessen

Anwohn­ern zufolge kam es bere­its am frühen Mor­gen zu Ver­anstal­tun­gen mit sportlichen Rah­men. Ver­schiedene Diszi­plinen wur­den aus­ge­focht­en. Beson­der­er vor­läu­figer Höhep­unkt soll wohl der 88-Meter-Lauf gewe­sen sein. Im ganzen Gebi­et der Gemeinde Finow­furt kam es im Laufe des Tages mehrfach zu Bedro­hun­gen und Ein­schüchterungsver­suchen von Seit­en der anreisenden Neon­azis. So bedro­ht­en Per­so­n­en des aufgelösten KMOB um Robert Geb­hardt Pressevertreter_innen, der Ord­ner­di­enst ver­suchte an die Block­ade her­anzukom­men. Unter den Ord­nern war der bekan­nte Aktivist Maik T. aus Königs Wuster­hausen, der die Koor­di­na­tion der Anreisenden übernahm. 

Die Beson­nen­heit der Protestier­er und die all­ge­meine Präsenz der Polizei kon­nte aber bis dato dafür sor­gen, dass es zu keinen schw­er­eren Auseinan­der­set­zun­gen kam. Trotz­dem war es für Leute, die äußer­lich, oder durch Äußerun­gen in das Feind­bild der Nazis fie­len, kein angenehmer Tag in Eber­swalde und Umland. 

Barn­imer Fre­und­schaft verteilte Zettel an die Anwohner_innen

Am Vor­mit­tag wur­den im Ort selb­st Handzettel von „25 besorgten Fre­un­den aus Barn­im“ auf die Bürg­er­steige gewor­fen. Bei den besorgten Fre­un­den han­delt es sich um die “Barn­imer Fre­und­schaft”. Es ist eine Kam­er­ad­schaft, welche in Ver­gan­gen­heit wegen Hand­grei­flichkeit­en und Sachbeschädi­gun­gen am linken Jugend­club “Dos­to” in Bernau auffiel. In dem Text der mit „Her­zlichen Glück­wun­sch ihr Igno­ran­ten“ über­schrieben war, wurde Bezug auf den Protest gegen das Nazi-Konz­ert genom­men und den Protestier­ern emp­fohlen sich doch lieber „um die wahren Prob­leme in eur­er Heimat“ zu küm­mern. Benan­nt wur­den z.B. „Islamistis­che Gotteskrieger, die den Tod aller Nicht­gläu­bi­gen prädi­gen“ (Fehler im Orig­i­nal), es wurde die „Schließung von Kindergärten“ angeprangert und aufge­fordert sich wahlweise gegen „unre­al­is­tis­che Ben­z­in­preise“, „linke Straftat­en“, oder „das let­zte brechen der Flut­dämme“ (Fehler wieder im Orig­i­nal) zu wehren.

Polizei löste Konz­ert auf

Nach ein­er Pressemit­teilung der Polizei­di­rek­tion Ost stellte die anwe­sende Polizei bere­its zum Anfang gegen 18 Uhr Textpas­sagen fest, die den Tatbe­stand der Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen sowie Volksver­het­zung erfüll­ten. Die Band, die eine indiziertes Lied ein­er Band mit leichter Ver­frem­dung coverte, bekam einen Platzver­weis für das Gelände. Gegen 19:30 wurde durch die zweite Band erneut ein indiziertes Lied gespielt. Auch die zweite Band bekam daraufhin einen Platzver­weis. Als dann fes­tegestellt wurde, dass ein Mit­glied, der einen Platzver­weis bekam, bei der drit­ten Band mit­ge­spielt hat, wurde das Konz­ert während des Auftritts der drit­ten Band gegen 20 Uhr durch die Polizei beendet.

Näch­ster Ter­min ste­ht schon fest

Der näch­ste Ter­min auf dem Gelände von Klaus Mann wird am 17. August das Konz­ert der Nazi-Hool-Band Kat­e­gorie C sein. Auch dort sind bere­its Proteste angekündigt.

Weit­ere Bilder: hier und hier.

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