125 rechtsmotivierte Angriffe hat der Verein Opferperspektive, in
Kooperation mit lokalen Initiativen, für das Jahr 2006 in Brandenburg
gezählt.
Die erfassten Straftaten richteten sich nach Kenntnis der
Beratungsstelle gegen mindestens 165 Personen. Weitere 71 Personen waren
indirekt betroffen, da sie die Geschädigten während der Straftaten
begleitet hatten. Knapp 90 Prozent der erfassten Straftaten waren
Körperverletzungsdelikte. Daneben erfasst die Statistik der
Opferperspektive für 2006 auch 5 Sachbeschädigungen und eine
Brandstiftung.
Im Vergleich zum Jahr 2005, in dem 140 Fälle registriert worden waren,
deutet sich in Brandenburg ein leichter Rückgang der Zahl
rechtsmotivierter Gewalttaten an; allerdings ist noch mit Nachmeldungen
zu rechnen. Zwischen 2002 und 2006 hat sich die Zahl der jährlich
erfassten Gewalttaten zwischen 117 (2003) und 140 (2005) auf einem hohen
Niveau bewegt, ohne dass ein klarer Trend erkennbar wäre. Daher lässt
der erfreuliche Rückgang der Zahlen in 2006 im Vergleich zum Vorjahr
nicht auf eine grundsätzliche Entspannung der Situation schließen.
Ein Trend, der sich schon 2005 abgezeichnet hatte, scheint sich
fortgesetzt zu haben: Einerseits kann von einem leichten Rückgang
rassistisch motivierter Straftaten gesprochen werden, gleichzeitig nimmt
die Gewalt gegen nicht-rechte Jugendliche und Andersdenkende zu. In 43
der 125 Fälle war Rassismus der Grund für die Angriffe. In 41 Fällen
richtete sich die Gewalt gegen Personen, die von den Angreifern
vermutlich einem alternativen Milieu zugeordnet wurden. Bei 24 Fällen
geht die Opferperspektive davon aus, dass die Opfer als politische
Gegner eingestuft wurden.
Die erfassten Gewalttaten verteilen sich in Brandenburg unterschiedlich.
Bei den Städten bilden Potsdam mit 14 Fällen und Frankfurt (Oder) mit 12
Fällen die traurigen Spitzenwerte. Bei den Landkreisen sind
Dahme-Spreewald mit 14 Fällen und Teltow-Fläming mit 10 Fällen
hervorzuheben. Tendenziell scheinen sich insgesamt mehr rechte
Gewalttaten im südlichen Brandenburg zu ereignen.
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Opferperspektive haben im
vergangenen Jahr mehr als 250 Menschen unterstützt. In den meisten
Fällen handelte es sich um direkt von rechtsmotivierten Gewalttaten
Betroffene. Teilweise umfangreiche Beratungen fanden jedoch auch statt
mit Zeugen sowie Angehörigen und Freunden von Geschädigten.