Demo
Sonntag, 11. Juli
15 Uhr
Marktplatz in Spremberg
Zugegeben, es gibt in den meisten ostdeutschen Kleinstädten genügen Gründe und Anlässe für eine Demonstration. Spremberg in Brandenburg ist nur eine von ihnen. Und doch gibt es derzeitig einen besonderen Grund der Stadt einen sonntäglichen Besuch abzustatten.
Alljährlich findet im Juni ein Treffen der alten Kameraden der SS-Division “Frundsberg” statt. Sie nutzen das Wochenende um gemeinsam mit jungen Neonazis aus ganz Deutschland die Schauplätze des 2. Weltkrieges in Südbrandenburg zu besuchen, ihrer “toten Kameraden” zu gedenken und Erlebnisse auszutauschen.
Am sog. “Volkstrauertag” nehmen jährlich alte und junge Nazis an Landesfeier der Stadt teil und legen ihre Kränze nieder. Manches Jahr fand sich ein Teilnehmender,
den dieser offensichtliche Aufmarsch störte, manch anderes Jahr konnte er kommentarlos stattfinden. Unterbunden wurde er nie.
Über Anlässe, an denen sich die Bevölkerung für “Heimatfeste” auf den Straßen und Plätzen trifft, wissen nicht-rechte Jugendliche und MigrantInnen vor allem von
Pöbelein, Beleidigungen und Angriffen zu berichten.
Die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus, welche auf dem Georgenberg steht, soll, da sie aus denkmalschutz-technischen Gründen nicht zu entfernen ist, die Namen von “11 Opfern” des Stalinismus aufnehmen. Die einzelnen Biographien wurden nicht öffentlich gemacht, manch einem Stadtverordneten beschlich immerhin der Verdacht, es
könnte sich auch um Menschen mit einer eindeutigen NS-Biographie handeln. Eine offizielle Stellungnahme oder Entscheidung steht bis heute aus.
1998 wollte der damalige Bürgermeister Egon Wochatz auf dem Georgenberg einen Gedenkstein mit dem SS-Motto “Unsere Ehre heißt Treue” aufstellen lassen. Unterstützer fand die Initiative viele, unterbunden konnte sie nur werden, weil es
letztlich doch noch zuviel Protest und Aufmerksamkeit gab. Wer den bereits angefertigten Stein am Ende mit nach Hause nahm, ist nicht überliefert.
All dies und noch einiges mehr ist seit Jahren bekannt. Und auch der Name des Fraktionsvorsitzenden der CDU und ehemaligen Bürgermeisters Egon Wochatz kann immer wieder in diesen Zusammenhängen gelesen werden. Denn auch aus seiner Geisteshaltung machte er noch nie ein Geheimnis. Eins der prominentesten Beispiele waren seine Äußerungen zum Tod des algerischen Asylbewerbers Farid Guendoul in Guben. Die
Verantwortung für die tödliche Hetzjagd beantwortete er mit der Frage “Was hatte der auch nachts auf der Straße zu suchen?” und weiter “Die brandenburgische Heimordnung
für Übergangswohnheime, die unter anderem (…) eine Nachtruhe von 22 — 6 Uhr vorsieht, ist durchzusetzen.”
Und weil es dieses Jahr einmal aufgefallen war, dass Egon Wochatz regelmäßig an den Treffen der SS-Veteranen teilnimmt, gab es so etwas wie eine “Empörung”. Und die war
kurz, blieb bisher ohne Konsequenz und für so manche SprembergerIn noch dazu unverständlich.
Und so wollen wir die Einschätzung der Lausitzer Rundschau vom 05.07.04, dass sich “die Empörung über die Kontakte des Spremberger Altbürgermeisters Egon Wochatz (CDU) zu Veteranen der Waffen-SS” gelegt hat, nicht einfach teilen und rufen auf, gemeinsam mit uns am 11.o7.2oo4 um 15 Uhr in Spremberg (Treffpunkt: Marktplatz) “a lesson in history” zu erteilen.
Bündnis gegen Geschichts-Revisionismus