Asylbewerber im brandeburgischen Sedlitz bei Senftenberg wehren sich gegen ihre drohende Zwangsverlegung. Das Landrats-amt Oberspreewald-Lausitz will die 33 Heiminsassen in ein ehemaliges sowjetisches Militärobjekt bei Bahnsdorf verlegen. Das »Dschungelheim« befindet sich mitten im Wald und ist nur in einem halbstündigen Fußmarsch vom nächsten Bahnhof zu erreichen. Mit einer Petition, die sie dem Landrat Georg Dürrschmidt (CDU) am Donnerstag überreichten, protestierten die Asylbewerber gegen die Pläne der Verwaltung.
Die Flüchtlinge wenden sich gegen ihre Isolierung, die sie von jeglichem Kontakt zur deutschen Bevölkerung abschneiden würde. Auch die Kreistagsabgeordente Viola Weinert (Die Linke) bezeichnete die Verlegung als »menschlich nicht zu vertreten«.
Grund für den geplanten Umzug ist der Umbau des Heims Sedlitz, das nach Abschluß der Bauarbeiten das einzige Asylbewerberheim im Kreis werden soll. Beginn der 1,37 Millionen Euro teuren Baumaßnahmen soll am 1. Januar 2008 sein. Dabei betont der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Michael Herz, daß durch diese Umbauten auch spätere Anbauten möglich wären, ohne weitere Umzüge erforderlich zu machen. Wenn irgendwo auf der Welt ein neuer Krisenherd entstehe, so Herz, »hat man wieder mehr Flüchtlinge«. Tatsächlich sind die Zahlen aufgrund der restriktiven deutschen Asylpolitik seit Jahren rückläufig – auch im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Viola Weinert hat indes »wenig Hoffnung, daß die Flüchtlinge in ein schönes, neues Heim kommen«. Anlaß zu dieser Befürchtung gibt ihr unter anderem die Finanzierung der Umbaumaßnahmen – allein durch vom Landkreis aufgenommene Kredite. Es bestehe keinerlei Verpflichtung, das Haus weiterhin als Flüchtlingsunterkunft zu betreiben.
Das ehemalige Braunkohlefördergebiet wird derzeit in ein Naherholungsgebiet umgewandelt. Dabei soll auch der Sedlitzer See geflutet werden, wodurch sich das derzeitige Asylheim in der Straße der Jugend noch näher am Wasser befinden würde. Die Lage am Sedlitzer See sei »ideal«für eine anderweitige Nutzung des Hauses als Jugendbegegnungscenter oder Hotel, befürchtet Weinert. Gestützt wird ihr Verdacht auch durch den betreffenden Kreistagsbeschluß zu den Umbaumaßnahmen, in dem verschiedene Nachnutzungsmöglichkeiten eine Rolle spielen.
Weinerts Einschätzung schließt sich auch Kay Wendel vom Flüchtlingsrat Brandenburg an:. »1,3 Millionen für den Umbau des Asylbewerberheims unter der Annahme sinkender Bewohnerzahlen ausgeben zu wollen, macht nur Sinn, wenn eine andere Nachnutzung geplant ist.«
Herz hingegen dementiert diese Einschätzung, denn »über eine Nachnutzung denkt man gar nicht nach im Moment«. Allerdings könne sich das ändern, »wenn es eines Tages keine Flüchtlinge mehr gibt«.
Nach massiver öffentlicher Kritik an den Bedingungen im »Dschungelheim« Bahnsdorf hatte der Kreistag im März 2007 beschlossen, die Unterkunft nach Auslauf der Betreiberverträge 2009 zu schließen. Die Dezernentin für Gesundheit, Jugend und Soziales, Karin Heise, beschrieb gegenüber der Lausitzer Rundschau die Unterkünfte dennoch als »zumutbar und angemessen«.
18 Monate sollen die Flüchtlinge in Bahnsdorf wohnen. Grüne und Linkspartei schlugen vor, den Asylbewerbern leerstehenden Wohnungen zuzuweisen. Doch das lehnte der Kreistag mit der Mehrheit von CDU und SPD ab. Die Sozialdezernentin erklärte gegenüber der Lausitzer Rundschau gar, eine Unterbringung in Wohnungen würde den »Gleichheitsgrundsatz« verletzen. Die Flüchtlinge kündigten ihrerseits an, den für 30. November angesetzten Zwangsumzug nach Bahnsdorf nicht mitzumachen.