GRANSEE “Das Interesse an Politik ist da”, meint Carolin Alexander. “Aber es
ist schwer, wirklich genaue Informationen zu finden.” Die 18-jährige
Schülerin aus Fürstenberg darf am Sonntag zum ersten Mal den Bundestag
mitwählen. “In der Schule setzen wir uns aber zu wenig damit auseinander”,
findet sie. Carolin ist Mitglied der Philosophie-AG des Granseer
Strittmatter-Gymnasiums. Dort wurde eine Stunde lang über die Wahlen
gesprochen.
“2002 hatte ich mehr Interesse an den Wahlen”, sagt Daniel Kranz. Und das,
obwohl der jetzt 18-jährige Zehdenicker da noch gar nicht wählen gehen
durfte. “Heutzutage kann man doch die Politiker und die Parteien kaum noch
unterscheiden.” Rico Liese (18) aus Grieben glaubt den Politikern nicht:
“Vor den Wahlen versprechen sie viel, aber danach sieht man ja, dass sie das
meiste doch nicht einhalten.”
Die Unentschlossenheit, welche Partei sie wählen wollen, ist groß. “Ich
werde jedenfalls keine der großen Parteien wählen”, ist sich Christin Fank
(19) sicher. Die Fürstenbergerin steht mit ihrer Meinung nicht allein da.
“Ja, Hauptsache, wir gehen überhaupt wählen”, meint Daniel. Rico Liese
findet das falsch. “Was bringt es, eine Partei zu wählen, von der man eh
schon weiß, dass sie es nicht in den Bundestag schafft?”
Eine eindeutige Absage gibt es an die rechtsextremen Parteien. “Das sind
doch alles demagogische Ansätze”, findet Daniel. “Lächerlich. Und wer das
nicht mitkriegt, ist ziemlich dumm.” Aber wie sollte mit diesen Parteien
umgegangen werden? So, wie es einige Parteien im Wahlkampf machen? “Letztens
hat eine der großen Parteien hier Flyer verteilt”, erinnert sich Victoria
Heller (18). “Darauf stand: ‚Nazis nehmen uns die Arbeit weg´. Das ist doch
genau dieselbe Masche, mit der auch die Rechtsextremen arbeiten”, beschwert
sich die Zehdenickerin. “Wenn das Ironie sein soll, hat das jedenfalls nicht
geklappt.” Rico sieht das ähnlich: “Damit sind sie genauso intollerant wie
die Nazis.” Aber was sollte man stattdessen tun? “Manchmal denkt man das gar
nicht von den Leuten, dass sie rechts sind”, erzählt Victoria. “Da ist die
Angst, sich damit auseinander zu setzen groß. Man hat Angst, keine guten
Gegenargumente zu haben.”
Heutzutage scheint sich alles nur noch um die Frage: Schröder oder Merkel zu
drehen. “Ich würde keinen von beiden wählen”, meint Rico Liese. “Schröder
hatte seine Chance”, sagt er. Carolin hält dagegen: “Aber Frau Merkel kann
sich schlecht präsentieren. Viele Leute machen ihre Wahl nur davon
abhängig.”
Sonntag ist Wahltag. Ein Abend vor dem Fernseher? “Ich werde mich nicht so
drauf verschärfen”, sagt Victoria. “Ich werde es ja am nächsten Tag in der
Zeitung lesen.” Anders bei Christin Fank: “Ich werde es mir auf jeden Fall
ansehen.”