PDS, Kirche und Flüchtlingsrat plädieren für Alleingang der Landesregierung
(Berliner Zeitung) POTSDAM. Die evangelische Kirche, der Flüchtlingsrat des Landes und
Vertreter der PDS-Landtagsfraktion haben am Donnerstag in Potsdam einen
Abschiebestopp von abgelehnten Asylbewerbern in die Republik Kongo
gefordert. “Das Leben der Rückkehrer ist akut gefährdet”, sagte Judith
Gleitze vom Flüchtlingsrat. Trotz Friedensvertrag und einer
Übergangsregierung sei der Bürgerkrieg in Kongo noch lange nicht beendet.
“Die Menschenrechtssituation ist dort bedenklich”, sagte sie. Wer sich im
geringsten Widerspruch zur Regierung befinde, sei von Verfolgung und Folter
bedroht.
In einem Brief der Kirche an Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und den
Berliner Innensenator Erhart Körting (SPD) wird ein genereller
Abschiebestopp in das afrikanische Land gefordert. “Am besten auf
Bundesebene”, sagte die Ausländerseelsorgerin Annette Flade. Die
asylpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion, Irene Wolff, sagte: “Wegen der
Lage in Kongo müsste Bundesinnenminister Schily einen Abschiebestopp
verfügen. Wenn das nicht geschieht, kann und sollte sich die Brandenburger
Regierung selbstständig dafür entscheiden.”
Nach Angaben des Flüchtlingsrates leben in Brandenburg etwa 50 geduldete
Asylbewerber aus Kongo, die jederzeit von Abschiebung bedroht seien. “Es
sind also nicht viele, die geschützt werden müssten”, sagte Gleitze.
Pater Alois Schmid bestätigte alle Horrormeldungen über die
Menschenrechtslage in Kongo. Er arbeitet dort seit 1965 für die katholischen
Afrika-Missionare. Nur wer zu einer der an der Regierung beteiligten
Volksgruppen gehöre, könne derzeit zurückkehren, sagte er. Bereits am
Flughafen würden den Heimkehrern Pässe und Geld abgenommen. Unklar sei, ob
dies die Polizei macht. Ein weiteres Problem sei, dass 90 Prozent der
Kongolesen unter der Armutsgrenze leben. Die Familien würden ihre Verwandten
aus Europa nicht mehr aufnehmen, wenn die kein Geld mehr hätten. “Für die
Heimkehrer gibt es nur einen Ausweg”, sagt Schmid, “die Kriminalität”.
Der in Fürstenwalde lebende Flüchtling Steve Ntamba erhob schwere Vorwürfe
gegen den Bundesgrenzschutz. Bei seiner versuchten Abschiebung am 29.
Februar sei er unmenschlich behandelt worden. Als er aus der Abschiebehaft
in Eisenhüttenstadt nach Bremen gebracht wurde, sei er neun Stunden lang an
Händen und Füßen gefesselt gewesen. “Ich bin doch kein Krimineller”, sagte
der 42-Jährige. Er habe als Mitglied einer Oppositionsgruppe 1995 in
Deutschland Asyl beantragt und sei dreimal abgelehnt worden. Als Asylgrund
wurde auch sein regimekritisches Buch nicht anerkannt, das er in Deutschland
geschrieben hatte.
Die Abschiebung in Bremen scheiterte — wie schon Monate zuvor in Berlin -
weil sich die Fluggesellschaft weigerte, jemanden gegen seinen Willen
auszufliegen. Jetzt plant der Kreis Oder-Spree Ntamba in einer
Charter-Maschine auszufliegen. Kosten: etwa 30 000 Euro. “Dafür könnten
einige der Flüchtlinge hier bleiben, bis sich die Situation im Kongo
gebessert hat”, so Irene Wolff.
Kongo: Kirche für Abschiebestopp
(TAZ) Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg fordert einen Abschiebestopp
für Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo. In einem Schreiben an
Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und Brandenburgs Innenminister
Jörg Schönbohm (CDU) werde ein Verzicht auf Abschiebungen wegen der
“bedrohlichen und menschenrechtsverletzenden Situation” in dem afrikanischen
Bürgerkriegsland angemahnt, sagte gestern die Potsdamer
Ausländerseelsorgerin Annette Flade. Nach Angaben der Flüchtlingsräte von
Berlin und Brandenburg sind in beiden Ländern bis zu 60 Flüchtlinge aus der
Demokratischen Republik Kongo von Abschiebungen bedroht. Zwei
Abschiebeversuche waren im Juli aufgrund des Widerstands der Flüchtlinge
gescheitert.
Flüchtlingsrat will Abschiebestopp Hilfsorganisation: Kongo unsicher
(Tagesspiegel) Potsdam. Der Flüchtlingsrat Brandenburg fordert einen sofortigen
Abschiebestopp in die Demokratische Republik Kongo. Auch nach Bildung einer
Allparteien-Regierung würden in dem Bürgerkriegsland Menschen gefoltert und
verschleppt, sagte Judith Gleitze vom Flüchtlinsgsrat gestern in Potsdam.
Keine Region — auch nicht das gemeinhin als ungefährlich geltende Gebiet um
Kinshasa — sei sicher. Die Hilfsorganisation berief sich unter anderem auf
Aussagen des katholischen Paters Alois Schmid, der in den vergangenen 25
Jahren im Kongo gearbeitet hat. “Dieses Land ist noch weit von einer
Demokratie entfernt”, sagte Schmid. Noch immer könne sich nur sicher fühlen,
wer zum regierenden Volksstamm gehöre. “Wer als Abgeschobener dort ankommt,
dem wird noch auf dem Flughafen alles abgenommen — Papiere, Geld, alles”,
sagte Schmid. Viele Abschiebehäftlinge sollen als ehemalige Oppositionelle
sogar inhaftiert werden.
Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg schloss sich der Forderung
nach einem Abschiebestopp an. In einem Schreiben an Berlins Innensenator
Ehrhart Körting (SPD) und an Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU)
werde ein entsprechender Verzicht angemahnt, sagte gestern die Potsdamer
Ausländerseelsorgerin Annette Flade. Nach Angaben der Flüchtlingsräte in
Berlin und Brandenburg sind derzeit bis zu 60 Flüchtlinge in den beiden
Ländern von einer Abschiebung bedroht.
Abschiebung in die Republik Kongo unverantwortlich
(LR) Der Flüchtlingsrat Brandenburg sieht bei einer Abschiebung abgelehnter
Asylbewerber in die Demokratische Republik Kongo das Leben dieser Menschen
gefährdet. Bei der Ankunft in dem afrikanischen Staat drohten Menschen, die
längere Zeit im Ausland waren, Inhaftierung und Folter.
Einen fairen Prozess könnten sie ebenfalls nicht erwarten, erklärten
Vertreterinnen des Flüchtlingsrats gestern in Potsdam. Deshalb werde ein
genereller Abschiebestopp gefordert.
Der seit acht Jahren in Brandenburg lebende und arbeitende Steve Wantambo
Ntamba sollte Ende Juli zum dritten Mal als abgelehnter Asylbewerber in den
Kongo abgeschoben werden. Schließlich wurde ihm aber nach Behördenangaben
nochmals eine dreimonatige Duldung erteilt, nachdem der Flugkapitän einer
KLM-Maschine sich geweigert hatte, den Mann als Passagier mitzunehmen (die
RUNDSCHAU berichtete). Vertreter der kongolesischen Oppositionspartei UDPS
warnten gestern vor zunehmender Gewalt in dem Land.
(Inforiot) Siehe auch die Pressemitteilung des Flüchtlingsrats Brandenburg.