(MAZ, 5.3.) SCHULZENDORF “Gegen Rassismus bin ich auf jeden Fall. Aber ob ich stumpf
oder schlau bin, das müsst ihr schon rausfinden”. Schnell kam Bela B
Felsenheimer gestern mit rund 40 jungen Leuten im “Butze”-Klub ins Gespräch.
Anlass war die Verleihung des Titels “Schule ohne Rassismus — Schule mit
Courage” im Rahmen der namensgebenden, bundesweiten Aktion an die
Gesamtschule Schulzendorf. Deren prominenter Pate ist der Schlagzeuger der
Band “Die Ärzte”.
Eine “absolute Ausnahme” nannte Manager Axel Schulz diese Patenschaft. Aber
nach den jüngsten, erschreckenden Wahlerfolgen rechter Parteien in
Ostdeutschland wolle sich Bela B seiner Verantwortung nicht entziehen. Der
braune Bodensatz sterbe langsam ab, sagte der in Hamburg lebende Künstler
(40) über die Altnazis, “aber DVU und NPD fangen an, bei der Jugend zu
grasen. Dagegen möchte ich ein Zeichen setzen. ”
Wie das mit den Rechten gewesen sei, “als Du so 15, 17 Jahre alt warst?”
wollte Patrick Fröming wissen. Wenn einem fünf Bomberjacken entgegen kamen,
sei man auf die andere Straßenseite gewechs elt. “Das”, sagte Bela B, “war
dama ls so wie heute”.
Klar Position gegen Rechts beziehen die “Ärzte” seit ihrer Wiedervereinigung
(1993). “Musik ist sehr wichtig”, so Bela B: “Ab einer bestimmten
Wichtigkeit ist man schon gezwungen, sich zu äußern.” Am deutlichsten in dem
Lied “Schrei nach Liebe”, das sich gegen Neonazis mit Springerstiefeln
richtet. “Auf euren Konzertkarten steht immer, Nazis verboten. Lasst ihr
Glatzen draußen?” fragte Christin Müller. Es sei gefährlich, Leute nur auf
ihr Äußeres zu reduzieren, so Bela B. Sicher seien auch Skinheads im
Publikum. “Aber wir achten darauf, dass sie keine eindeutigen Aufnäher
tragen.” Im Internet habe er die Diskussion über die mittlerweile verbotene
Marke “Thor Steinar” verfolgt, erzählte Bela B. Für ihn der Versuch, “über
hippe Klamotten Jugendliche für die rechte Szene zu rekrutieren.”
Ob er glaube, meldete sich Christin Müller erneut zu Wort, dass die braune
Zeit wiederkomme? “Vor einem neuen Hitler müssen wir keine Angst haben”,
meinte Bela B — und mahnte die in dem aktuellen “Ärzte”-Song “Deine Schuld”
beschworene Zivilcourage an. Beispielweise könne man schon mal den Mund
aufmachen, wenn man herausfinde, dass der Händler an der Ecke in seinem
“Kiosk die National-Zeitung verkauft”.