REGION Acht Stolpersteine wird der Kölner Künstler Gunter Demnig am 5. Juni
in Königs Wusterhausen verlegen. Die Vorsitzende der Kulturlandschaft
Irmtraud Carl äußerte sich gestern zuversichtlich, dass es auch noch mehr
Steine werden könnten.
Insgesamt sollen in Königs Wusterhausen Stolpersteine an 20 jüdische
Familien und Einzelpersonen erinnern, die die Nationalsozialisten aus ihren
Häusern vertrieben und in Konzentrationslager verschleppt haben. “Wir
brauchen für die Steine genaue Angaben zu den Personen”, erklärt Irmtraud
Carl. “Von neun Personen fehlen uns noch Geburtsdatum oder Todestag.” Bei
ihren Recherchen stieß die Projektgruppe “Stolperstein” oftmals auf
Widerstand in der Bevölkerung. Vor allem in Mittenwalde, wo für die jüdische
Familie Bernstein ein Stolperstein angebracht werden soll, wollten die
Bürger den Rechercheuren nicht weiter helfen. “Die haben hier doch gar nicht
mehr gewohnt” sei die Aussage vieler Einwohner gewesen, erzählt Ronald
Prignitz von der Projektgruppe. Ursprünglich sollte im Januar der erste
Stein in Königs Wusterhausen für den Zahnarzt Max Heilbut verlegt werden,
der wahrscheinlich in Auschwitz ermordet worden ist. “Der Stein liegt immer
noch im Safe beim Bürgermeister”, so Irmtraud Carl. Der Künstler Gunter
Demnig habe im Januar keine Zeit gehabt, nach Königs Wusterhausen zu kommen.
Mit der Familie des Zahnarztes steht die Kulturlandschaft seit längerem in
Kontakt. Diese hatte sich gegen einen Stolperstein ausgesprochen. Irmtraud
Carl zeigte sich dennoch zuversichtlich: “Ich glaube, dass wir die Familie
noch überzeugen können.” Die Kulturlandschaft plant für den 18. April einen
Tag des Gedenkens an das Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen,
das im Oktober 1944 in Königs Wusterhausen aufgebaut worden war. Anlässlich
des “Tages der Außenlager” soll eine Gedenktafel auf dem früheren
Lagergelände errichtet werden. Sie wird vor dem Gebäude der EWE in der
Storkower Straße / Ecke Fliederstraße enthüllt. In dem Außenlager waren
polnische Juden und ungarische Jüdinnen bis zu ihrer Befreiung am 26. April
eingesperrt. Sie stellten unter anderem Munitionskästen für die Firma
Siemens her und arbeiteten in Wegebau und Forst.
Claudia Baronick von der Stadtverwaltung dankte der Kulturlandschaft im
Namen des Bürgermeisters für die Vorbereitung des Gedenktages. “Der 18.
April wird eine feierliche und angemessene Würdigung der ehemaligen
Häftlinge sein”, so Baronick. Zum genauen Ablauf des Tages will sich die
Stadt nächste Woche äußern. “Es kommen immer wieder neue Hinweise von
ehemaligen Inhaftierten”, erklärt Claudia Baronick. “Deshalb lassen wir noch
Platz für Änderungen”. Geplant ist, dass die Überlebenden Passagen aus ihren
Berichten in ihrer Landessprache vortragen. Diese Berichte fasst die
Kulturlandschaft im Moment in einem Buch zusammen, das an das Außenlager
erinnern soll. Eine weitere Gedenktafel wird dann am 26. April für die
ehemaligen Zwangsarbeiter in Wildau aufgestellt. Dazu kommen Zwangsarbeiter
aus Holland und Polen nach Wildau und treffen sich dort mit Schülern,
Einwohnern und Ortschronisten. “Am wichtigsten ist an diesen Tagen das
Treffen mit den Zeitzeugen”, sagt Irmtraud Carl. Sie hofft, dass viele
ehemalige Zwangsarbeiter der Einladung nachkommen werden.