(LR, 9.5.) Etwa einhundert geladene Gästen aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem
Leben begrüßte Kreistagsvorsitzender Michael Haidan (CDU) zur
Gedenkveranstaltung gestern im Kreishaus. Landrat Dieter Friese (SPD)
erklärte in seiner Rede, dass mit dem 8.Mai 1945 zwar der Krieg und
“unermessliches Leid in Europa endlich ihr Ende” gefunden hätten — “das
Leiden nicht” . Er erinnerte an die Atombombenabwürfe in Japan und die
“größte Vertreibungsaktion, die es infolge eines Krieges in der Geschichte
der Menschheit gegeben hatte” . Die deutsch-polnische Grenze bezeichnete
Friese — dessen Eltern aus den Sudeten vertrieben wurden — als “eine
heilende Narbe der Geschichte” . Zusammenleben in einem freien Europa heiße
heute, Menschen dort eine unangefochtene Sicherheit für die Zukunft zu
geben, wo sie das Schicksal nach dem Krieg hingetrieben habe. Friese warnte
vor der Gefahr des Vergessens.
Dieser Aspekt fand sich auch in der Rede des Berliner Politologen und
Rechtsextremismus-Experten Hajo Funke wieder, der die Aspekte einer “Ethik
der Erinnerung” beschrieb, die auf die Gegenwart ziele. Damit nahm Funke
Bezug auf Veteranen-Treffen in Spremberg, wo “skandalös genug — auf die
SS-Formel ‚Unsere Ehre heißt Treue′ zurückgegriffen” wurde.