(MAZ, 6.10., Simone Duve) WIEPERSDORF Freitag und Sonnabend ist für die Jugendlichen im Großraum Wiepersdorf klar:
Ab 19 Uhr ist Treff im Jugendklub. Dann braucht ein Ortsfremder nur einem
Auto mit der Aufschrift “Böhse Onkelz” hinterher zu fahren und kommt ohne
Suchen an den Ort des Geschehens.
“Wir sind ein selbstverwalteter Klub ohne ständigen Betreuer.
Jugendkoordinator Manfred Thier braucht nur ein- bis zweimal im Monat
vorbeikommen”, sagt Sebastian Dietrich. “1997 haben wir den Klub wieder
eröffnet. Vorher war er wegen rechtsradikaler Schmierereien und Randale
geschlossen worden”, erzählt Matthias Schulze. “Die Gemeinde hat uns den
Klub zur Verfügung gestellt. Früher waren hier ein Kindergarten und ein
Frisör drin”, ergänzt Adrian Lehmann. Und Sebastian Dietrich berichtet:
“Manchmal machen wir Themenabende mit Musik oder Videoabende.” Martin
Schallhammer erzählt, vom Lachen der anderen begleitet, auch von
Spieleabenden: “Ohne Scheiß jetzt: Wir machen auch mal Brett- und andere
Gesellschaftspiele” — vielleicht klingt das den anderen nur nicht cool
genug.
Doch auch sonst ist eine Menge los. “Hier wird ziemlich viel unternommen.
Einige gehen regelmäßig zu Konzerten. Einmal im Jahr zelten wir am Kossiner
See. Und es gibt viele Interessengruppen, zum Beispiel einen Skaterklub und
natürlich einen Fanklub der Böhsen Onkelz”, erzählt Martin Schallhammer.
“Alle Onkelzfans fahren natürlich im nächsten Jahr zum Abschiedskonzert der
Band auf dem Lausitzring. Die Karten sind schon ausverkauft”, weiß Roman
Zapf.
“Musik ist für uns überwichtig. Ohne sie wäre es langweilig”, meint
Sebastian Dietrich. “Himmelfahrt machen wir Dorfbeschallung und viele kommen
her”, sagt Matthias Schulze und fügt hinzu: “Und nach jeder Fete wird hier
gewischt, gefegt und geputzt.”
Alle sind sich einig: “Wir kommen prima mit unserem Ortsbürgermeister
Gerhard Kastner aus. Er setzt sich super für unseren Klub ein und bezieht
uns auch beim Dorffest ein. Dort haben wir Musik gemacht und die
Kegelstation betreut. Herr Kastner hat uns sogar einen Teil der Musikanlage
zur Verfügung gestellt.”
Wie zum Beweis schaut in diesem Moment der Ortsbürgermeister auf ein
Bierchen vorbei: “Ich bin zufrieden. Wenn sie keinen Blödsinn machen, kann
es so weitergehen.” Die Jugendlichen sind der Gemeinde für die Unterstützung
dankbar: “Wir sind selbst in der Lage Streitigkeiten zu schlichten und
aufzupassen, dass nichts passiert.” “Ich kann bestätigen, dass sie alles im
Griff haben”, sagt Gerhard Kastner.
Neben einem Privatkonzert ihrer Lieblingsband wünschen sich die vorrangig
männlichen Besucher auch mehr Weiblichkeit im Klub. “Vielleicht sind die
Mädchen ja falsch informiert und denken, dass wir hier nur saufen”, sagen
sie. “Dabei sind wir nur die ganz normale Dorfjugend. Jeder Einzelne hat
etwas drauf und bringt ein Stück Leben in den Klub.”