(Tagesspiegel, 16.4.) Frankfurt (Oder). Ein 30-jähriger Asylbewerber aus Sierra Leone ist vor einer Frankfurter Diskothek zusammengeschlagen worden. Der Vorfall ereignete
sich bereits in der Nacht zum 4. April, wurde aber erst jetzt durch eine Mitteilung der Opferperspektive bekannt. Danach waren Benedict A. und der 23-jährige Cherifnach A. aus Kamerun bereits in der Disko “B5” von Deutschen
provoziert worden. So hatte man ihnen Zigarettenstummel in die Gläser geworfen. Um Streit zu vermeiden, verließen die beiden Afrikaner die Disko, wurden jedoch — so die Darstellung der Opferperspektive — von acht Männern
verfolgt, die “Scheiß Neger” riefen und sofort auf Benedict A. einschlugen und ‑traten. Als vier zufällig vorbei kommende Asylbewerber den Angegriffenen zu Hilfe kamen, flüchteten die Schläger. Benedict A. wurde mit
schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht, wo er erst nach sechs Stunden aus dem Koma erwacht sein soll.
Die zuständige Staatsanwältin weiß davon nichts: “Nach meinen Unterlagen,
trug der Geschädigte zwar schwere Gesichtsverletzungen — unter anderem einen
Nasenbeinbruch — davon, diese waren jedoch nicht lebensgefährlich”, sagte
Konstanze Dalicho gestern dem Tagesspiegel: “Wir haben zwei der drei
deutschen Tatverdächtigen vernommen, einer von ihnen hat eingeräumt, auf den
Afrikaner eingeschlagen zu haben. Als Grund dafür gibt er persönliche
Beleidigungen an. Er sei aber nicht fremdenfeindlich.”
Der Polizei war der Vorfall nicht einmal eine Meldung wert: “Für uns stellte
sich das als harmlose Kneipenschlägerei dar”, sagte ihr Sprecher Dieter
Schulze. “Von einem schwer Verletzten stand nichts im Bericht, dafür von
zwei deutschen Geschädigten, die auch Anzeige erstatteten.”
Für die betroffenen Asylbewerber ist das Verhalten der deutschen Behörden
schwer zu verstehen. Sie seien stundenlang auf der Wache festgehalten
worden, beklagen sie. Man habe sie behandelt wie Täter, nicht wie Opfer.
Auch hätte die Polizei keine Rücksicht darauf genommen, dass sie ohne ihre
Anwälte keine Aussagen machen wollten. Benedict A. hat das Krankenhaus am
Mittwoch wieder verlassen können. Die Angst aber, sagt er, die ist
geblieben.
(Inforiot) Siehe dazu auch den Inforiot-Beitrag Erneut Brutaler Naziüberfall nach „B5“-Besuch in Frankfurt/Oder vom 7. April.