Mit dem Vorwurf, das Einstein Forum lade einen Antisemiten zu einer internationalen Tagung nach Potsdam ein, ist die “AG Antifa” an der Universität Potsdam gestern an die Öffentlichkeit getreten. Das Einstein Forum hat Tariq Ramadan eingeladen, heute bei der Konferenz “Constitution
and Confessions — The Politics of Religion” über das Thema “Islam — Equality as an Ideal” (Islam — Gleichheit als ein Ideal) zu sprechen.
Seine Bücher veröffentliche Ramadan unter anderem im wahabitischen Tahwid Verlag, so die AG Antifa. Der Wahabitismus werde insbesondere in Saudiarabien vertreten und auch Al Quaida beziehe sich positiv auf diese
islamistische Strömung, die sich auch gegen liberale Moslems wende. Ramadan selbst vertrete den Islam der Salafiden, alle anderen Varianten hätten bei der Missionierung westlicher Bevölkerungen wohl wenig Chancen. “Diesen Ansatz hat Tariq Ramadan mit dem der palästinensischen Hamas und des
Palästinensischen Djihad gemein”, heißt es in der Erklärung der AG Antifa. Ramadan verfolge eine Doppelstrategie: Zum einen befreie er den Islam vom Ballast seiner Kultur und Geschichte, zum anderen lasse er die autoritäre
und unterdrückerische Lehre und Gesetzgebung der Scharia unangetastet.
“Ich als jüdische Intellektuelle und israelische Staatsbürgerin finde es etwas merkwürdig, dass man dem Einstein Forum vorschreiben möchte, wer Antisemit ist und wer nicht und wer hier sprechen darf”, sagte die
Direktorin des Einstein Forums, Susan Neiman, auf Anfrage. “Herr Ramadan ist ein kontroverser Denker, der aber zu vielen ehrwürdigen Tagungen und Veranstaltungen in den USA und in Frankreich eingeladen ist. Das Problem des
Antisemitismus wird mit Recht in Deutschland sehr ernst genommen, aber nicht jeder Vorwurf ist berechtigt”, so Neiman. “Und im Einstein Forum suchen wir den kritischen Dialog.”