(LR, 21.1.) Das Friedrich-Ludwig- Jahn-Gymnasium will zum 75-jährigen Jubiläum im
September den Titel «Schule ohne Rassismus» bekommen.
«Das bedeutet aber nicht, dass wir nun an unserer Schule besonders mit
rassistischen Tendenzen zu kämpfen hätten» , unterstreicht Thomas Röger,
Direktor des Gymnasiums. «Im Gegenteil: An unserer Schule lernen auch
Russlanddeutsche, wir haben oft Gastschüler aus aller Welt — da gibt es
keine Probleme.»
Doch man wolle den Begriff Rassismus im weiten Sinne sehen: «Rassismus steht
für die Missachtung von Menschen, die anders sind. Das reduziert sich nicht
auf Ausländerfeindlichkeit, sondern bedetet auch Diskriminierung von
Menschen, die anders aussehen oder behindert sind» , sagt Erik Hofedank aus
der 12. Klasse. Rassistisch motiviertes Mobbing sei schon in Ausnahmefällen
vorgekommen.
Das weiß auch Susanne Kschenka, Mitarbeiterin der Regionalen Arbeitsstelle
für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA) und Koordinatorin des
Projektes «Schule ohne Rassismus» in Forst. «Auch die Schüler an Real- und
Gesamtschule bestätigen das. Leider kam aus diesen beiden Schulen bisher
keine Reaktion auf unsere Anregung, sich an der Aktion aktiv zu beteiligen»
, bedauert sie. Anders beim Gymnasium: «Die Schüler wurden sofort aktiv. Sie
haben sich Gedanken gemacht, wie sie deutlich machen können, dass sie sich
konsequent gegen rassistische Tendenzen aller Art wehren.» Einzelheiten dazu
sind von Erik Hofe dank zu erfahren: «Vor zwei Wochen haben wir ein
Schule-ohne-Rassismus-Team gegründet, zu dem zehn Schüler aus verschiedenen
Klassenstufen gehören. Ideen wurden zusammengetragen — so haben wir uns zum
Beispiel vorgenommen, mit Lehrern für Lebensgestaltung, Ethik und
Religionskunde (LER) Stunden zu diesem Thema vorzubereiten und selbst zu
gestalten.»
Es seien engere Kontakte zum Asylbewerberheim geplant, um die Probleme der
dort lebenden Menschen besser kennenzulernen. Schüler, Lehrer und
Mitarbeiter des Gymnasiums sollten durch ihre Unterschrift bekunden, dass
sie nach antirassistische Prinzipien achten und danach handeln wollen. «Die
Verleihung des Titels «Schule ohne Rassismus» soll aber nur der Startschuss
für eine ganze Reihe neuer Projekte zu diesem Thema sein — keinesfalls ein
Schlussstrich» , betont Thomas Röger. Man wolle Vorbildwirkung hervorrufen,
mit anderen Schulen Aktionen gegen jegliche Form von Diskriminierung planen.
«Und wir suchen prominente Paten, die unser Anliegen in die Öffentlichkeit
tragen» , sagt Erik Hofedank.
An der bundesweiten Initiative «Schule ohne Rassismus» beteiligen sich
bislang etwa 200 Schulen, davon elf im Land Brandenburg.