Lübben, ein verträumter Ort im Spreewald, könnte mensch denken. Doch wer genauer hinschaut erwacht vielleicht nie wieder aus einem Alptraum.
Lübben: Für die einen ein touristischer Verkehrsknotenpunkt, mit der hübsch gestalteten Lübbener Schlossinsel und seinem Wächter und einer schönen restaurierten Altstadt mit einem spielenden Brunnen aufm Marktplatz und eine ins Baugerüst gehüllte Paul-Gerhardt-Kirche. Es gibt ausgiebige Spreekahnfahrten, Kanutouren in den Oberen und Unteren Spreewald. Naherholung für Kurzurlauber und gestresste Cottbusser und Berliner die der “Großstadt” entfliehen und sich entspannen wollen.
Lübben: Für die anderen eine Angstzone und “No-go-area” für “irgendwie Andersartige” (egal ob „dunkle“ Hautfarbe, bunte Haare oder irgendwie alternativ). Wo jeder, der etwas gegen “Rechts” agiert irgendwann dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Wo viele einfach nur zusehen, statt einzugreifen. Wo Nazis Angst und Schrecken verbreiten können und der Staat und die Öffentlichkeit mit beiden Schultern zucken und offenbar hilflos daneben stehen, wenn der Naziterror wütet. Wo die Nazis als Feigenblatt dafür herhalten, dass alles andere das kleinere Übel sei.
Mit polizeilichen Mitteln ist den Nazis nicht Herr zu werden (Razzia gegen den Bunker 88) und mit politischen Mitteln (Kauf des Bunker 88 durch die Stadt) erst recht nicht. Es mag sein, dass nun ein zentraler Treffpunkt weg ist. Das war aber längst nicht der einzige. Nazis treffen sich in Lübben übrigens nicht nur verborgen in irgendwelchen geheimgehaltenen finsteren Höhlen, sondern ganz öffentich, zum Beispiel in der Breiten Straße am Haintor oder im Radensdorfer Jugendklub.
Würde mensch einige Bürger in Lübben auf “das Naziproblem” ansprechen, würden viele wahrscheinlich gar keine bemerkt haben. Weil manche von ihnen entweder selbiges Gedankengut haben und “das kann ja nicht faschistisch sein” oder sie immernoch glauben das Nazis Glatze, Springerstiefel und Bomberjacke anhaben. Und selbst wenn sie “Nazis entdecken”, so haben viele Lübbener andere Probleme als sich mit Nazis zu beschäftigen.
Es mag ja sein das ihr “Bunker88? ein wichtiger Anlaufpunkt der lokalen Naziszene war und durch “Konzerte” für eine fast schon automatische überregionale Vernetzung sorgte. Aber letztlich war der Bunker mehr als nur ein “Symbol”. Schließlich passierten öfters Übergriffe aus dem Bunker heraus.
Lübben ist weiterhin ein relativ ungestörter “Spielplatz” für Neonazis, die auch mal über einen kurzen Zeitraum schnell ein paar Dutzend Kameraden mobilisieren können. Klar mögen einige Nazis eher politisch sein, andere Nazis lieber saufen, die nächsten erhoffen sich etwas vom Landtagswahlkampf und wiederum anderen ist die NPD nicht “national-sozialistisch” genug. Trotzdem sind sie ALLE NAZIS! Wie wir sie nun letztlich nennen, ist ihnen bei ihren Anschlägen auf uns egal. Es gibt sie schon eine ganze Weile hier und auch wenn es mal “medial” nicht so laut um sie war, so machen sie dennoch gezielte Übergriffe.
Ein Problem zum Beispiel ist, daß sich eingeschüchterte Leute noch nicht einmal trauen, von auf ihnen passierten Übergriffen zu reden. Ein anderes das der “Terror” um einiges subtiler daher kommt, als sich das nichtbetroffene Leute vorstellen können.
Auch in eher “links besetzte” Kreise dringen sie ein, versuchen gezielt herauszufinden wer “bei der Antifa dabei ist” und “wer nicht”. Wer dann “erstmal die Füsse stillhält” und “wer sich nicht so leicht einschüchtern lässt” und trotzdem weiter macht. Für die Nazis ist das ein lustiges Spiel und wenn ihnen langweilig ist treiben sie es halt immer weiter. Es ist natürlich klar, daß mensch sich über kurz oder lang nicht verstecken oder verbergen oder gar weglaufen kann. Läuft mensch vor seinen Problemen weg springen sie einen in den Rücken und mißhandeln einen danach. Besonders leicht haben es die Nazis überregional, weil die Leute, die noch etwas anderes als “Spreewaldkähne” sehen wollen, wegziehen. Die Vernünftigeren, die andere Mitmenschen auf dieses Nazi-Problem sensibilisieren könnten, hauen halt ab und die Nachwachsenden müssen sich erst einmal gegen die mittlerweile “älter gewordenen” Nazis behaupten und dann noch den Drang verspüren ihre Nachbarn darüber aufzuklären.
Polizeilich ist mit ihnen erst recht nicht fertig zu werden. Zivilbürgerlich-Politisch auch nicht. Was sollte die Stadt denn noch tun? Reichen denn da nicht eins-zwei Sozialarbeiter und das medienwirksame “Aufkaufen” eines Nazi-Treffpunktes? Ausserdem gibt es ja noch “linken Extremismus”! Was nützt all das wenn die Stadt im selben Ort z.B. in Lübben-Radensdorf einen Jugendklub betreibt, der faktisch als Anlauf- und Vernetzungsstelle dient, wenn “Kamerad” nicht allein zur “Demo” fahren möchte oder die nächsten Aktionen plant.
Auch vor Vertretern der bürgerlich-kapitalistischen Politik machten Nazis bisher kein Halt. Nazis bedankten sich zum Beispiel bei Frau Weber indem sie ihr Haus beschmierten und ein Transparent aufhingen mit der Überschrift: “Halbe ist bunt? Taten statt Worte”. Karin Weber ist Mitglied des Brandenburger Landtags für die Linkspartei. Sie solidarisierte sich in Lübben mit antifaschistischen Jugendlichen, lief in Lübben am 12. April 2008 bei einer Antifa-Demo mit und saß am 8.Mai 2008 mit Jugendlichen auf der Schlossinsel zusammen, um die “Befreiung vom Hitlerfaschismus” zu feiern.
Nazis machten des öfteren Übergriffe. Die Lausitzer Rundschau schrieb anlässlich einer NPD-Mahnwache am 26.April 2008: “Lübben – Eine Gruppe alternativer Jugendlicher wurde von mehreren Rechten auf ihre Teilnahme an einer Anti-Nazi-Demonstration angesprochen. Die Rechten verfolgten die Jugendlichen und griffen einzelne Personen aus der Gruppe an. Einige der Betroffenen mussten sich im Krankenhaus ambulant behandeln lassen.”
Es war an diesem Tag zu einer Gegenkundgebung durch Antifaschist_Innen gekommen. Ca 15 Nazis, teilweise mit “Hakenkreuz” und “Blood & Honour” aufm T‑Shirt, standen zeitweilig ca. 30 Antifaschist_Innen gegenüber, die sie die ganze Zeit mit Musik beschallten. Auch Manuel Hochratz, Antreiber der “Jugendoffensive Lausitz”, ließ es sich nicht nehmen mal vorbeizukucken. Und Heiko Lehmann, Verurteilter im Cottbusser Fragezeichen Prozeß, welcher auch schon 2 Wochen vorher bei dem Aufmarsch mitlief, stand die ganze Zeit bei der NPD.
2 Wochen davor organisierte eine sogenannte “Jugendoffensive Lausitz” einen größeren “Naziaufmarsch” mit ca 300 Nazis, denen 150 Antifaschist_Innen gegenüberstanden. Unterstützt wurde sie aus Leipzig und Berlin (u.a. Freie Nationalisten Rudow). Dieser Aufmarsch, der am 12. April 2008 stattfand, reihte sich in eine ganze Reihe von ähnlich konzipierten Neonazi-Aufmärschen in Südbrandenburg und Ostsachsen ein. Dasselbe Motto zum geplanten Aufmarsch und dieselbe Kampagnenartige Aufmachung wie auf deren Seite im Internet wurde bereits zur Mobilisierung zu Demos in Lübben, Bautzen und Hoyerswerda verwendet.
Diese Aufmärsche wurden maßgeblich aus dem ehemaligen Umfeld des „Lausitzer Aktionsbündnis“ um Sebastian Richter mit Unterstützung des JN-Stützpunktes Hoyerswerda (Junge Nationaldemokraten) organisiert. Das ehemalige „Lausitzer Aktionsbündnis“ und die damit verbundene “Jugendoffensive Lausitz” sind inzwischen jedoch weitgehend in JN-Strukturen übergegangen – unter dem Druck von steigender Repression sind die Nazis damit einem möglichen staatlichen Verbot zuvorgekommen.
Die Polizei ging hingegen teilweise repressiv gegen ca 25 Jugendlichen vor, die am 8.Mai 2008 zu Ehren der “Befreiung vom Faschismus” auf der Lübbener Schlossinsel ein antifaschistisches Picknick mit Transparenten gegen Nazis machten. Nazis die sich zu einem Überfall angekündigt hatten, blieben an diesem Tag weg. Zuvor wurde beim Sowjetischen Ehrenmal in der Friedenstraße dem 8.Mai gedacht.
Beim antifaschistischen Fußballturnier in Lübben am 28. Juni 2008 versuchten die Nazis zu zeigen, das Lübben ihnen gehört. Dort waren ca 80 Linke, die ungefähr 8 Frauen- und Mannschaften bildeten. Mannschaftsnamen wie Bumsebienchen, Sportgruppe Ost, Heimvorteil, The Nice Guys, Fußtek waren zu vernehmen. Zuallererst lief Baumann mit Frau, Kind und Hund vorbei. Der hatte schon am 12. April aufm Marktplatz die “Antifa-Demo” abfotografiert. Nun tat er scheinheilig so, als ob er nur zufällig da sei. Das er nicht zufällig da vorbeiläuft hat man gesehen, als er beim 2. Mal ohne Kind, mit Frau und Hündchen nochmal vorbeilief und dann NOCHMAL. Es ließen auch Bierwagen und Greschke nicht lange auf sich warten. Reichelt traute sich damals nicht so weit ran. Dann kam noch ein Grüppchen dessen Anführer Figula war. Erst kamen sie zu zweit. Sein Kamerad hatte ein “Freiheit für Ernst Zündel” T‑Shirt an. Ernst Zündel sitzt wegen Holocaustleugnung im Gefängnis. Als sie dann noch 2 weitere Frauen dabei hatten kamen ihnen aufeinmal 30 Antifaschist_Innen entgegen. Das hat ihnen wohl soviel Angst gemacht, das sie sich den ganzen restlichen Turniervlauf nicht mehr blicken ließen. Lothar Bretterbauer von der CDU, seinerseits Bürgermeister von Lübben, fuhr sogar mit dem Fahrrad vorbei. Im Halbfinale spielten dann “Fußtek” gegen “Aufs Maul”. Es gewann Fußtek. Im Finale spielten zwei Lübbener Mannschaften, das wäre so als wenn Bayern-München gegen Hertha im Europapokalfinale spielen würde. In der ersten Halbzeit führte “Heimvorteil” gegen “Niceguys” bereits 4:1. Letztlich gewann Heimvorteil 6:3.
Das war die 3. oder 4. Klatsche die sich die Nazis innerhalb von 3 Monaten holten.
Reichelt und Wassermann
Dick und Doof heissen in Lübben: Wassermann und Reichelt. Diese sind 2 Nachwuchsnazikader. Sie sind schon am Vorabend des 12.April, also der Antifa-Demo und Naziaufmarsch, mit “Fetter Kamera” mehrmals am “Nevermind”, eine linksalternative Musikkneipe in Lübben, vobeigefahren und haben offensichtlich Leute gefilmt die draussen standen. Irgendwann stellten sie sich provokativ direkt in die Bergstraße, mit 4 Kameraden plus Kamera im Auto hin. Als 30 Augenscheinliche Linke plötzlich um ihr Auto rumstanden, rasten sie mit 70 Sachen die Bahnhofstraße runter und wurden von der Polizei angehalten. Gleichzeitig wurde ja damals in Spremberg “Schwarze Pumpe” im Bunker 38 ein Nazitreffen aufgelöst. Der Bunker 88 in Lübben wurde ja durch die Stadt medienwirksam aufgekauft und als der ultimative Kampf gegen Nazis verkauft. Vorher wollte man auch mal dem “Forum gegen Rechte Gewalt” die Mittel streichen.
Später am Abend tauchten nochmal im strömenden Regen ein dutzend Nazis auf, denen Am Haintor wohl zu kalt war. Sie wollten wohl Ärger machen und wurden weggeschickt. Am nächsten Abend, nach den Demos fuhren Nazis ebenfalls Streife, trauten sich aber zum Beispiel nicht auszusteigen, als Antifaschisten aus Langeweile in der Nacht aufm Marktplatz Antifaparolen rumgrölten.
Einmal saßen Antifas mit Propagenda am Bahnhof rum. Wassermann fuhr mit Fahrrad vorbei, 2 Minuten später waren 2 Einsatzfahrzeuge der Nazis da, sie fuhren wieder weg.
2 Wochen nach den Aufmärschen, am 26.April 2008 waren die sich blamierende NPD und die Antifa schon wieder aufm Marktplatz. Als die Antifa-Demo wieder am Bahnhof ankam. Stand Reichelt mit ein paar Fußballfreunden am Bahnhof rum, um zum Energie-Spiel zu fahren. Aber musste nicht denken, daß der irgendwie die Klappe aufgemacht hat.
Andere wichtige Kader sind Martin Jahn und Figula. Martin Jahn hat zum Beispiel Heldenhaft den Bunker88 verteidigt, als die Bullen den stürmten. Ausserdem wurde er beim Zupflastern des Arbeitsamtes in Lübben gesehen. Insbesondere die Radensdorfer Jungnazis dürfen bei keiner Nazi-Aktion fehlen. So waren diese bereits 2006 auf der Naziaufmarsch in Lübben dabei und trugen ein “Freiheit für Zündel”-Transparent.
Manuel Kossatz und David Schmidt
Ältere Nazis sind Manuel Kossatz und David Schmidt. Diese sind schon seit 13 Jahren in der Lübbener Naziszene aktiv. David Schmidt trat zum Beispiel als Mieter des Bunker88 in Erscheinung.
Wer allerdings glaubt das die Nazis desorganisert sind der täuscht sich. Sie gehen gezielt gegen einzelne vor und treten des öfteren auch in großen Gruppen auf, insbesondere in den letzten Wochen. In letzter Zeit versucht auch die NPD das Nazipotenzial Lübbens für sich zu vereinnahmen. Bisher gab es eigentlich ein relatives Desinteresse der meisten Nazis an dieser Partei, ob das anders geworden ist werden ja die Kommunalwahlen zeigen.