Afrikaner standen Jugendlichen aus Cottbus und dem OSL-Kreis Rede und Antwort
Peters Vater ist Mosambikaner. Gleich nach dem Studium in der DDR musste er
in seine Heimat zurück. Seitdem hat Peter keinen Kontakt mehr zu ihm. Jedoch
ist dem 19-jährigen Schüler aus Senftenberg ein großes Interesse für Afrika
geblieben. Unbedingt wollte er deshalb an dem Projekt «Afrikanisches Leben
in Brandenburg und Berlin» der Forster und Lübbenauer Regionalen
Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA)
teilnehmen.
Auch Peters Freundin Susi interessiert sich schon seit längerer Zeit für
Afrika. An ihrem Hals und ihren Händen trägt sie afrikanischen Schmuck. Ihr
besonderes Interesse gelte Ghana, erzählt die 17-jährige Schülerin aus
Hörlitz. Dort habe sie auch einen Brieffreund. Neben den beiden waren am
vergangenen Freitag noch sechs weitere Jugendliche aus Haidemühl und
Lübbenau nach Cottbus gekommen, um im Soziokulturellen Zentrum ein
Projektwochenende einzuläuten, das ganz im Zeichen Afrikas steht und die
Teilnehmer an den zwei folgenden Tagen auf Exkursion nach Berlin-Kreuzberg
führen sollte. Vervollständigt wurde die gemütliche Runde von der
22-jährigen Ines Böhnisch, die an der Brandenburgischen Technischen
Universität Cottbus (BTU) studiert und im Studierendenrat als
Sozialreferentin tätig ist und von Marlis Hesse, die als Sozialarbeiterin im
Cottbuser Asylbewerberheim arbeitet, selbst mit einem Afrikaner verheiratet
war und den Kontinent bereits mehrmals bereist hat.
Zu Diabildern aus Südafrika, Tunesien und Ghana, afrikanischen Klängen und
typischen kulinarischen Spezialitäten plauderten Peter, Susi und die anderen
mit dem 26-jährigen Cyrille, dem 28-jährigen Augustin, zwei Kameruner
Informatikstudenten der BTU, und mit Soumaila, einem Asylbewerber aus dem
westafrikanischen Burkina Faso.
Warum Soumaila nach Deutschland gekommen ist, lautet eine Frage an den
17-Jährigen, der zurzeit in Cottbus die zehnte Klasse macht. Das habe
wirtschaftliche Gründe, so seine Antwort. Er müsse in Quagadougou, seiner
Heimatstadt und gleichzeitig der Hauptstadt Burkina Fasos, zwar keinen
Hunger leiden. Hier jedoch könne er sich ein besseres Leben einrichten.
Cyrille mischt sich ein: «Es stimmt, dass es in Afrika in einigen Ländern
echte Ernährungsprobleme gibt. Jedoch ist es nicht überall so dramatisch,
was manch Europäer aber denkt, weil er es aus dem Fernsehen so kennt.»
Man dürfe aber nicht vergessen, dass es auch andere Gründe für Afrikaner
gibt, in Deutschland Asyl zu beantragen, meint Karl-Heinz Braxein, der
Forster RAA-Vorsitzende, der das Projekt gemeinsam mit seiner Lübbenauer
Kollegin Johanna Funke leitet. «Zum Beispiel zu Studienzwecken wie Cyrille
und Augustin, aber auch, weil man in seiner Heimat politisch verfolgt wird.»
Ob es so etwas auch in Kamerun oder Burkina Faso gebe, wollen die
Jugendlichen wissen. Soumaila erklärt, dass es in seiner Heimat zurzeit
keinen Krieg gibt. «Man kann sagen, dass es ruhig ist, dass Demokratie
herrscht. Aber unser Präsident ist eine Art Oberchef, 16 Jahre ist er an
der Macht.»
Cyrille und Augustin erzählen Ähnliches von Kamerun. «Politisch ist es
zurzeit ruhig» , beginnt Cyrille. «Früher sind viele Kameruner wegen Unruhen
ins Ausland gegangen, jetzt sind wir ein demokratisches Land.» Augustin
ergänzt seinen Freund: «Im Allgemeinen ist die Regierung demokratisiert, es
gibt mehr als 100 Parteien in der Opposition. Jedoch ist die
Demokratisierung ein Prozess, der lange dauert.»
Welche Sprache man in Kamerun und Burkina Faso sprechen würde, wollten die
Projektteilnehmer dann wissen. Französisch ist Amtssprache in Soumailas
Heimat Burkina Faso, erzählt er. Daneben gebe es aber noch viele andere
Sprachen. Wie viele, kommt prompt die nächste Frage. «Zu viele» , scherzt
Soumaila zunächst. Etwa 100 verschiedene Sprachen werden in Burkina Faso
gesprochen, erzählt er dann. «In Kamerun ist das genauso» , erklärt Cyrille.
Mehr als 250 verschiedene Sprachen gebe es. «Ohne die Amtssprachen Englisch
und Französisch würden wir uns gar nicht verstehen.» Weil er sowohl
Französisch als auch Englisch spricht, wollte er zum Studieren nach
Deutschland, um noch eine dritte Sprache zu lernen. Er könne sich gut
vorstellen, auch nach dem Studium in Deutschland zu bleiben. «Aber egal, wo
ich lebe, als Rentner will ich wieder zurück nach Kamerun.»