Alte Malzfabrik kurzzeitig besetzt
Haus kurzzeitig besetzt / Interview mit Besetzer
In der Nacht vom Samstag zum Sonntag wurde in Bad Freienwalde die Rückseite der alten Malzfabrik, in der Karl-Marx-Straße 7, kurzzeitig besetzt. Diese Aktion soll sowohl die Forderung nach einem alternativen Jugendzentrum als auch die Erinnerung an den Brandanschlag von Neonazis im Jahre 2008, erinnern. Zudem soll durch die klare antifaschistische Akzentuierung verdeutlicht werden, dass es ein massives Neonaziproblem in der Stadt gibt, dem vor allem mit der Stärkung einer erneuten alternativen Jugendkultur entgegengewirkt werden kann.
Wir sprachen daher mit Ben von der Initiative “Für alternative (Frei-) Räume“.
Antifa Bad Freienwalde: Hallo, was habt Ihr gemacht und warum?
Ben: Hallo, wir haben in der Nacht vom Samstag zum Sonntag die Rückseite der alten Malzfabrik, in der Karl-Marx-Straße 7, scheinbesetzt, sprich wir haben das leerstehende Objekt betreten und an diesem politische Transparente angebracht um unsere Forderungen nach außen zu tragen. Mit dieser Aktion wollen wir uns für ein alternatives Jugendzentrum in der Stadt stark machen, und das aus verschiedenen Gründen: In Bad Freienwalde und Umgebung gibt es seit mehreren Jahren eine stark präsente Neonazi-Szene, die offen und gewalttätig gegen vermeintlich politische Gegner_innen oder gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen aufgrund deren Äußeren vorgeht. Unserer Auffassung nach, kann nur die Förderung und Stärkung von alternativen, antifaschistischen Jugendkulturen die von Neonazis angestrebte rechte Hegemonie erfolgreich zurückdrängen.
Außerdem lehnen wir die kapitalistische Verwertungslogik, die eben solche Erscheinungsformen reproduziert, ab. Wir wollen einen nichtkommerziellen Freiraum schaffen, in dem wir uns ausprobieren, selbstorganisiert leben und alternative, emanzipatorische Gesellschaftsmodelle entwickeln können. Diese Aktion richtet sich also auch gegen die herrschenden Verhältnisse.
Antifa Bad Freienwalde: Habt ihr bewusst dieses Datum gewählt oder war das eher zufällig?
Ben: Wir haben uns für den 05. Juni 2010 entschieden. Nicht zuletzt um gegen den geplanten Aufmarsch von Neonazis der so genannten “Kameradschaft Märkisch Oder Barnim“ am 12. Juni zu werben. Sie fordern ein “Freies Jugendzentrum“, welches besser als “nationales Jugendzentrum“ begriffen werden kann. Damit knüpfen sie an berlin-brandenburgweite Kampangnen von Neonazis an, die zum Ende des Jahres in Berlin oder wahlweise in Königs Wusterhausen in regelmäßigen Abständen, in Form von Demonstrationen, durchgeführt werden.
Natürlich spielt auch der Jahrestag des Brandanschlags auf das alternative Jugendzentrum “Maquis“ eine große Rolle in der Durchführung unserer Besetzung. Das Ereignis wird von den Nazis der KMOB verschwiegen und das ist unserer Ansicht nach mehr als dreist!
Antifa Bad Freienwalde: Was erhofft ihr euch von eurer Aktion im Speziellen?
Ben: Zum einen soll natürlich die Bevölkerung Freienwaldes dafür sensibilisiert werden, dass ein Bedürfnis nach einem solchen Zentrum unter den Jugendlichen besteht. Natürlich gibt es bereits ein Jugendzentrum in Freienwalde, aber dies entspricht nicht in allen Hinsichten unseren Vorstellungen von freiheitlichem und autarkem Handeln. Zum anderen sollen die Nazis der KMOB merken, dass sie ihre Ansprüche hier kein Vorrecht besitzen — im Gegenteil. Während sie nur davon reden, beziehungsweise durch die Stadt spazieren wollen ohne in der Lage zu sein spezifische Inhalte zu vermitteln, schreiten wir zu Taten und setzen somit Zeichen.
Antifa Bad Freienwalde: Ein ähnliches Zeichen soll auch die von uns organisierte antifaschistische Demonstration sein. Wie steht ihr dazu, da du gerade von “durch die Stadt spazieren“ gesprochen hast?
Ben (lacht): Ja, da hast du recht. Aber ich habe mir bereits euren Aufruf durchgelesen und stimme euch voll und ganz zu. Ich habe den Eindruck, ihr geht auf die Straße um eine Botschaft zu vermitteln, eine ähnliche wie wir sie haben und deswegen werde ich mich auch an der Demo beteiligen.
Antifa Bad Freienwalde: Das freut uns natürlich zu hören. Wir wünschen euch viel Erfolg bei euren zukünftigen Aktionen und hoffen, ihr könnt eure Ziele erreichen. Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast!