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Geschichte & Gedenken

Am 8. Mai auf dem Weg der Würde

Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, beteiligten sich etwa 30 Erwach­sene und 15 Kinder an ein­er Fahrrad­tour durch Biesen­thal. Dabei besucht­en die Teilnehmer*innen die sieben Gedenkste­len des Weges der Würde. Zudem legten sie auch am Denkmal der Opfer des Faschis­mus und am Haus in der Bre­it­en Str. 59 einen Halt ein.

Am Denkmal der Opfer des Faschis­mus wurde unter anderem an das Schick­sal der Wehrma­ch­st­de­ser­teure erin­nert. Im März oder April 1945 in Biesen­thal erkundigten sich drei junge Wehrma­chtssol­dat­en nach dem Weg Rich­tung Lobe­tal. Später fand man sie in ein­er Sche­une am der Kirschallee erhangen, was als Strafe für Deser­tion gedeutet wurde.

An der Stele für den nieder­ländis­chen Diplo­mat­en Adri­anus Mil­lenaar, der in der Neuen Müh­le wohnte und vie­len Zwangsarbeiter*innen und KZ-Gefan­genen half, wurde eine Gruss­wort sein­er Tochter Adri­ana H. Mil­lenaar Brown verlesen:

Liebe Biesen­thaler Radfahrer*innen!
Es macht mir grosse Freude Euch zu begrüssen an diesem so bedeu­tungsvollen 8. Maitag 2021. Vor allem bin ich froh und sehr geehrt, dass Ihr an der Stele für meinen Vater: Adri­anus Mil­lenaar, halt macht und an ihn erin­nert, der in den vierziger Jahren so viel wie er nur kon­nte den hol­ländis­chen Zwangsar­beit­ern half. Diese Zwangsar­beit­er und auch die Gefan­genen, die im KZ Sach­sen­hausen sich nach Frei­heit sehn­ten, hat mein Vater jahre­lang ver­sucht irgend­wie zu befreien, jeden­falls dies zu unterstützen.
Gerne wuerde ich mit Euch fahren, so wie ich das damals in 1942, ’43 oder ’44 ver­suchte als 4- oder 5- oder 6‑Jährige und ich auf ein erwach­senes, riesiges Fahrrad stieg, und immer weit­er tram­pelte bis ich in den Stachel­draht fuhr und dann wie ver­rückt vor Schmerz schrie. Eine grosse Narbe habe ich noch immer am linken Arm.
Jet­zt begrüsse ich Euch und bin dankbar, dass Ihr Biesen­thaler den Befreiungstag feiert und so die Zwangsarbeiter*innen aus Biesen­thal und der Umge­bung ehrt. Ich danke Euch und werde aus Ameri­ka an Euch am 8. Mai denken.

Alles Gute und seid mit Frieden gesegnet.
Adri­ana H. Mil­lenaar Brown

Im Haus in der Bre­it­en Str. 59 betrieb das jüdis­che Ehep­aar Borchert ein Milch- und But­tergeschäft und wohnte dort mit ihren 3 Söh­nen. Bis 1936 kon­nten sie ihr Geschäft hal­ten. Die ganze Fam­i­lie wurde von der Gestapo ver­haftet, ins KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die Stadtchro­nistin der Stadt Biesen­thal Frau Poppe, die mit ihren Recherchen die Gedenk­tour erst möglich gemacht hat, legte an jed­er Stele eine Blume nieder.

Die Stele mit ein­er Taube erin­nert an das KZ-Aussen­lager das sich zwis­chen Biesen­thal und dem Hellsee befand.

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