SCHÖNFLIESS/ORANIENBURG Das Zwillingspaar Marc und Philipp K. aus Schönfließ
und der Oranienburger Eric S. saßen gestern wegen gefährlicher
Körperverletzung auf der Anklagebank des Jugendschöffengerichts in
Oranienburg. Zur Aufklärung der Taten trugen jedoch alle drei nichts bei.
Die Zwillingsbrüder behaupteten, von einer Schlägerei auf dem Hohen
Neuendorfer S‑Bahnhof in der Nacht des 9. Mai 2004 nichts zu wissen. Sie
hätten mit zwei Kumpels vorher fünf Flaschen Wodka geleert und ihr
Erinnerungsvermögen ertränkt. Der dritte Angeklagte sagte, er sei nicht
dabei gewesen, er hätte weit entfernt vom Geschehen auf einer Bahnhofsbank
gesessen.
Trotz der energischen Hinweise durch die Richterin, dass sie den Angeklagten
den angeblichen “Filmriss” nicht glaube, blieben die Brüder verstockt. Auch
die Mutter konnte ihre Söhne nicht umstimmen.
Was wird ihnen vorgeworfen? Sie sollen einen jungen Mann in der Tatnacht mit
einem Mülleimereinsatz zu Boden geschlagen und auf ihn eingetreten haben.
Dabei wären auch ein Messer und eine Schreckschusspistole im Spiel gewesen.
Bei diesem jungen Mann handelt es sich um den ehemaligen Borgsdorfer Steve
G. Der 18-Jährige war mit Gesinnungsgenossen vom Hohen Neuendorfer
Frühlingsfest gekommen. Auf dem Weg zum Bahnhof traf er auf eine Gruppe
Jugendlicher, mit den ihm aus der Schulzeit bekannten Zwillingen. Worte wie
“Scheiß-Nazis” und “Faschos” flogen durch die Luft, erzählte Steve G., der
als Zeuge mit seinem Outfit keinen Hehl aus seiner rechts gerichteten
Überzeugung machte.
Nichts Gutes ahnend, habe er sich mit seinen Begleitern auf den Bahnhof
zurückgezogen. Dort wäre er kurz danach von Marc und Philipp K.
niedergeschlagen worden. Sie hätten versucht, ihn auf die Gleise zu zerren.
Einer der Brüder habe vorgehabt, mit dem Messer auf ihn einzustechen. Wer
von den beiden, konnte der Schüler nicht mit Gewissheit sagen. Der
mitangeklagte S. hätte derweil mit einer Pistole den Angreifern den Rücken
freigehalten, so die Aussage des 18-Jährigen.
Ähnlich beschrieb David P. (17) als Augenzeuge die Tat. Er habe die
Bahnaufsicht alarmiert. Dies bestätigte die Diensthabende nicht. In den
Dienstraum sei ein völlig aufgelöstes junges blondes Mädchen gestürzt, so
ihre Darstellung. Dieses Mädchen will das Gericht deshalb zusätzlich hören.
Daneben noch zwei weitere Zeugen, die zu einer anderen, angeblich von den
Zwillingen angezettelten Schlägerei in Schönfließ aussagen sollen. Die
Verhandlung wird am Montag fortgesetzt.