Prozess um den gewaltsamen Tod von Kajrat Batesova nähert sich seinem Ende
Patrick Sch. schwer belastet
Der Angeklagte Marco F. (21) scheint die zwei Wochen Prozesspause viel nachgedacht zu haben. Am gestrigen 11. Verhandlungstag bekundete er in einer Einlassung, dass der Mitangeklagte Patrick Sch. den Stein auf Kajrat Batesova geworfen haben soll. Zwar gab Marco F. an die Tat nicht mit eigenen Augen gesehen zu haben, Sch. habe ihm und anderen gegenüber jedoch den Wurf des 17 Kilogramm schweren Steines selbst eingeräumt. Zuvor hatte Patrick Sch. am gestrigen Verhandlungstag über seinen Anwalt eine Beteiligung an dem Steinwurf bestritten. Die Zeugin Nicole B. (20) bestätigte die Angaben von Marco F.. Sie selbst sei zwar nicht an dem Abend anwesend gewesen, sie habe jedoch noch am gleichen Tag von Marco F. und dem gesondert Angeklagten Sebastian S. erfahren, dass Patrick Sch. zugegeben hätte den Stein geworfen zu haben. Die Tat und deren Umstände seien auch Dauerthema im engeren Freundeskreis von Marco F. gewesen, dem sie, so die Zeugin, angehöre.
„Wir würden alles machen, um zu helfen“, so beschrieb die Zeugin die getroffenen Übereinkünfte und Absprachen. Sebastian S. habe ihr noch vor kurzem, bei einem Gelage in der Wittstocker Kneipe „Alibi“ erläutert, dass „Patrick für 15 Jahre in den Knast kommt“, wenn sie die die Wahrheit sage. An diesem „Kneipenabend“, der kurz nach Prozessbeginn stattgefunden habe, seien noch weitere Personen anwesend gewesen, die im Verlaufe des Prozesses als Zeugen aufgetreten sind. Dazu gehörten, nach Aussage der Zeugin, auch diejenigen, welche wegen Falschaussage oder unterlassener Hilfeleitung aus dem Gerichtssaal heraus vorläufig festgenommen worden sind.
„Ein Kartell des Schweigens“, so brachte ein Prozessbesucher seine Eindrücke der Situation auf den Punkt. Nicht aufgeben will die Vertretung der Nebenklage. In einem neuen Beweisantrag, dem die Kammer stattgab, forderte sie den Zeugen Tobias W. zu hören, dessen PKW nach Aussagen eines Hauptbelastungszeugen den Tatort, kurz nachdem die Angeklagten geflohen waren, verlassen haben soll. Der Zeuge ist für Freitag 9:00 Uhr geladen. Vom Gericht abgelehnt wurde ein zweiter Beweisantrag der Nebenklage, in dem diese gefordert hatte, Staatsanwalt Sauermann zu laden, der den gesondert Angeklagten Michael L., nach seiner vorläufigen Verhaftung aus dem Gerichtssaal am 24.01., vernommen hatte. Aufschlussreich war die Begründung des umfangreichen Antrages, weil darin die von Michael L. gemachte Aussage in den Gesamtzusammenhang gestellt wurde. L. hatte in der damaligen Hauptverhandlung, wie auch später in der staatsanwaltlichen Vernehmung, ausgesagt, mit seinem Kollegen Daniel G. zumindest einen Teil des Angriffs gegen einen der beiden Betroffnen aus dem Auto verfolgt, jedoch keinen Steinwurf gesehen zu haben. Bevor sie dann endgültig weggefahren seien, hätten sie noch Michael W. versprochen, bei späteren Nachfragen, zu bestätigen, dass dieser mit ihnen mitgefahren sei. In den bisher rekonstruierbaren Tatverlauf gestellt, ist diese Aussage ein weiterer deutlicher Hinweis darauf, dass die Täter, noch vor Ausführung der Tat, Absprache getroffen haben.
Eine Mehrzahl der Zeugen hatte bei früheren Verhandlungstagen darüber hinaus bestätigt, dass Kajrat Batesova und Max K. schon in der Disko als „Russen“ erkannt worden waren. Eine rassistische Tatmotivation jedoch streiten die Täter ab, würde eine solche doch die Anklage von Totschlag zur Mord möglich machen. Dass das Leben eines Menschen, der in Russland geboren ist, zumindest bei einem Teil der Wittstocker Technoszene nur wenig zählt, drängt sich Prozessbeobachtern immer wieder beim Blick auf die Zuschauerbänken auf. Dort versammeln sich regelmäßig Freunde der Angeklagten, für die es keine Rolle zu spielen scheint, dass ein Mensch aus niedrigsten Beweggründen erschlagen wurde.
Richterin Taren-Deik machte gestern deutlich, dass sie die Beweiserhebung in kürze schließen möchte. Die Angeklagten hätten nach ihrem Zeitplan nur noch am Freitag Zeit dafür, ihre bisher gemachten, lückenhaften Einlassungen zu vervollständigen. Bleibt es bei der Ankündigung der Richterin, ist mit der Verkündung des Urteils am Dienstagnachmittag (25.02.) zu rechnen.
Opferperspektive Brandenburg
Angeklagter benennt erstmals Steinewerfer
Wende im Prozess um Tod eines Spätaussiedlers
(Berliner Zeitung, Katrin Bischoff) NEURUPPIN. “Dass von meinen so genannten Freunden keiner was gesehen haben
soll oder will, kann ich nicht glauben. Das geht doch nicht, dass alle
davorgestanden und nichts gesehen haben.” Diese Zeilen schrieb Marko F. aus
der Untersuchungshaft an seine Familie. Er habe keine Lust, für etwas in den
Knast zu gehen, was er nicht getan habe, hieß es in dem am Mittwoch vor dem
Landgericht in Neuruppin verlesenen Brief. Marko F. und vier seiner Freunde
müssen sich hier wegen gemeinschaftlichen Totschlags verantworten. Sie
sollen im Mai 2002 den Russlanddeutschen Kajrat Batesov (24) vor einer
Wittstocker Diskothek zusammengeschlagen und ihm einen großen Feldstein auf
die Brust geworfen haben. Der Spätaussiedler erlag drei Wochen später den
Verletzungen.
Inzwischen haben alle Angeklagten gestanden, Batesov geschlagen und
getreten, nicht aber den Stein angefasst zu haben. Auch die rund 50
Tatortzeugen, die vor Gericht ausgesagt haben, können sich an einen
Feldstein nicht erinnern. Gegen sieben von ihnen ermittelt inzwischen der
Staatsanwalt wegen Falschaussage oder unterlassener Hilfeleistung. Er ist
überzeugt, dass mehrere Zeugen den Steinwurf beobachtet haben.
Am elften Verhandlungstag hatte Staatsanwalt Kai Clement eigentlich
plädieren wollen. Doch dann meldete sich Marko F., der als
Hauptbeschuldigter gilt, nochmals zu Wort. Weil er bis zuletzt gehofft habe,
dass einer der Zeugen die Wahrheit sagen würde, komme seine Aussage so spät,
erklärte er. Auch habe er dem Mitangeklagten Patrick S. die Chance geben
wollen, sich selbst zu äußern. “Noch in der Tatnacht hat mir Patrick gesagt,
dass er den Stein geschmissen hat”, sagte Marko F. Später hätten er und sein
Kumpel beschlossen, darüber zu schweigen.
“Patrick, zu dir wollte ich sagen, du denkst jetzt, ich wäre ein Verräter.
Aber du verrätst mich doch, indem du nichts sagst”, sagte Marko F. zu seinem
Nachbarn auf der Anklagebank. Doch der 21-Jährige schüttelte den Kopf und
ließ seinen Anwalt mitteilen, dass er Derartiges nie zu Marko F. gesagt
habe. Auch die anderen Angeklagten blieben dabei: Sie haben den Steinwurf
nicht gesehen.
Das Gerichts muss nun bewerten, ob die Aussage von Marko F. nur ein Versuch
ist, im letzten Moment den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Fest steht
jedoch, dass auch Marko F. auf Kajrat Batesov eingeprügelt hat. Der
Gerichtsmediziner konnte nicht ausschließen, dass die tödlichen Verletzungen
Batesovs auf die Schläge und Tritte zurückzuführen sind. Am Freitag wird die
Zeugenvernehmung fortgesetzt.
Marko F. belastet seinen Freund
Mauer des Schweigens gebrochen / Überraschende Wendung im Mordprozess
NEURUPPIN Im Prozess um den Tod eines 24-jährigen Russlanddeutschen aus Wittstock ist die Mauer des Schweigens gestern eingestürzt. Erstmals
erklärte ein Anklagter, er wisse, wer im Mai 2002 den 17,7 Kilogramm schweren Feldstein auf den 24-jährigen Kajrat Batesov geworfen habe.
Der Hauptangeklagte Marko F. belastete seinen Freund und Mitangeklagten
Patrick Sch. massiv im Neuruppiner Landgericht: Er habe ihm nach der T
at
gestanden, den Stein geworfen zu haben. Sie hätten beschlossen, nichts zu
sagen, doch während der Verhandlung habe er erwartet, dass sich sein Freund
zu der Tat bekenne, sagte F. Nun könne er nicht länger schweigen. Den Wurf
selbst will F. jedoch nicht selbst gesehen haben.
Diese Tatversion wurde von F.s Freundin, Nicole B., bestätigt. Noch ein
weiterer Zeuge habe ihr gegenüber zugegeben, mehr zu wissen, als er vor
Gericht aussagte. Nicole B. war bei der Tat nicht anwesend.
Patrick Sch.s Anwalt wies die Anschuldigung als unwahr zurück. Die
überraschende Wendung im Prozess führte zu einer Verschiebung der geplanten
Plädoyers. Das Urteil wird für Dienstag erwartet.
Wende im Prozess um Tod eines Russlanddeutschen
(MOZ) Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines
Russlanddeutschen aus Wittstock hat es eine überraschende Wendung gegeben.
Widersprüchliche Aussagen der Angeklagten sorgten am Mittwoch für Verwirrung
im Gerichtssaal. Deshalb mussten die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und
Nebenklage verschoben werden.
Erstmals gab der Angeklagte Patrick S. eine Erklärung vor Gericht ab. Darin
sagte der 22-Jährige, er sei von einem anderen Spätaussiedler, dem Begleiter
des späteren Opfers, angegriffen worden und habe sich lediglich gewehrt.
Daraufhin meldete sich sein Mitangeklagter Marko F. zu Wort. Er sagte aus,
dass Patrick S. den Stein nach dem Russlanddeutschen geworfen habe. Dies
habe er allerdings nicht selbst gesehen. Patrick S. habe ihm dies nach der
Tat gestanden. Die Staatsanwaltschaft war in der Anklageschrift davon
ausgegangen, dass Marko F. das 24-jährige Opfer mit einem Stein erschlagen
hat.
In dem Prozess müssen sich fünf Männer wegen Totschlags und versuchten
Totschlags verantworten. Sie sollen den Russlanddeutschen im Mai 2002 vor
einer Tanzgaststätte angegriffen haben. Der Angeklagte Markus F. soll das
Opfer dann mit einem Stein erschlagen. In dem Mammutverfahren waren über 50
Zeugen und mehrere Gutachter gehört worden.
«Jetzt muss abgewartet werden, wie die Kammer das bewertet», sagte ein
Sprecher des Landgerichtes. Die Nebenklage habe auf Grund der neuen
Situation beantragt, am Freitag einen weiteren Zeugen zu hören. Danach
könnten dann noch am Freitag die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und
Nebenklage und am Montag der Schlussvortrag der Verteidigung gehört werden.
Am Dienstag wird nach Angaben des Sprechers voraussichtlich das Urteil
gesprochen.
stehen die Plädoyers an. Die Kammer will den Planungen zufolge am Mittwoch
(9.00 Uhr) zunächst die Anträge von Staatsanwaltschaft und Nebenklage hören,
sagte ein Sprecher des Landgerichts Neuruppin. Am Freitag sollen dann die
Schlussvorträge der Verteidiger folgen. Das Urteil wird für Montag erwartet.
In dem Prozess müssen sich fünf Männer wegen Totschlags und versuchten
Totschlags verantworten. Sie sollen den Russlanddeutschen im Mai 2002 vor
einer Tanzgaststätte angegriffen haben. Der Hauptangeklagte Markus F. (21)
habe das 24-jährige Opfer dann mit einem Stein erschlagen. In dem
Mammutverfahren waren über 50 Zeugen und mehrere Gutachter gehört worden.