(Berliner Zeitung) NEURUPPIN. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat am Mittwoch Anklage wegen Mordes an dem 16-jährigen Schüler Marinus Schöberl erhoben. Drei
Jugendlichen aus der rechtsextremen Szene wird in der 50-seitigen Anklageschrift vorgeworfen, ihr Opfer am 12. Juli 2002 zuerst vier Stunden lang in einer Wohnung in Potzlow (Uckermark) misshandelt zu haben. Danach sollen die 17 bis 23 Jahre alten Verdächtigen Marinus in einem nahen Stall
“grausam und zur Verdeckung der vorangegangenen Körperverletzung” ermordet haben.
Ein weiteres Mordmerkmal sind die niederen Beweggründe für die Tat, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher mit. Aus den Geständnissen von zwei der Verdächtigen werde klar, dass sie Marinus erschlagen haben,
weil sie ihn für “minderwertig” hielten. Marinus wurde getötet, weil er nicht die Kleidung der Skinheads trug,
sondern Hip-Hopper-Hosen und die “falsche” Frisur. Deshalb haben sie ihn während der Misshandlungen immer wieder aufgefordert: “Sag, dass du ein Jude bist.”
Der Fall hatte auch deshalb für Aufsehen gesorgt, weil Marinus vier Monate lang als verschollen galt. Die Täter hatten ihr Opfer in einer Jauchengrube vergraben. Die sekettierte Leiche wurde erst gefunden, als einer von ihnen
andere Jugendliche wegen einer 20-Euro-Wette zur Grube gebracht hatte. Die Staatsanwaltschaft erhebt zudem Anklage wegen unterlassener Hilfeleistung gegen zwei weitere Potzlower. In ihrer Wohnung hatten die Misshandlungen stattgefunden. “Obwohl Marinus sichtbar verletzt war, wurde
von den beiden Beschuldigten nichts unternommen, um ihm zu helfen”, teilte Schnittcher mit. Sie hätten tatenlos zugesehen, als das Opfer geschlagen wurde, als man ihm Bier und Schnaps einflößte und ihm die Täter auf den Kopf
urinierten.
Anklage gegen drei Jugendliche wegen Mordes an Schüler
Zwei der rechtsgerichteten Täter geständig
(LR) Sieben Monate nach dem qualvollen Tod des Schülers Marinus Schöberl in
Potzlow sind drei junge Männer aus der rechten Szene Ostbrandenburgs wegen
Mordes angeklagt worden. Ihnen wird zur Last gelegt, den 16-Jährigen im Juli
2002 in einem Stallgebäude schwer misshandelt und dann getötet zu haben (die
RUNDSCHAU berichtete). Darüber hinaus sei gegen zwei Einwohner von Potzlow
(Uckermark) wegen unterlassener Hilfeleistung Anklage erhoben worden, teilte
die Staatsanwaltschaft Neuruppin gestern mit.
Das Skelett des monatelang vermissten Schülers war im November in einer
Jauchegrube entdeckt worden. Kurz darauf nahm die Polizei die drei als
rechtsextrem eingestuften Tatverdächtigen fest. Von ihnen haben inzwischen
zwei 17-Jährige ein Geständnis abgelegt. Sie gaben zu, den Jungen zu Tode
geprügelt zu haben, weil sein Haar blond gefärbt und seine Hip-Hopper-Hose
nicht nach ihrem Geschmack war. Der dritte, 23 Jahre alte Angeklagte
schweigt bislang.
Die 50-seitige Anklageschrift gegen die drei mutmaßlichen Mörder sollte noch
gestern der Jugendkammer am Landgericht Neuruppin vorgelegt werden.