(Andreas Fritsche) Mit Bildern aus dem Leben des am 4. August an den Folgen eines Schlaganfalls verstorbenen Landtagsabgeordneten Christian Otto hatte die Linkspartei die beiden Fensterscheiben seines alten Wahlkreisbüros in Forst gestaltet. Auch ein Nachruf hing aus. Unbekannte Täter haben hier nun Aufkleber der neofaschistischen NPD angebracht und das Glas mit mehreren Parolen beschmiert. Unter anderem stand dort zu lesen: »Lieber tot als rot.«
Entdeckt hat dies ausgerechnet Robert Otto, der Sohn des Verstorbenen. Zufällig fuhr er am Montagmorgen an dem Büro in der Cottbuser Straße 54 vorbei, in dem auch die Kreisgeschäftsstelle der Linkspartei Spree-Neiße untergebracht ist und das um diese Zeit noch nicht besetzt war. Robert Otto informierte umgehend die Linkspartei, die wiederum die Polizei holte, wie die Ortsvorsitzende Anke Schwarzenberg auf Anfrage mitteilte.
Angesichts der geschmacklosen, brutalen und verachtenden Parolen mache sich Bestürzung und Sorge breit, sagte Landesvorsitzender Thomas Nord. »Wir werten dies als einen Angriff auf die Person Christian Ottos.« Mit dem Entsetzen über den Anschlag verbinde man jedoch den Willen, sich von Rechtsextremen nicht einschüchtern zu lassen.
NPD-Aufkleber mit ausländerfeindlichen Parolen pappten auch an der Eingangstür zu Räumen der SPD auf der anderen Straßenseite, wo sich die Bürgerbüros des Bundestagsabgeordneten Steffen Reiche und des Umweltministers Dietmar Woidke sowie die Geschäftsstelle des SPD-Ortsvereins befinden. NPD-Aufkleber entdeckten die Sozialdemokraten dort schon öfter. Es ist aber das erste Mal, dass mit einem Stift noch eine SPD-feindliche Parole hinzugekliert wurde, erzählte Woidkes Mitarbeiter Helmut Ließ.
Für Christian Otto rückte indessen Wolfgang Thiel in den Landtag nach. Thiel gehörte dem Parlament schon einmal ab 1999 an. Bei den Wahlen 2004 verpasste er den Wiedereinzug. Er arbeitete dann als Fraktionsgeschäftsführer. Von 1995 bis 1999 war der heute 58-Jährige PDS-Landeschef.