Das Potsdamer Glockenspiel der Garnisonkirche war in der Nacht zum Donnerstag Ziel eines Vandalismus-Anschlags. Unbekannte haben die Klöppel von 23 überwiegend kleineren Glocken mit Bauschaum besprüht. Außerdem wurden die Kabel von fünf Glocken herausgerissen und damit die
Stromversorgung gekappt.
Passanten hatten am Morgen die Polizei verständigt, nachdem sie auf einen veränderten Klang des Glockenspiels aufmerksam geworden waren. Inzwischen wurde es ganz abgestellt. Der Sachschaden beläuft sich nach
vorläufigen Schätzungen auf mehrere Tausend Euro. Die Reinigung müsse eine Spezialfirma übernehmen, hieß es. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), zugleich Schirmherr für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, sprach von einer “politisch motivierten” Tat, die “von langer Hand
vorbereitet” worden sei. Die Aktion richte sich sowohl gegen den geplanten Wiederaufbau der Kirche als auch des Stadtschlosses. Schönbohm forderte die Stadt auf, sich nachdrücklich zu beiden Vorhaben zu bekennen.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Sven Petke sieht in der Beschädigung einen
“Anschlag auf alle Potsdamer und auf die deutsche Einheit”. In scharfer Form attackierte Petke die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär. Der Anschlag resultiere aus dem “Geist, der in der Kampagne
seine Quelle hat”, so Petke. Er forderte alle Potsdamer auf, gegen den Anschlag zu demonstrieren.
Oberbürgermeister Jann Jakobs erklärte, eine solche “mutwillige Sachbeschädigung” sei nicht hinnehmbar. Das Glockenspiel sei inzwischen für viele Bürger ein Wahrzeichen Potsdams geworden. Jakobs kündigte
Gespräche mit der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) e.V. darüber an, welchen Beitrag die Stadt zur Beseitigung der Schäden leisten kann. Geld aus dem Stadthaushalt werde es allerdings nicht geben, so Jakobs. Vorstellbar sei aber eine gemeinsame Sammelaktion.
TPG-Chef Max Klaar war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die TPG sammelt seit Jahren für den Aufbau des Turms der Garnisonkirche, in dem die Glocken dann wieder ihren Platz finden sollen.
Die Polizei setzt ihre Hoffnungen unterdessen auf etwaige Augenzeugen. Die betreffenden Glocken hängen in einer Höhe von acht bis zwölf Metern. Ohne Leitern oder andere Hilfsmittel wäre so eine Aktion kaum zu
bewältigen. Auch mit mehreren Personen würde man eine gewisse Zeit brauchen, um einen Schaden diesen Ausmaßes anzurichten. Die Polizei bittet Bürger, die in der Nacht zum Mittwoch dort verdächtige Personen beobachtet haben, sich unter — 0331/283 12 ‑24 bis ‑26 oder bei jeder
anderen Polizeidienststelle zu melden.