EBERSWALDE Fremdenfeindlichkeit und Gewalt in Brandenburg sind nach Ansicht des Städte- und Gemeindebundes bisher noch nicht ausreichend bekämpft worden. Die Situation sei trotz intensiver Anstrengungen der Landesregierung nicht besser geworden, sagte Geschäftsführer Karl-Ludwig Böttcher auf der zweiten Regionalkonferenz der Koordinatoren gegen Fremdenfeindlichkeit am Sonnabend in Eberswalde. Insbesondere die bundesweite Debatte über das Zuwanderungsgesetz gebe Rechtsradikalen weiter Auftrieb.
Nach dem Eindruck von Experten formierten sich Rechtsradikale in Brandenburg neu, sagte Böttcher weiter. So würden neuerdings viele gesellschaftliche Organisationsformen unterwandert und neue Betätigungsfelder und Netze, wie etwa die Musikszene, erschlossen. „Viele Jugendliche wissen gar nicht, dass hinter angebotenen Aktivitäten Rechtsradikale stehen“, sagte Böttcher. Ihr Arglosigkeit würde vielfach ausgenutzt.
Böttcher forderte, Brandenburg müsse dem Zuwanderungsgesetz zustimmen. „Das Bundesland darf sich nicht zum Spielball der Interessen anderer machen lassen“, meinte der Geschäftsführer.
Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sowie weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hatten im August 2000 Bürgermeister und Amtsdirektoren aufgefordert, Koordinatoren gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt zu benennen. Das Koordinatoren-Netzwerk umfasst mittlerweile rund 500 Gemeinden.